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"Haben leider noch eine sehr unerfahrene Mannschaft"

„Eine absolut vermeidbare und unnötige Niederlage!“

So lautete der Tenor der Rapid-Spieler und des Trainers nach der bitteren 1:2-Heimniederlage zum Auftakt der Europa League gegen Rosenborg Trondheim.

Die Enttäuschung war jedem einzelnen ins Gesicht geschrieben. Schließlich lag es nicht daran, zu wenig Initiative gezeigt zu haben, sondern an einer unglücklichen Verkettung von Umständen.

Ein Blackout der gesamten Hintermannschaft, fehlende Effizienz vor dem gegnerischen Tor und Deni Alar als tragische Figur blieben nach dem „Geisterspiel“ im Happel-Stadion in Erinnerung.

„Haben Chance auf guten Start verpasst“

„Sehr bitter. Wir haben uns viel vorgenommen, aber eine große Chance verpasst, einen guten Start in die Gruppe zu erwischen. Deswegen sind wir natürlich sehr enttäuscht“, gab Kapitän Steffen Hofmann einen Einblick in seine Gefühlswelt.

Vom Anpfiff weg übernahmen die Hütteldorfer das Kommando und zogen ihr Spiel gegen einen defensiv sehr gut stehenden Abwehrriegel der Gäste auf.

Umso größer war die Überraschung, als Tarik Elyounoussi Rosenborg nach 17 Minuten in Führung brachte.

Für die Art und Weise, wie das erste Gegentor entstand, durften sich die Norweger allerdings bei Rapid für die tatkräftige Unterstützung bedanken.

Eine noch nie gesehene Fehlerkette

„So ein Tor habe ich überhaupt noch nie gesehen, seit ich hier Trainer bin“, war Trainer Peter Schöttel sichtlich geschockt. „Da waren leider einige Spieler beteiligt.“

Mario Sonnleitner konnte Prica nicht stoppen, Heikkinen legte unfreiwillig dem Gegner den Ball vor, Lukas Königshofer konnte den Ball nicht festhalten und reklamierte zudem Foulspiel von Daniel Fredhelm Holm, statt sich zurück ins Tor zu begeben.

Doch die Fehlerkette lief weiter. Markus Katzer spielte den Ball riskant zur Mitte, wo erneut Gerson unter Druck gesetzt wurde und den Ball herschenkte. Rosenborgs Stürmer sagte danke.

„Wir haben vom Start weg viel mehr fürs Spiel gemacht. Rosenborg ist durch eine Kette von Fehlern in Führung gegangen“, trauerte Schöttel dem guten Beginn nach.

"Wir haben zu viele individuelle Fehler gemacht"

Das 0:1 war für Rapid wie ein Genickschlag. Die Verunsicherung nach diesem vermeidbaren Gegentor breitete sich immer mehr aus.

„Wir sind halt leider noch eine sehr unerfahrene Mannschaft, da passieren manchmal noch Fehler. So ist der Fußball. Wir gewinnen zusammen und verlieren zusammen. Da wird keinem Spieler eine Schuld zugewiesen“, meinte Hofmann.

„Wir haben zu viele individuelle Fehler gemacht. Aber danach war noch genug Zeit“, analysierte Schöttel.

Trotzdem stimmte er zu, dass der seit seiner Verpflichtung so sicher wirkende Gerson nicht seinen besten Tag erwischt hatte. „Gerson war heute nicht gut und gerade heute nervös, obwohl das Stadion eigentlich leer war.“

Viel Ballbesitz, wenige Chancen

In weiterer Folge hatte Rapid immer mehr Ballbesitz, lief allerdings erfolglos gegen die Abwehrmauer der Gäste an. Teilweise fehlte es auch an Ideen.

„Wir haben versucht, Fußball zu spielen. Es hat zwar alles ganz gut ausgesehen, aber der letzte Pass war einfach nicht da“, kritisierte Markus Katzer.

Zudem erschwerten in der ersten Halbzeit viele Fehlpässe einen kontrollierten Spielaufbau. Ein Katzer-Kopfball und ein Boyd-Schlenzer waren vorerst das Höchste der Gefühle.

Rapid war zwar auch in den zweiten 45 Minuten initiativ, Rosenborg aber weiterhin effektiv. Dorsin kam in der 60. Minute am Fünfer ganz frei zum Kopfball.

Hoffnungsschimmer nach Anschlusstreffer

„Wir haben heute in der Defensive einfach zu viele Fehler gemacht. Der Gegner war sehr effektiv“, musste Schöttel eingestehen, nachdem Gerson das entscheidende Kopfballduell verpasste und Königshofer auf der Linie kleben blieb.

Hoffnung keimte erstmals auf, als Katzer eine Alar-Ecke per Kopf zum 1:2-Anschlusstreffer verwertete (66.).

„Wenn man 0:2 hinten ist, ist es ganz schwierig. Wir sind trotzdem zurückgekommen, haben Moral bewiesen. Aber zum Schluss hat es trotzdem nicht gereicht“, so der Torschütze.

Auch weil der bisherige „Mr. Europacup“ Deni Alar mit einem verschossenen Elfmeter zur tragischen Figur wurde.

„Mr. Europacup“ wird zur tragischen Figur

„Seit ich hier bin, habe ich keinen Elfer-Schützen bestimmt. Sie sind erwachsen und mündig. Wer sich gut fühlt, soll schießen“, nahm Schöttel zu der Frage Stellung, ob nicht Hofmann für den Elfer vorgesehen gewesen wäre.

Dieser diskutierte zwar mit Alar, ließ dem fest entschlossenen Youngster aber schlussendlich den Vortritt.

„Er hat den Ball schon unter dem Arm gehabt und gemeint, er haut ihn rein. Dann werde ich ihm den Ball nicht wegnehmen, wenn er uns in die Gruppenphase gebracht hat. Dann vertraue ich ihm, dass er das macht. Leider hat er es nicht gemacht“, so Hofmann.

Alar entschuldigte sich bei der Mannschaft für sein Verschießen, weiß aber, dass es weitergehen muss.

„Es ist natürlich sehr bitter. Es tut mir leid für die Mannschaft, weil wir sehr gut gespielt haben. Wenn ich den zum 2:2 reinmache, können wir sogar noch gewinnen.“

„Jetzt brauchen wir schon ein kleines Wunder“

Soweit kam es jedoch nicht. Nicht einmal einen Punkt konnten die Grün-Weißen mehr einfahren, da der Ball in der druckvollen Schlussphase einfach nicht ins Tor wollte.

„Der Gegner war nicht überragend. Wir haben gut gespielt, aber dafür viel zu wenig Torchancen gehabt“, gab Torschütze Katzer zu.

„Wir haben sehr viel umgesetzt, was wir uns vorgenommen haben. Nur wir haben zu viele Eigenfehler gemacht, sowohl hinten als auch vorne und die wenigen Chancen nicht genützt“, fasste Hofmann zusammen.

So steht nach dem ersten Spieltag die Null, was die Situation in der Gruppe nicht gerade einfacher macht.

Hofmann sah die Chancen bereits nach der ersten Niederlage schwinden. „Jetzt brauchen wir schon ein kleines Wunder, um noch weiterzukommen.“


Alexander Karper/Harald Prantl