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Rapids Markenzeichen Ballsicherheit

Rapids Markenzeichen Ballsicherheit

„Wir sind Rapid, wir sind dem Verein und den Fans verpflichtet, dass wir agieren und offensiv auftreten“, sagte Zoki Barisic nach dem 2:1-Erfolg gegen Villarreal.

Der Rapid-Coach sprach damit jenes Selbstverständnis an, das mittlerweile zu einem Markenzeichen seiner Mannschaft geworden ist.

Natürlich war nicht alles Gold, was glänzte. Rapid brauchte eine ordentliche Portion Glück für diesen Sieg.

Dennoch bestätigte sich etwas, das die „Grün-Weißen“ schon gegen Shakhtar Donetsk zeigten.

Sie verlagern sich gegen internationale Spitzenklubs nicht ausschließlich aufs Kontern, sondern sind in der Lage, auch diese Klubs spielerisch zu kontrollieren. Man agiert auf Augenhöhe.

Barisic hatte einen Plan

Das zeigte sich vor allem in den ersten 70 Minuten. Villarreal machte die Räume dicht. Die beiden Viererketten standen so kompakt, ein Lehrvideo der Trainerausbildung hätte es nicht besser vorzeigen können.

Trotzdem wusste Rapid dagegen zu halten. Barisic wollte den engen Defensiv-Block über die Flügel knacken. Deswegen auch die Startelf-Nominierung von „Brecher“ Philipp Prosenik und dem offensiv starken Rechtsverteidiger Mario Pavelic.

„Wir wollten über schnelle Spielverlagerungen auf die andere Seite kommen und dort durchbrechen. Das ist uns teilweise ganz gut gelungen, wir haben aber zu wenige hundertprozentige Chancen herausgespielt“, gab Florian Kainz einen Einblick in den Matchplan.

Offensiv spielen ist schwieriger als zu Kontern“

Auch wenn die Hütteldorfer nicht zu vielen Möglichkeiten kamen, das Spiel kontrollierten sie dennoch. Die Ballsicherheit ermöglichte Villarreal nur wenige Konterchancen.

Entscheidend trug nicht zuletzt Srdjan Grahovac dazu bei, der es als abkippende Sechs auf 73 Ballkontakte und 91,7 Prozent angekommener Pässe brachte. Nach 50 Minuten kam Rapid auf 59,6 Prozent Ballbesitz. Ähnliche Werte erzielt Rapid auch regelmäßig in der Bundesliga.

Rapids Spielaufbau gegen das enge 4-4-2 von Villarreal:

Gegen Altach waren es über die gesamte Spielzeit zuletzt gar 64,5 Prozent. Gegen die Vorarlberger musste man jedoch auf Tore aus Standardsituationen verzichten. Ein Mitgrund für die Niederlage.

„Offensiv zu spielen, wenn du selbst agieren möchtest, das ist viel schwieriger als wenn du deiner Mannschaft eine Defensivstruktur verpasst und über Konter Treffer machen willst“, betonte Barisic.

„Partien wie jene gegen Altach sind ganz wichtig. Wir müssen die richtigen Lehren daraus ziehen, denn in der Liga werden noch viele solche Spiele auf uns zukommen.“ Zumal Passsicherheit und Ballzirkulation auch auf internationalem Level nützlich sind.

Defensive Probleme

Während Rapid spielerisch mit Mannschaften wie Villarreal oder Shakhtar mithalten kann, fehlt es in der Defensive jedoch noch etwas an Kompaktheit. Vor allem, wenn man das lehrbuchmäßige Verteidigungs-Verhalten der Spanier zum Vergleich nimmt.

„Das Problem war, dass wir zu weit vorne versucht haben, zu attackieren. Wir haben ihnen die Räume gegeben, da hat man gesehen, dass sie super Fußballer sind“, erklärt Christopher Dibon. Spätestens nachdem Rapid mit zwei Standardsituationen das Spiel drehte, attackierten die vier Offensivspieler deswegen nicht mehr ganz so weit vorne.

„Wir haben dann ein bisschen umgestellt, sind sehr kompakt gestanden“, so Dibon. Mit zwei Viererketten in der eigenen Hälfte versuchte Rapid der Schlussoffensive der Spanier etwas entgegenzusetzen. Nicht umsonst sank der Ballbesitzanteil noch auf 45,5 Prozent.

Barisic dazu: „Wichtig ist, dass man sich im Spiel auf gewisse Phasen einstellen kann. Dass man weiß, was notwendig ist, um nicht den Ausgleich zu kassieren.“

Habe drei der vier besten Innenverteidiger in Österreich“

Notwendig dafür war auch eine herausragende Leistung der beiden Innenverteidiger. Als Villarreal immer stärke wurde, erwies sich vor allem Christopher Dibon als Fels in der Brandung.

Der Ex-Admiraner, der statt des gesperrten Mario Sonnleitners auf der halbrechten Position ran durfte, fing insgesamt acht Pässe des Gegners ab (fünf mehr als jeder andere Rapidler). Dazu kam er auf fünf Klärungsaktionen und gewann sechs Luftzweikämpfe. Überhaupt gewannen die Hütteldorfer unglaubliche 68 Prozent aller Kopfballduelle.

„Nicht nur Dibon hat toll gespielt, auch Maxi Hofmann hat sich tadellos geschlagen“, sagte Barisic. „Ich bin froh, drei so gute Abwehrspieler zu haben. Für mich gehören sie neben Martin Hinteregger zu den vier besten Innenverteidigern in Österreich.“

Barisic kann Namen von Beric nicht mehr hören

Angetan zeigte sich der Trainer auch von Philipp Prosenik: „Er war ein ganz wichtiger Baustein, hat sich untergeordnet, Schläge eingesteckt und für das Team alles gegeben.“

Zweifellos gab der 22-Jährige damit eine Bewerbung auf die Rolle als erster Ersatz von Robert Beric ab. Ein Name, den Barisic nicht mehr hören kann: „Wir werden täglich mit ihm konfrontiert, obwohl das Transferfenster bereits seit 17 Tagen geschlossen ist.“

Rapid kann auch ohne den Slowenen Spiele kontrollieren. Das hat das 2:1 gegen Villarreal gezeigt. Chancen herauszuarbeiten wurde ohne ihn jedoch ungleich schwieriger. Zumindest wenn man die Spiele gegen Altach und Villlarreal betrachtet.

Umso mehr Spannung verspricht das Bundesliga-Spitzenspiel gegen die Admira am Sonntag.

 

Jakob Faber / Alexander Karper