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"Der Weg wird konsequent weitergegangen"

Aus und vorbei.

Nachdem sich schon der Traum Champions League neuerlich nicht erfüllte, wurde es auch aus der Hoffnung Europa League nichts. Red Bull Salzburg verpasste beide europäischen Gruppenphasen.

Das Worst-Case-Szenario ist also eingetreten. Erstmals seit der Düdelingen-Blamage von 2012 muss Salzburg im Herbst international zusehen. Mitunter weil im erst zweiten Elfmeterschießen der Red-Bull-Ära die Nerven versagten. 

Elfmeterschießen nicht der Grund“

2013 stiegen die „Bullen“ in der zweiten ÖFB-Cup-Runde in Maria Lankowitz auf diese Weise auf, dieses Mal reichte es gegen Dinamo Minsk im Playoff zur Europa League nicht. Die Gäste entschieden dieses mit 3:2 für sich.

„Das Elfmeterschießen war nicht der Grund“, sagte Andreas Ulmer nach dem Spiel, das die Hausherren vor den Augen von Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz nach 90 Minuten 2:0 gewannen.

Weil das Hinspiel in Brest auf völlig unnötige Weise 0:2 verloren wurde, kam es überhaupt zur ersten internationalen Verlängerung für Red Bull und somit zur Entscheidung vom Punkt.

Hatten 180 Minuten plus 30 Zeit“ 

Am Rückspiel lag das Aus gewiss nicht. Salzburg war die klar bessere Mannschaft, erzielte auch das 3:0, doch der zweite Treffer von Jonatan Soriano wurde fälschlicherweise wegen Abseits nicht gegeben. 

„Wenn man das Spiel sieht und so eine Fehlentscheidung gefällt wird, dann kann man nicht von bitter reden, sondern da braucht man ein anderes Adjektiv. Wir hätten es heute verdient gehabt“, war Trainer Peter Zeidler mehr als nur enttäuscht. 

„Die Spieler sind über die Grenzen gegangen. Wir werden bei jeder Analyse dieses Spiels auf diese Szene zurückkommen. So eine klare Sache darf nicht passieren“, ärgerte sich der Deutsche.

Für den sportlichen Leiter, Christoph Freund, war allerdings auch klar: „Wir brauchen uns nicht auf den Schiedsrichter ausreden. Wir hatten 180 Minuten plus 30 Zeit.“ Es lag eben am Hinspiel. „Wir dürfen mit unserer Qualität, und wenn man jene von Minsk sieht, dort nicht 0:2 verlieren.“

Zeidler über die Elfmeterschützen: "Es waren nicht mehr viele da"

Warum die Jungen ran mussten

Durch das unnötigere der beiden Gegentore in Weißrussland (Minute 93) kam es aber nun eben zum Elfmeterschießen, in dem Takumi Minamino, David Atanga und Valon Berisha vergaben.

Zuvor trafen die Rückkehrer Martin Hinteregger (Assist zum 1:0) und Jonatan Soriano (Torschütze zum 2:0) ganz sicher. Die Nominierung der restlichen Schützen sorgte durchaus für Verwunderung. 

„Wir hatten uns in der Vorbereitung über mögliche Schützen Gedanken gemacht, natürlich vermehrt in den letzten fünf Minuten der Verlängerung, weil es auch darum ging, wer noch am Platz war. Wir hatten Ulmer und Leitgeb als sichere Schützen nicht mehr am Platz. Andere wie Schmitz und Lainer waren von Krämpfen geplagt, so dass es schwierig war, Schützen zu finden. Es waren nicht mehr viele da. Junge Spieler haben die Verantwortung übernommen. Und sie können sich vorstellen, wie etwa Takumi Minamino danach in der Kabine gesessen ist“, schilderte Zeidler bei der Pressekonferenz.

Nicht nur der. Stefan Lainer meinte: „Das ist sehr traurig für uns alle, eigentlich unvorstellbar, ich kann es noch gar nicht glauben.“ Ulmer: „Wir haben uns den Arsch aufgerissen und es hat nicht gereicht. Das tut weh. Es ist eine riesige Enttäuschung, weil die Gruppenphase unser Anspruch ist.“

Sauer und Freund stehen hinter ihrem Trainer

Djuricin geht wohl, Mukhtar kommt

Ob die begehrten Soriano oder Martin Hinteregger ihre Meinung ob des Europacup-losen Herbstes nicht doch noch ändern werden, zeigen die nächsten Tage. Marco Djuricin steht vor dem Absprung.

