news

"Vielleicht sind die falschen Leute am Werk"

Für Tiroler ist er einfach nur der "Gischi". Für den FC Wacker Innsbruck kann er zum Alptraum werden.

Christoph Westerthaler steht vor seinem brisantesten Spiel als Trainer.

Mit dem SV Horn kann die Stürmer-Legende des FC Tirol am Freitag (ab 19:30 Uhr im LAOLA1-LIVE-Ticker) seinen langjährigen Klub aus dem Profifußball befördern. 

Finale vor "ausverschenktem" Haus

Der Bundesliga-Absteiger des Vorjahres würde damit direkt in die Regionalliga West durchgereicht werden. Dafür notwendig ist ein Sieg der Waldviertler am diesmal "ausverschenkten" Tivoli. 

Es ist eine unangenehme Situation für die Schwarz-Grünen, aber auch für Westerthaler, der mit seinem Klub ebenfalls um den Klassenerhalt kämpft. Zwei Punkte trennen den Neunten vom Achten.

"Bislang bin ich als Trainer nur aufgestiegen. In Innsbruck als Co-Trainer sogar bis in die Bundesliga", erinnert er sich bei LAOLA1 an die Auferstehung des FC Wacker nach dem Konkurs im Jahr 2002.

Auch mit dem SV Horn stieg der ehemalige Legionär (u.a. bei Eintracht Frankfurt, VfL Osnabrück und APOEL Nikosia) als Co-Trainer von der Regionalliga Ost in die Erste Liga auf. Nach drei Jahren in der zweithöchsten Spielklasse droht nun wieder die Drittklassigkeit.

Für Horn kann sich ein Kreis schließen

Außer Westerthaler gewinnt bei seinem Heimatverein. "Uns hilft nur ein Sieg weiter. Das ist in den Köpfen drin und auch nicht schlecht. Genau so werden wir auftreten", kündigt der 50-Jährige eine offensive Horner Mannschaft an. 

Die ist auch dringend notwendig. Horn hat die zweitwenigsten Tore erzielt - weniger hat übrigens nur der FC Wacker - und ist die schwächste Mannschaft in der Fremde. 

"Teilweise haben wir Vorsprünge, wie in Kapfenberg, zu leicht verspielt. Da waren wir zu grün hinter den Ohren", glaubt Westerthaler, der nur einen einzigen Auswärtssieg seiner Mannschaft im Frühjahr feiern konnte.

In Innsbruck soll sich nun ein Kreis schließen: "Wir haben uns jetzt noch einmal das Spiel in Floridsdorf in Erinnerung gerufen, das wir 5:2 gewonnen haben. So wollen wir am Freitag auftreten. Dann hätten wir das erste Auswärtsspiel im Frühjahr gewonnen und das letzte. Und wir wären dabei. Würde doch gut passen, oder?"

Ein Abstieg des FC Wacker? "Sicher wäre es traurig"

In seiner Heimat würde man das wohl anders sehen. Über die Besonderheit, dass ausgerechnet ein Tiroler für den Abschied des einzigen Profi-Klubs aus dem Heiligen Land sorgen könnte, macht sich Westerthaler natürlich Gedanken:

"Sicher wäre es traurig, aber es ist immer noch weiter gegangen bei jeder Mannschaft. Egal ob sie abgestiegen sind oder nicht. Ich bin für Horn engagiert und mache alles dafür, dass wir die Klasse halten. Natürlich habe ich in Innsbruck eine schöne Zeit gehabt. Aber leider Gottes muss es so sein."

Warum es beim FC Wacker so weit kommen konnte, kann er sich gut mit einem Beispiel aus der Vorsaison erklären: "Sie haben das gleiche Problem wie Mattersburg. Nach dem Abstieg haben sie gedacht, dass sie so weiter spielen können und gleich wieder aufsteigen. Auch während der Saison haben sie immer geglaubt, dass sie da schon irgendwie rauskommen würden."

Klare Worte Richtung Gunsch und Klausner

Aber auch abgesehen von der sportlichen Misere kann die Situation im Westen nicht als rosig bezeichnet werden. Die finanzielle Lage ist angespannt, die Fans sind unzufrieden. "Der Vorstand hat es bis jetzt nicht geschafft, Sponsoren an Land zu ziehen. Somit ist es doppelt so schwer. Vielleicht sind ja die falschen Leute am Werk", richtet Westerthaler deutliche Worte in Richtung Präsident Josef Gunsch.

