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Hat der DFB ein Defensiv-Problem?

Hat der DFB ein Defensiv-Problem?

Nach einem unglücklichen Spielverlauf ist Deutschlands Generalprobe vor dem Startschuss in die WM-Qualifikation gründlich danebengegangen.

Österreichs Gruppengegner und erster Kontrahent im Rennen um das Ticket für Brasilien 2014 erlebte am Mittwoch in Frankfurt/Main ein Spiel zum Vergessen.

Gegen den zweifachen Weltmeister Argentinien um Superstar Lionel Messi ging die DFB-Auswahl im Neustart nach dem EM-Aus als 1:3-Verlierer vom Spielfeld.

Quali-Gegner bleiben sieglos

Überhaupt blieben bis auf Österreich alle am Mittwoch im Länderspiel-Einsatz befindlichen Teams der Quali-Gruppe C ohne Sieg. Schweden musste sich gegen ein übermächtiges Brasilien völlig verdient 0:3 geschlagen geben, Irland trennte sich in einer schwachen Partie von Serbien 0:0. Die Färöer schlugen sich mit einem 0:2 auf Island achtbar.

Nach Deutschlands Pleite war ein Einordnen der Leistung schwierig. Selbst die deutschen Fans reagierten auf die Niederlage gegen die Argentinier, die man bei der WM 2010 noch mit 4:0 abgefertigt hatte, nicht mit Pfiffen, sondern aufmunterndem Beifall.

"Es ist schwer, es auf den Punkt zu bringen, was alles passiert ist in diesem Spiel", meinte Bundestrainer Joachim Löw: "Der Spielverlauf war einfach gegen uns."

Für DFB lief alles schief

Verteidiger Mats Hummels musste sich nach einem Zusammenprall früh mit einer Halswirbel-Verrenkung auswechseln lassen. Dann flog Torhüter Ron-Robert Zieler nach einer halben Stunde aufgrund einer Notbremse mit der Roten Karte vom Platz.

Und zur Krönung der ersten Spielhälfte traf Sami Khedira mit einem verunglückten Befreiungsschlag ins eigene Tor. "Das war kurios. Es kam alles zusammen heute", meinte Stürmer Miroslav Klose, der mit Abstand älteste Profi im DFB-Team.

Deutschland konnten sich danach nicht richtig aufbäumen, die Niederlage nahm bedrohliche Formen an. Der per Foul-Elfmeter in der ersten Spielhälfte noch gescheiterte Messi (52.) und Angel di Maria (73.) schlugen zu, Benedikt Höwedes (81.) markierte den deutschen Ehrentreffer. Deutschlands Spieler hakten die Partie als unglücklich verlaufen ab.

"Ein unglücklicher Abend"

"Nach der Roten Karte mussten wir uns erst finden. Das Ergebnis ist letztlich verdient. Es geht weiter", sagte Khedira. Aktivposten Marco Reus erklärte: "Es war ein unglücklicher Abend. Wir haben gezeigt, dass wir gegen Argentinien schon mitspielen können."

Die nach dem Out im EM-Halbfinale gegen Italien aufgekommene Kritik an der Marschrichtung von Löw wird trotzdem nicht verstummen. Bereits kurz nach Schlusspfiff brachte Ex-Teamtorhüter Oliver Kahn eine neue Debatte ins Rollen.

"Was sich in den letzten Monaten gezeigt hat, ist, dass die Mannschaft im Defensivbereich große Probleme hat. Der Bundestrainer muss sich da schon langsam mal Gedanken machen", sparte der nunmehrige ZDF-Experte nicht mit Kritik an der oft Schwächen zeigenden Abwehr.

Zuversichtlich für Qualifikation

"Es ist ja alles schön und gut mit Spielphilosophie und Offensive. Grundsätzlich sind es aber zu viele Torchancen, die der Gegner hat. Man kann doch als Spieler nicht immer zufrieden sein. Gegen die Italiener blutleer verloren, heute kriegt man wieder drei Stück. Mich würde das ärgern", führte Kahn weiter aus.

Löw ließ die meisten Sätze unkommentiert. "Ich teile seine Meinung nur bedingt", sagte er. "Ich kann keinem Spieler einen Vorwurf machen, dass er nicht alles gegeben hat."

Zum Startschuss der WM-Qualifikation am 7. September werde mit den Färöer ein ganz anderer Gegner warten, meinte der Bundestrainer. "Die Qualifikation ist ein anderer Wettbewerb. Und wir haben eine andere Situation, weil die Spieler dann schon zwei, drei Pflichtspiele gemacht haben", sagte Löw.

Schweden ohne Chance

Der Teamchef hat gegen die Inselkicker sowie vier Tage später in Wien gegen Österreich auch wieder etablierte Kräfte wie Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger oder Manuel Neuer zur Verfügung. Der Test gegen Argentinien offenbare Ansatzpunkte für die weitere Arbeit mit seinem Team.

Schweden stand gegen Brasilien im altehrwürdigen Rasunda-Stadion - es soll in Bälde abgerissen werden - auf ähnlich verlorenem Posten. Im Stockholmer Vorort Solna war die "Selecao" vor den Augen von Legende Pele drückend überlegen. Supertalent Neymar (20) lieferte einen Beweis seiner Klasse ab und war von den Schweden oft nur mit Fouls zu stoppen.

Leandro Damiao (32.) und der doppelt erfolgreiche Joker Alexandre Pato (84., 86./Elfmeter) trafen. Die Skandinavier blieben ohne ihren verletzten Star Zlatan Ibrahimovic durchwegs harmlos.

Feuertaufe für Iren-Goalie

Wenig ansehnlich war die Partie zwischen Serbien und Irland vor nur 5.000 Zuschauern in Belgrad. Positivster Aspekt aus irischer Sicht war Torhüter Keiren Westwood.

Der Nachfolger des zurückgetretenen Shay Given hielt bei den wenigen gefährlichen Situationen der Serben sicher. "Ich bin zufrieden, auch wenn es augenscheinlich war, dass uns die Fitness gefehlt hat", analysierte Irlands Teamchef Giovanni Trapattoni.