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"Es geht darum, Vertrauen zurück zu gewinnen"

"Unser Stern geht immer wieder auf."

Der FC Wacker Innsbruck hält sich an den Text seiner Vereinshymne.

Aufstieg und Fall wechselten alleine in den letzten 15 Jahren des Öfteren ab. Derzeit schielen die Tiroler wieder nach oben.

Der Klub ist, wie Präsident Josef Gunsch in dieser Woche verkündete, schuldenfrei. Knapp eine Million Euro an Verbindlichkeiten wurden getilgt. Ein wichtiger Schritt für den Verein und Alfred Hörtnagl.

Die Klublegende wurde offiziell als Generalmanager beim Tabellenführer der Ersten Liga vorgestellt. Den aktuellen sportlichen Höhenflug will er nützen, um den FC Wacker zum "Aushängeschild in allen Bereichen" zu machen. Und zwar langfristig.

Wie seine Pläne im Nachwuchs- und Scoutingbereich aussehen, wie er das Image des Vereins in der Öffentlichkeit verbessern will und warum der gute Saisonstart noch nichts bedeutet, erklärt der 49-Jährige im LAOLA1-Interview:

LAOLA1: Der FC Wacker Innsbruck ist schuldenfrei. In Tiroler Medien wird diese Neuigkeit ungläubig zur Kenntnis genommen. Wie ist es dem Verein gelungen, das Minus weg zu bekommen?

Alfred Hörtnagl: Zu verdanken ist es Präsident Josef Gunsch und seinen Vorstandskollegen, die in den letzten Jahren vor allem im wirtschaftlichen Bereich sehr intensiv gearbeitet haben. Sie haben großes Einsparungspotenzial ausfindig gemacht und dementsprechend Maßnahmen getroffen. Dafür sind sie auch kritisiert worden, weil es gleichzeitig sportlich nicht nach Wunsch verlaufen ist. Nur durch die Einhaltung des vorgegebenen Konsolidierungskurses und durch lösungsorientierte Zusammenarbeit mit unseren treuen Partnern uns Sponsoren ist es uns jetzt möglich gewesen, das negative Eigenkapital abzubauen und die Mission Wacker 2020 in Angriff zu nehmen.

LAOLA1: Können Sie vielleicht abgesehen vom sportlichen Bereich ein Beispiel nennen, wo man Rotstift angesetzt hat?

Hörtnagl: Das ist quer durch alle Bereiche gegangen. Gleichzeitig hat man Partner gefunden, die Vertrauen in diesen neuen Weg haben. Durch diese Kombination haben wir das hinbekommen.

LAOLA1: Jetzt möchte der Verein in die Wachstumsphase übergehen. Welche Schritte stehen da ganz oben auf ihrer Agenda?

Hörtnagl: Zunächst wollen wir aus den gegebenen Möglichkeiten das Optimum herausholen. Die Mannschaft hat sich gefunden und ist gut gestartet. Es ist ein guter Mix aus erfahrenen und jungen Spielern vorhanden. Das Umfeld reagiert derzeit positiv, das erleichtert unsere Arbeit erheblich. Wir haben das Ziel ausgegeben, bis spätestens 2017 wieder in der höchsten Spielklasse zurück zu sein. Wir wollen uns dort dauerhaft etablieren. Um das zu erreichen wollen wir uns in allen Bereichen stetig weiterentwickeln. Im sportlichen Bereich wollen wir eine sehr sorgsame Personalplanung vornehmen. Das heißt, dass einerseits unsere Toptalente an den Profibereich herangeführt werden. Andererseits wollen wir über das bestehende nationale und internationale Netzwerk die für den beschriebenen Missionsweg passenden Spieler verpflichten.

Die Mannschaft folgt Schimdts Weg

LAOLA1: Wie ist es Trainer Klaus Schmidt Ihrer Meinung nach gelungen, diese Mannschaft nach der mühsamen Vorsaison so zu formen?

Hörtnagl: Er hat eine sehr intensive Zeit erlebt seit er hier ist. In dieser Zeit hat er geschafft, eine total verunsicherte Mannschaft in einem total negativen Umfeld in der Liga zu halten. Das war ein großer Kraftakt und mit viel Aufwand verbunden. Über Stabilität im Defensivbereich hat er geschafft, etwas zu verändern. Dazu haben wir Offensiv an Qualität gewonnen und Spieler haben in ihrer Entwicklung den nächsten Schritt gemacht. Ihn zeichnen seine menschlichen Qualitäten aus, er ist sehr akribisch in seiner Arbeit. Die Mannschaft folgt ihm, sie geht mit ihm seinen Weg.

LAOLA1: Und wo ist Wacker Innsbruck im Jahr 2020?

Hörtnagl: Zurück an der österreichischen Spitze und damit berechtigt, international zu spielen.

 

Das Interview führte Andreas Terler

LAOLA1: Wie sehen die Pläne abseits der Kampfmannschaft aus?

Hörtnagl: Wir wollen Schwerpunkte setzen. Einen davon im Nachwuchsbereich. Da starten wir ein Projekt, in dem wir Toptalente ganzheitlich fördern, um den Weg vom Nachwuchs in die Profiabteilung zu verkürzen. Auch das Thema Sportpsychologie soll hier Einkehr finden. Der Scoutingbereich wird ebenfalls wichtig. Mit diesen sportlichen Maßnahmen wollen wir letztlich die Menschen und auch Unternehmen in Tirol erreichen, die den FC Wacker Innsbruck als Aushängeschild in allen Bereichen unterstützen sollen.