Bei Marco Djuricin geht die Tendenz dazu, dass er uns verlassen wird“, sagte Freund, der sich am Freitag mit dem (Ersatz-)Stürmer und dessen Berater unterhält.

Laut "Kurier" wird der 22-Jährige an Brentford verliehen. Der Stürmer habe die Freigabe bekommen, nach London zum medizinischen Check zu fliegen. Sollte dieser positiv ausfallen, sei ein Leihvertrag bis Saisonende geplant.

Hany Mukhtar, U20-Nationalspieler Deutschlands und vielseitiger Offensivspieler von Benfica Lissabon, wird ab Freitag mittrainieren. Das bestätigte Zeidler vor dem Spiel. Der Ex-Herthaner soll auf Leihbasis mit Kaufoption kommen.

Ein Umbruch wie dieser ist unumgänglich“

Nach dem Schließen des Transferfensters soll der Umbruch dann aber endgültig zu Ende sein. Dass dieser nicht zu verhindern war, betonen die Verantwortlichen.

Solch einer ist unumgänglich. Den letzten hatten wir 2012, wir haben dann die Mannschaft über zwei Jahre aufgebaut und wenn du erfolgreich bist, ist es die logische Konsequenz, dass Spieler eine neue Herausforderung suchen“, versuchte Sauer nach dem Europacup-Aus zu verdeutlichen.

Natürlich haben wir gehofft, es uns gewünscht und waren uns auch sicher, dass wir den Umbruch ein bisschen besser hinbekommen. Wir haben in ein, zwei Spielen nicht gut gespielt und es hat uns auch das Glück gefehlt. Wir spielen nicht international, das ist bitter und wäre auch für die Spieler wichtig gewesen, um Erfahrung zu sammeln und sich schneller weiterentwickeln zu können.“

So müssen sie sich in Österreich weiterentwickeln. „Wir sind gut beraten, alle Energien hier reinzustecken und das Beste aus der Situation zu machen, das Team weiter auf einen guten Weg zu bringen.“

Damit der Sommer 2016 nicht ähnlich enttäuschend endet wie jener von 2015.

 

Bernhard Kastler

Alles in Frage zu stellen wäre der größte Fehler“

Nun ist Meisterschaft und Cup für den Rest der Saison die bittere Realität für den Double-Sieger. Am eingeschlagenen Weg ändert das freilich nichts, dieser wird mit allen Beteiligten fortgesetzt. 

Die Entwicklung muss nun ohne Europa von statten gehen. Aber es ist jetzt keine Situation, in der wir nachdenken, von unserer Strategie und Philosophie abzurücken. Der Weg wird konsequent weitergegangen, weil es das einzig Richtige ist. In so einer Situation alles in Frage zu stellen wäre der größte Fehler, den man machen kann“, hielt General Manager Jochen Sauer im Gespräch mit LAOLA1 fest.

Auch der Trainer steht nicht zur Debatte. „Zu Strategie und Philosophie gehören die entsprechenden Mitarbeiter. Wir werden uns nicht von 20 Spielern trennen, auch nicht vom Trainer.“

Dieser gab sich in der bitteren Stunde kämpferisch. Zeidler: „Wir werden uns, wie ich zuletzt auch betonte, entwickeln, verbessern, als Mannschaft näher zusammenrücken und einen richtigen Teamgeist entwickeln. Das wird unsere Aufgabe sein, damit können wir in Graz anfangen.“

Soriano und Co. sollen bleiben

Der 53-Jährige dachte alsbald an die Zukunft: „Wir haben einen Zyklus begonnen. Natürlich wollten wir nach Europa kommen, hätten es uns auch verdient gehabt. Aber wir werden uns verbessern. Unser Anspruch ist, so zu spielen und so platziert zu sein, dass die Chance auf Europa wieder besteht.“

Freund schlug in die selbe Kerbe: „Wir wollen unsere Titel verteidigen.“

Das soll mit der Gallionsfigur Soriano passieren, die am Mittwoch keine Antwort auf die Frage nach ihrer Zukunft bei einem Europacup-Aus geben wollte.

Über einen möglichen Wechsel habe ich mit Jonny nicht gesprochen, zumal der Fokus auch klar auf Minsk lag. Ich gehe aber auch davon aus, dass nichts mehr Großes passieren wird“, so Freund. 

Sauer: „Wir haben uns damit nicht beschäftigt, Jonny hat sich meines Wissens nicht damit beschäftigt. Die Situation ist seit zwei Jahren die gleiche, es vergeht kein Monat, in denen es keine Anfragen oder Erkundigungen zu Jonny gibt. Da hat sich nichts geändert und wird es auch nicht.“