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"Aber wir wissen, dass es Europa League ist"

Über ein ganzes Jahr lang hat Rapid auf jenen Moment hingearbeitet, der am Donnerstag um 21:05 Uhr Realität wird.

Mit stolzgeschwellter Brust wird Kapitän Steffen Hofmann sein Team zum Auftakt der Europa-League-Gruppenphase gegen Rosenborg Trondheim aufs Feld führen.

Zum 48. Mal kommt der mittlerweile 32-Jährige in den Genuss, in einem Europacup-Spiel einzulaufen.

Eine Bestmarke hat er bereits in der Tasche. Mit 21 Toren ist er Rapids erfolgreichster Europacup-Torschütze und diese Statistik ist in seiner restlichen Karriere noch nach oben hin ausbaubar.

Das unverzichtbare Kribbeln

Nach einem Jahr Absenz von der internationalen Fußball-Bühne ist das Kribbeln, das den ganzen Reiz ausmacht, bereits zu spüren.

Obwohl der Mittelfeldspieler eher als ruhiger Typ gilt, den so schnell nichts aus der Fassung bringt, sind diese Gefühle vor einem wichtigen Match unverzichtbar.

„Eine gewisse Anspannung ist immer dabei. Und ich muss auch sagen, dass es sehr schlecht wäre, wenn die nicht da wäre“, gibt Hofmann im Gespräch mit LAOLA1 offen zu.

Das Prozedere ist für den Routinier vor jedem Spiel ähnlich, auch vor einem Match internationalen Formats.

Rituale und Verantwortung

„Eigentlich bereite ich mich nicht anders vor. Es ist natürlich schon was anderes, ob wir Europa League oder in der Meisterschaft spielen. Aber auch in der Liga kommt es darauf an, gegen wen man spielt. Von der prinzipiellen Vorbereitung ist es immer gleich.“

Erschwerend hinzu kommt in dieser Saison, das mit Rapid nur ein einziges österreichisches Aushängeschild international vertreten ist, auf das alle Blicke gerichtet sind – sowohl jene der Fans, Sympathisanten, aber auch jene der schärfsten Kritiker.

In dieser Hinsicht kommt auf die Hütteldorfer eine enorme Verantwortung zu – schließlich geht es auch um die Zukunft rot-weiß-roter Vertreter im Europacup.

„Es ist heuer nun leider einmal so. Es wäre sicher besser für den österreichischen Fußball, wenn noch andere Mannschaften in der Gruppenphase dabei wären“, ist sich Hofmann der Tragweite der bevorstehenden Aufgabe bewusst.

Hauptsächlich für Rapid, aber auch für Österreich

An der Ausrichtung der mannschaftlichen Zielsetzung ändert das jedoch nichts, auch wenn es im Hinterkopf mitspielt.

„Wir versuchen einfach möglichst viele Punkte zu sammeln. Hauptsächlich natürlich für uns – und wenn dann für die Fünfjahreswertung noch wichtige Punkte dazukommen, wäre es natürlich eine tolle Sache.“

Das überstrapazierte Thema des Geisterspiels gegen Rosenborg wird auch vom Kapitän heruntergespielt.

In seiner Funktion als verlängerter Arm des Trainers wird er jedoch speziell auf seine Teamkameraden einwirken müssen, um mental für die ungewohnte Atmosphäre gewappnet zu sein.

„In so einem Spiel kann man sich viel mehr helfen“

„Es wird einfach ein sehr ungewöhnliches Spiel, da es von den Rahmenbedingungen her eher wie ein Freundschaftsspiel oder Training ist. Aber wir wissen, dass es Europa League ist. Alleine deswegen werden alle Spieler auf dieses Spiel brennen.“

Trotzdem wird die Stimme auf dem Platz öfter und vor allem deutlicher zu vernehmen sein, als wenn das Oval mit 48.000 Zuschauern gefüllt wäre.

„Der Unterschied ist, dass man sich gerade in so einem Spiel viel mehr helfen kann als in einem Bundesligaspiel oder einem normalen Spiel mit Zuschauern“, macht Hofmann Vorteile in punkto Kommunikation aus.

Während das Trainerteam Informationen und Videos über die Gegner anhäuft und diese dann den Spielern präsentiert, liegt es im Ermessen jedes Einzelnen, sich zusätzlich auf die Herausforderung einzustellen.

Infos vom Jugendfreund beim FC Bayern

Rapids Nummer elf hält es folgendermaßen: „Es kommt drauf an. Wenn ich irgendjemanden kenne, der dort spielt – so wie jetzt in Norwegen – dann frage ich nach, was er von der Mannschaft hält und wo er die Stärken und Schwächen sieht. Ansonsten macht es keinen Sinn.“

Um die Trondheimer zu durchleuchten, wandte er sich allerdings nicht an Ex-Rapid-Kollege Ragnvald Soma, sondern an einen alten Bekannten aus Jugend-Tagen.

„Stefan Magnusson ist ein ehemaliger Mitspieler, ein isländischer Torhüter, mit dem ich bei Bayern in der Jugend gespielt habe und der jetzt in Norwegen ist. Somit konnte er mir ein paar Informationen geben.“

Bis auf zwei Leute  - Rade Prica und Steffen Iversen - sagten ihm die Namen der Gäste nicht viel. Das wird allerdings auf Gegenseitigkeit beruhen.

Am Spieltag wird es einmal mehr auch darauf ankommen, wie sich Hofmann auf dem Platz präsentiert. Als Ruhepol, als Stratege, als Routinier, als Führungsfigur – so wie er es international schon so viele Male bewiesen hat.


Alexander Karper