Auch Sportdirektor Florian Klausner steht in der Kritik. Für den Horner Trainer aus nachvollziehbaren Gründen: "Bei der Mannschafts-Zusammenstellung ist nicht alles hundertprozentig gut gelaufen. Sonst wären sie ja ganz vorne dabei."

Probleme, die er auch im Waldviertel gut kennt. Wie im Nachhinein klar wird, scheint das Verhältnis zwischen ihm und dem langjährigen Trainer Wilhelm Schuldes, der im September 2014 den Sessel räumen musste, nicht das beste gewesen zu sein. 

Kritik an Trainer-Vorgänger Schuldes

"Wir sind ohne Stürmer in die Meisterschaft gegangen, was fatal ist. Das wollte der vorige Trainer anscheinend so haben. Damit hatten wir im ganzen Jahr zu kämpfen. Im Winter waren wenige Spieler zu haben, wir haben mit Osman Bozkurt den letzten Stürmer, der noch frei war, geholt", schmerzt dem ehemalige Torjäger die Vernachlässigung der Offensivabteilung.

Nun gilt es, die Saison zu retten. In einem Spiel. Vor der Reise in den Westen haben sich die Horner mit Videos der raren Höhepunkte dieses Frühjahres noch einmal motiviert.

"So wollen wir unsere Stärken hervorheben und sie in unsere Köpfe bringen. Wir müssen einfach die Partie gewinnen. Egal wie. Da braucht sich keiner in die Hose zu scheißen", bringt es der Oberländer knackig auf den Punkt.

Einer, der das bestimmt nicht tun wird ist Marco Sahanek. Er hat mit dem FC Wacker noch eine Rechnung offen. Vergangenen Sommer noch mit großen Erwartungen nach Innsbruck gewechselt, kehrte er nach nur sieben Einsätzen im Winter wieder ins Waldviertel zurück.

Die offene Rechnung des Marco Sahanek

Dort klappt es wieder wesentlich besser. Mit vier Toren und fünf Assists hat der 25-jährige Mittelfeldspieler wesentlichen Anteil an den so seltenen Offensivmomenten der Horner.

Westerthaler selbst kennt das Gefühl, erfolgreich gegen den Ex-Verein anzutreten, bestens: "Da ist man immer extrem motiviert. Als ich von Innsbruck zum LASK gekommen bin, habe ich gegen Innsbruck Tore erzielt und als ich wieder nach Innsbruck gewechselt bin, habe ich gegen den LASK Tore geschossen."

Sahanek würde es seinem Trainer gerne nachmachen. "Er möchte den Leuten einfach zeigen, dass er ein guter Spieler ist. Und das ist er nach wie vor. Das hat er auch im Frühjahr bewiesen. Ich hoffe, dass ihm etwas gelingt. Damit er in Innsbruck zeigen kann, dass er der Spieler gewesen wäre, den sie sich vorgestellt hätten", sagt Westerthaler.

Westerthalers Zukunft ist geklärt

Und wenn es nicht klappen sollte? Der Plan für die Saison 2015/2016 steht für den Trainer unabhängig von der Liga: "Wir werden gemeinsam weitermachen und wollen, sollten wir absteigen, auch in der Regionalliga eine kampfkräfitge Mannschaft auf die Beine stellen, damit wir vorne mit dabei sein können."

Ein Abschied stand und steht außer Frage. Und somit auch ein mögliches Engagement in der Heimat. "Das war nie ein Thema. Es war großartig, als ich damals mit Michi Streiter aufgestiegen bin. Seither habe ich nur mehr sporadischen Kontakt mit dem Verein."

Ganz verschließen will sich Westerthaler dem Verein, für den er insgesamt in 223 Pflichtspielen 88 Tore erzielt hat, nicht: "Die Zukunft ist immer offen. Wir sind im Guten auseinander gegangen. Man kann immer miteinander reden, keine Frage."

Ob das jemand vom FC Wacker unmittelbar nach einem Horner Erfolg am Freitagabend tun will, bleibt abzuwarten.

 

Andreas Terler