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Rapids verändertes Gesicht war erneut zu wenig

Rapids verändertes Gesicht war erneut zu wenig

Zum vierten Mal in dieser Europa-League-Gruppenphase hatte sich Rapid viel vorgenommen, Umstellungen vorgenommen, sich Mut zugesprochen.

4000 Fans reisten mit und stellten ihr Vertrauen lautstark und auf eindrucksvolle Weise unter Beweis.

Vor allem nach dem 0:4-Heimdebakel wollte man in Leverkusen zurückschlagen und die schwache Leistung vergessen machen.

Das gelang teilweise. „Wir haben ein ganz anderes Gesicht als in Wien gezeigt“, sprach Kapitän Stefan Kulovits im Gespräch mit LAOLA1 vielen Kollegen aus der Seele.

Trotzdem war das Ergebnis ein weiteres Mal ernüchternd: 0:3! „Im Prinzip war es trotzdem zu wenig“, musste Christopher Trimmel feststellen.

Katastrophe nach wenigen Minuten

Aufgrund der zehn Ausfälle ähnelte das System von Trainer Peter Schöttel beim Gastspiel in Nordrhein-Westfalen statt dem gewohnten 4-3-2-1 einem 4-1-4-1.

Mit Dominik Wydra übernahm ein erst 19-Jähriger das kreative Spiel, Harald Pichler kehrte als Abräumer vor der Abwehr zurück ins Team.

Doch nach vier Minuten mussten die Grün-Weißen bereits das erste Gegentor hinnehmen.

„Für uns war es natürlich eine Katastrophe, so schnell in Rückstand zu geraten“, gab Kulovits zu, die Bayer-Elf legte mit dem Blitzstart hingegen den Grundstein für den Erfolg.

Positive Ansätze anstelle eines Debakels

Doch Rapid ließ sich diesmal nicht überrollen, sondern zeigte Herz, Kampfgeist und auch spielerische Ansätze, die den Trainer positiv stimmten.

„Ich habe viele gesehen, die in einer schwierigen Situation die Zähne zusammengebissen, die Ellbogen ausgefahren haben und einige, auf die ich mich wirklich verlassen kann.“

Kulovits ergänzte: „Einige werden sich gedacht haben, wir laufen wieder in ein Debakel, aber wir haben uns durch gute Ballstafetten zurück ins Spiel gekämpft und gute Chancen gehabt.“

Die jedoch ungenützt blieben, bei einem Stangentreffer fehlte das nötige Glück. Trotzdem erntete man vor allem für die erste Halbzeit auch Lob vom Gegner, in der zweiten zogen die Hausherren die Zügel wieder straffer.

Lob von Bayer Leverkusen

„Heute hat sich Rapid viel besser verkauft als im Hinspiel“, musste selbst Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler zugeben.

Der deutsche Bundesligist war mit den ersten 45 Minuten nicht wirklich zufrieden. „Wir haben viele Chancen der Wiener zugelassen und hatten ein bisschen Glück. Sie haben das gut gemacht und hatten die Räume, weil wir es zugelassen haben. Dann hat man auch gesehen, dass die Wiener spielen können“,  gab André Schürrle, Torschütze zum 2:0, zu verstehen.

Trotz guter Ansätze brachte es Rapid nicht zustande, das Spiel in andere Bahnen zu lenken. So wurden sie einmal mehr bestraft, Manuel Friedrich sorgte mit dem dritten Treffer für den Endstand. Zum dritten Mal an diesem Abend nach einer Standardsituation.

Null Punkte trüben die Stimmung

Nach null Punkten aus vier Spielen wollte Kulovits gar nicht um den heißen Brei herumreden und stellte klar:

„Wenn man auf das Punktekonto schaut, muss man leider sagen, dass wir noch nicht Europa-League-reif sind.“

Als einziges Team weisen die Hütteldorfer noch null Punkte auf, darüber können auch gute Spielzüge und hoher Einsatz in der BayArena nicht hinwegtäuschen.

Der Trainer sah es differenzierter. „Wir sind absolut Europa-League-tauglich, sonst hätten wir uns nicht qualifiziert. Aber wir sind noch nicht tauglich, in die nächste Runde zu kommen.“

„Wir zahlen jetzt viel Lehrgeld“

Doch trotz der Rückschläge werden bei Rapid Durchhalteparolen laut. Denn auch wenn die Ergebnisse nicht zufriedenstellend sind, könnten die Erfahrungen Gold wert sein.

„Für viele ist es das erste Mal, dass wir in der Europa League spielen. Von daher hat es natürlich mit Erfahrung und Cleverness zu tun. Wir zahlen jetzt viel Lehrgeld, aber aus Fehlern wird man schlauer und verbessert sich. Wir müssen das mitnehmen und daraus unsere Lehren ziehen", meinte etwas Stürmer Terrence Boyd.

Der eine hat es, der andere nicht. Während Leverkusen unter Beweis stellte, dass es zu den absolut erfahrenen, kaltschnäuzigen Top-Teams zählt, ist Rapid davon noch weit entfernt.

Einen Lichtblick gab es trotzdem an diesem Abend: Dominik Wydra. „Dass Wydra ein Riesentalent ist, beobachten wir schon seit einem Jahr. Seine Zeit wird noch kommen, er ist auf jeden Fall ein Mann für die Zukunft“, lobte der in Abwesenheit von Steffen Hofmann und Markus Heikkinen ernannte Kapitän Kulovits.

Auch Schöttel war zufrieden: „Wydra hat mehr wie eine Talentprobe abgelegt. Er war ein sehr wichtiger Spieler in der Mannschaft, hat das bis zum Schluss auch durchgezogen. Er ist mit Sicherheit einer, den wir in den nächsten Jahren und Wochen forcieren werden.“

Mit den Erfahrungen kann Rapid nun reifen. Um vielleicht kommendes Jahr schon Europa-League-tauglich zu sein.


Aus Leverkusen berichtet Alexander Karper