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Streiters Rückkehr ins Rampenlicht

Streiters Rückkehr ins Rampenlicht

Michael Streiter ist zurück.

Drei Jahre nachdem der Tiroler Red Bull Salzburg als Co-Trainer verlassen hat, kehrt der 46-Jährige zurück ins Profigeschäft.

Mit dem SV Horn schaffte Streiter souverän den Aufstieg in die Erste Liga, am Freitag beginnt die Mission mit dem Heimspiel gegen Altach.

Und der Trainer gibt sich nicht verhalten, der 34-fache Internationale will mit den Niederösterreichern mehr als nur eine gute Rolle spielen.

Im LAOLA1-Interview spricht Michael Streiter über seine Rückkehr, die Konkurrenz und sein verpassstes Wiener-Neustadt-Engagement:

LAOLA1: Sie haben bei der Saisonstart-Pressekonferenz gemeint, die Regionalliga Ost müsse mit der Ersten Liga keinen Vergleich scheuen. Die Umstellung kann folglich nicht schwer gefallen sein.

Michael Streiter: Wir haben uns intensiv darauf vorbereitet. Sportlich haben wir es ohnehin bewiesen, aber wir haben uns auch die vergangene Saison schon mental auf die Erste Liga eingestellt. Auch von medizinischer Seite. Wir haben Tests gemacht und von daher weiß ich, dass wir keinen Vergleich scheuen brauchen. Deshalb denke ich, dass wir zu Beginn – auch weil wir eingespielt sind – die eine oder andere Überraschung liefern können – auch gegen den einen oder anderen vermeintlichen Großen.

LAOLA1: Blau-Weiß Linz hat vergangene Saison als Aufsteiger aufgezeigt. Ein Vorbild?

Streiter: Nein, ich habe meine eigene Philosophie als Vorbild und mit der den Aufstieg mit Altach geschafft. Das liegt zwar schon sechs Jahre zurück, aber wir haben damals auch die vier Großen überrumpelt. Das wird natürlich unheimlich schwierig, da brauchen wir nicht reden. Aber wir wollen uns etablieren. Wir wollen in der Anfangsphase den einen oder anderen Großen ärgern, ich weiß, dass wir die Möglichkeit dazu haben. Jetzt werden wir erst einmal sehen. Es gilt abzuwarten, wie die Spieler nervlich damit umgehen, aber ich denke, dass wir auch hier gefestigt sind. Dann werden wir sehen, was passiert.

LAOLA1: Wer ist überhaupt Favorit in dieser Liga? Recht dazu bekennen will sich ja keiner.

Streiter: Ich glaube, dass es wir nicht sind. Aber wir haben eine Chance, wenn sich die drei, vier Vereine sehr bedeckt halten. Keiner will richtig vorne rausgehen. Ich denke, das ist für uns alle die Chance. Ich schaue nur auf meine Mannschaft, vielleicht sind die anderen aber nicht davon überzeugt. Es wird immer Kämpfe um die Positionen geben, wir werden versuchen, die Großen zu ärgern. Favorit sind wir aber nicht.

LAOLA1: Klingt irgendwie so, als würden Sie den Titel im Hinterkopf haben. Marschiert Horn am Ende durch?

Streiter: Es ist sehr schwer, aber es ist alles möglich. Man soll im Fußball nie nie sagen. 2006 war es mit Altach nicht anders. Da waren der LASK, der für Vastic und Co. investiert hat, FC Kärnten, Austria Lustenau, Kapfenberg – wir wurden lange nicht beachtet und auf einmal waren wir weg. Ich denke aber, dass das nicht immer wiederholbar ist. Man muss die Kirche auch im Dorf lassen. Wir schauen auf uns, wir haben eine junge Mannschaft. Wobei ich welche drin habe, die nun auch explodieren müssen.

LAOLA1: Was ist Ihr persönliches Ziel?

Streiter: Das bekommt die Mannschaft zu hören.

LAOLA1: Sie waren drei Jahre nicht im Profifußball. Wie hat sich der Trainer Michael Streiter seither verändert?

Streiter: Es ist nur in den Medien nicht wahrgenommen worden, dass ich im Profifußball war. Denn wir haben in Horn seit eineinhalb Jahren professionelle Bedingungen. Und die brauchen in Österreich nirgends Vergleiche scheuen. Deshalb bin ich auch hier hergegangen. Ich habe überhaupt kein Problem, zwei, drei Schritte zurückzugehen, um gestärkt aus Situationen rauszukommen. Damals als ich mich von Red Bull getrennt habe, war ich ja zu 95 Prozent bei Wiener Neustadt. Da war alles fixiert und zwei Tage davor hat Herr Stronach alles über den Haufen geworfen, weil er sich den Opel-Deal (Magna kaufte Opel, Anm.) eingebildet hat. Ich habe Salzburg verlassen, um wieder Cheftrainer zu sein. So bin ich auf der Strecke geblieben. Als dann Horn auf mich zugekommen ist, war ich im ersten Moment einmal ein wenig amused, weil ich gar nicht gewusst habe, was richtig umgeht. Wie sie mir aber alles gezeigt haben, da war ich sofort beeindruckt, denn da wusste ich, hier kann ich meine Arbeit perfekt umsetzen. Das tue ich seit eineinhalb Jahren professionell, unter anderem mit Vormittags- und Nachmittagstraining - im Profifußball kehre ich eigentlich nur im Fernsehen zurück.

LAOLA1: Wie sieht es mit den Spielern aus?

Streiter: Es freuen sich alle, sie spüren im Training, dass etwas Neues ansteht, wobei es ja nicht so ist, dass der Großteil nicht schon in dieser Liga gespielt hat. Jetzt liegt es an den Spielern. Was in Österreich gerne einmal vorherrscht, ist, mit 21, 22 Jahren noch als Talent zu gelten. Das Talent muss man aber wegschmeißen und ein richtiger Spieler werden, der beweist, im österreichischen Fußball bleiben zu können..

LAOLA1: Mario Konrad hat den Verein zur Red-Bull-Filiale FC Liefering verlassen.

Streiter: Wir wollten Mario halten, wir haben Gespräche geführt, er weiß es. Aber da muss ich auch klare Worte finden: Da können wir finanziell nicht mithalten. Es ist aus seiner Sicht auch ein legitimer Schritt in diesem Alter.

LAOLA1: Wie denken Sie über das bisherige CL-Abschneiden von Red Bull Salzburg?

Streiter: Kontinuität ist sehr wenig vorhanden. Vorher war es die Schiene Holland, nun die Schiene Deutschland. Das Auftreten in Düdelingen war katastrophal. Aber im Fußball muss man immer aufstehen. Und wer sagt, dass sie sich nicht doch noch für die Gruppenphase qualifizieren? Sie müssen natürlich daran arbeiten und auch die Favoritenrolle einfach annehmen, man hat Möglichkeiten, die sonst keiner hat und die sollte man endlich nützen.

 

Das Gespräch führte Bernhard Kastler