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Chile bejubelt ersten Copa-Triumph

Chile bejubelt ersten Copa-Triumph

Lionel Messi blickte mit versteinerter Miene zu den ausgelassen jubelnden Chilenen.

356 Tage nach dem verlorenen WM-Finale von Rio de Janeiro gegen Deutschland schlich der vierfache Weltfußballer auch im Stadion von Santiago de Chile ohne Pokal, ohne Titel vom Platz.

Der Gang mit der Medaille für den zweiten Platz um den Hals vorbei an der Siegertrophäe wurde für den 28-Jährigen zur Qual.

Nicht Favorit Argentinien, sondern Copa-America-Gastgeber Chile sicherte sich am Samstag erstmals die Trophäe für den Gewinn der Südamerika-Meisterschaft.

Messi, der mit dem FC Barcelona alle wichtigen Club-Titel bereits mehrmals gewonnen hat, traf zwar nach 120 torlosen Minuten vom Punkt, allerdings als einziger Argentinier. Chile setzte sich im Elfmeterschießen souverän mit 4:1 durch.

"Albtraum II"

Argentinien steht damit schon wieder mit leeren Händen da. 2004 verlor die Mannschaft im Copa-Finale im Elfmeterschießen gegen Brasilien, da war Messi noch nicht dabei. 2007 unterlag Argentinien mit dem Wunderfußballer erneut Brasilien. Dann das WM-Endspiel gegen Deutschland, nun das Finale gegen Chile.

"Albtraum II" schrieb die argentinische Sportzeitung "Ole". "Nächstes Finale, nächster Frust", meinte "La Nacion". "Es ist eine Tortur, ich habe keine Erklärung dafür", sagte Argentiniens Defensiv-Routinier Javier Mascherano.

Letzter Titel der Gauchos liegt 23 Jahre zurück

Der letzte Titel für die A-Nationalmannschaft Argentiniens liegt nun schon 22 Jahre zurück, als 1993 zuletzt die Copa gewonnen wurde. Chile dagegen stillte seine Sehnsucht nach dem ersten großen Championat.

Zu verdanken hatte es "La Roja" vor allem auch Messis und Mascheranos Clubkameraden Claudio Bravo. Der Tormann und Kapitän feierte nach dem Triple mit dem FC Barcelona nun schon den vierten Titel innerhalb weniger Wochen.

Bravo parierte vor 48.000 Zuschauern im ausverkauften Estadio Nacional den Elfer von Ever Banega. Zuvor hatte schon Gonzalo Higuain den Ball in den Abendhimmel gejagt. Den Elfmeter zum Sieg verwandelte Ex-Barca-Profi Alexis Sanchez extrem lässig mit einem locker-leichten Schuss ins Zentrum.

"Ich habe immer davon geträumt"

Danach gab es für die Chilenen auf dem Rasen, auf den Rängen und im ganzen Land kein Halten mehr. Rote Fahnen, rote Trikots prägten überall das Bild. "Ich habe immer davon geträumt, diesen Pokal eines Tages hochzuhalten", betonte Bravo.

 Chiles Trainer Jorge Sampaoli - ein Argentinier - wollte den Moment mit seinen Spielern einfach nur auskosten. "Die Copa America hier gewonnen zu haben, in Chile, mit diesen euphorischen Menschen... ich danke meiner Mannschaft, dass sie mir erlaubt, ein Teil von alldem zu sein", sagte der 55-Jährige, der vor einem Jahr mit seinem Team bei der WM im Elfmeterschießen im Achtelfinale an Gastgeber Brasilien gescheitert war.

Das ganze Land habe diesen Sieg nun gebraucht, meinte Arturo Vidal, der während des Turniers noch mit einer Unfallfahrt unter Alkoholeinfluss für Negativ-Schlagzeilen gesorgt hatte. Im Elfmeterschießen verwandelte Juventus-Turin-Profi sicher.

Das Warten geht weiter

Im Gegensatz zu den Argentiniern, die in 24 Spielen bei der Copa nie gegen Chile verloren hatten. Nur Messi traf. Aber halt auch nur vom Elfmeterpunkt. Im gesamten Turnier konnte er kein Tor aus dem Spiel heraus erzielen. Beim 2:2 in der Gruppenphase gegen Paraguay hatte Messi einen Strafstoß verwandelt. Und das, nachdem Messi beim FC Barcelona insgesamt 58 Mal in einer Saison getroffen hatte.

Den Chilenen war es gelungen, Druck auszuüben und den Ball oft in den eigenen Reihen zu halten und so Messi auch gar nicht zur Entfaltung kommen zu lassen. "Weder wir noch Chile haben so gespielt, wie wir es gewöhnlich machen", meinte Argentiniens Coach Gerardo Martino.

Daher muss nun auch Messi auf die Titelvollendung weiter warten, 2016 bei der Jubiläums-Copa anlässlich des 100-jährigen Bestehens des Südamerika-Verbandes (CONMEBOL) in den USA bietet sich die nächste Gelegenheit. "Es kommt noch der Punkt, an dem Leo mit Argentinien etwas gewinnen wird", meinte Mitspieler Ezequiel Lavezzi.