LAOLA1: Was haben Sie im Scoutingbereich vor? Haben Sie dafür schon Personen im Kopf?

Hörtnagl: Wir beginnen hier zuerst im Kleinen und werden nicht von heute auf morgen mehrere Scouts haben. Im ersten Schritt verstärken wir das Scouting in Tirol und dann über die Grenzen hinaus. Wir sind dabei, das Projekt mit Inhalt zu füllen. So hat es zum Beispiel in Zusammenarbeit mit dem Tiroler Fußballverband Workshops gegeben. Derzeit wird das Thema konzeptionell erarbeitet, dann geht es an die Umsetzung.

LAOLA1: Sie haben gesagt, dass der FC Wacker nicht betteln gehen muss, sondern etwas zu bieten hat. In der jüngeren Vergangenheit war man immer wieder auf Finanzhilfen angewiesen. Mit welchen Botschaften treten sie jetzt an potenzielle Sponsoren heran?

Hörtnagl: Zunächst sei vorweg gesagt, dass wir derzeit keine großen Ressourcen haben. Heuer haben wir ein durchschnittliches Budget, aus dem wir das Optimum herausholen wollen. Der Weg wird aber leichter, wenn wir von einem "Reset" ausgehen können. Wir haben klare Ziele, die wir auch in einen zeitlichen Rahmen gegossen haben. Dahinter stecken Konzeption und Inhalte, welche nach und nach umgesetzt werden. Wir wollen unseren Partnern, Sponsoren und der breiten Öffentlichkeit auf Augenhöhe begegnen. Auch mit einer gewissen Wertehaltung, die wir für sehr wichtig halten. Da geht es um Respekt, Wertschätzung und Handschlagqualiät. Schon im Vorfeld haben wir Unternehmen für uns gewinnen können. Wir spüren erste positive Signale aus der Wirtschaft. Das ist ein Schritt, der natürlich über die sportlichen Leistungen erfolgt. Es geht darum, Vertrauen zurück zu gewinnen. Das ist unser Ziel auf dem Platz und auch außerhalb davon.

LAOLA1: Wie sehr nützt Ihnen in Ihrer jetzigen Funktion die Vergangenheit als Spieler und Wacker-Legende?

Hörtnagl: Die Frage ist für mich schwierig zu beantworten, das können andere vielleicht besser beurteilen. Es sollte aber zumindest ein bisschen hilfreich sein. In erster Linie geht es hier aber nicht um meine Person, sondern wie wir unsere hehren Ziele, welche wir uns gesteckt haben, erreichen können. Und das geht nur gemeinsam - auf einer breiten Basis.

LAOLA1: Kommen wir zur aktuellen sportlichen Situation. Hätten Sie gedacht, dass der Turnaround so schnell gelingt?

Hörtnagl: Das hätte sich niemand gedacht. Die Mannschaft hat sich sehr schnell gefunden. Die systemischen Rollenbilder sind optimal verteilt, es gibt Spieler die vorneweg gehen, gleichzeitig haben sich andere sehr gut entwickelt und neue Spieler haben sehr wichtige Positionen schnell übernommen. Dieses schwierige Jahr davor hat sicher dazu beigetragen, dass die Mannschaft noch enger zusammengerückt ist und der aktuellen Situation mit Dankbarkeit begegnet, weil einfach ein anderes Stimmungsbild da ist. Das ist sehr positiv. Ich möchte aber hinzufügen, dass es nicht mehr als ein guter Start ist. Wir haben leider immer wieder Verletzte. Aber jeder Spieler, dem das Vertrauen geschenkt wurde, hat dieses auch gerechtfertigt. Das ist ein positiver Umstand. Aber wir wissen auch, dass noch ein langer Weg vor uns liegt. Die gezeigten Leistungen müssen erst nachhaltig bestätigt werden. Wir sehen die Situation also mit den richtigen Augen.

LAOLA1: Da klingt schon ein bisschen die Euphoriebremse durch. Befürchten Sie, dass der Verein und das Umfeld möglicherweise vorschnell in Euphorie verfallen könnten ob des derzeitigen Tabellenstandes?

Hörtnagl: Wenn man länger im Fußballgeschäft ist, weiß man, wie schnell es in die andere Richtung gehen kann, wenn der Fokus nur um ein paar Prozent abnimmt. Das ist die hohe Kunst, diese Konzentration über einen langen Zeitraum und nachhaltig hoch zu halten. Ich will nicht von einer Euphoriebremse sprechen. Aber es sind noch so viele Punkte zu vergeben, es warten noch so viele Spiele. Wir wollen jetzt einmal bis zum Winter beweisen, dass wir da vorne mitspielen können.

LAOLA1: Nehmen wir an man bleibt bis zum Winter da vorne. Wie geht man die restliche Saison dann im Hinblick Richtung Kader an?

Hörtnagl: Derzeit ist nichts Konkretes geplant. Es ist auch so, dass drei Spieler - darunter mit Simon Pirkl ein absolutes Top-Talent - zurückkehren und im Frühjahr dabei sein werden. Wir müssen nicht auf Teufel komm' raus spieler holen.