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"Katastrophe für ganz Österreich“

Der 24. Juli 2012 wird in die Geschichtsbücher eingehen: Als einer der schwärzesten Tage des österreichischen, als Sternstunde des Luxemburger Fußballs.

F91 Düdelingen beendet schon in der zweiten Quali-Runde der Champions League die Europacup-Saison von Österreichs Doublesieger Red Bull Salzburg - und das nicht einmal unverdient.

Dem krassen Außenseiter reicht nach dem 1:0-Sieg im Hinspiel eine 3:4-Niederlage im Rückspiel um die großen CL-Träume der „Bullen“ vorzeitig zu beenden.

Aufbauende Worte vom RBS-Schreck

„Wir sind einfach sehr stolz. Es war ein richtig schweres Spiel gegen Salzburg“, grinste RBS-Schreck Joachim, der für die dritte Quali-Runde Sonderurlaub beantragen muss, weil der Resturlaub schon fast aufgebraucht ist.

Für die schwer gebeutelten Salzburger hat der 24-jährige Sportlehrer dann auch noch Lob übrig: „Sie haben ein gutes Spiel gemacht und immer an sich geglaubt. Sie haben auch die Partie am Ende noch gedreht. Ich denke nicht, dass sich Salzburg blamiert hat.“
Mit dieser Meinung stand der Düdelinger Matchwinner aber ziemlich alleine da. Oder er wollte einfach nur höflich sein.

„Katastrophe für ganz Österreich“

Die „Bullen“ gingen mit sich selbst wesentlich härter ins Gericht.

Immerhin. Denn Selbsterkenntnis ist ja bekanntlich der erste Weg zur Besserung, heißt es im Volksmund.

„Es ist für ganz Österreich eine Katastrophe. Aber vor allem für Red Bull. Wir haben schon wieder die Champions League verpasst, dabei wollten wir es heuer unbedingt schaffen. Die Chancen waren so groß wie nie zuvor“, war Youngster Martin Hinteregger, der sich mit seinen 19 Jahren als einer der wenigen den Pressevertretern stellte, fassungslos.

Langfristiger Schock?

Auch Kapitän David Mendes da Silva, der mit einem schweren Schnitzer das 0:1 einleitete, rang nach Worten: „Es ist ein Drama. Nun kommen ganz schwere Zeiten auf uns zu.“

Wie schwer, versucht Hinteregger zu erklären. Der Verteidiger geht davon aus, dass dieser Schock länger in den Köpfen bleibt.

„Dieses Ausscheiden wird uns noch ewig nachhängen. Dass wir schon in der zweiten Runde ausscheiden, ist ein Wahnsinn. Es wird sicher noch Monate in unseren Köpfen sein, dass wir die Champions League und die Europa League verpasst haben. Spätestens wenn wir die Spiele im TV sehen, wird es uns wieder bewusst.“

Katastrophen-Start für Schmidt

Für Roger Schmidt, der genau seit einem Monat als Salzburg-Trainer im Amt ist, kommt das Aus einer Katastrophe gleich.

Der Deutsche ist noch nicht einmal richtig in der Mozartstadt angekommen und muss schon mit einer Blamage historischen Ausmaßes zurecht kommen.

„Wir sind extrem niedergeschlagen und können das jetzt nicht mehr gut machen. Wir werden in Zukunft sicher immer wieder damit konfrontiert. Nun müssen wir Charakter zeigen und wieder aufstehen.“

Philippe glaubte an sein Team

Während Salzburg ab sofort nur mehr von Wochenende zu Wochenende planen muss, hat Düdelingen noch mindestens vier europäische Partien.

„So war das gar nicht geplant“, lachte Trainer Didier Philippe, „morgen früh, wenn wir aufwachen, werden wir realisieren, dass wir weiter sind.“

Natürlich sei der Aufstieg letztlich eine Sensation, aber er habe immer an seine Mannschaft geglaubt, meinte Philippe.

„Bei uns spielen nicht nur Amateure. Wir trainieren fast jeden Tag und arbeiten professionell. Wir haben auch super Strukturen. Man darf auch das Niveau in Luxemburg nicht unterschätzen.“

Düdelingens Chefcoach war auch einer der Wenigen, die im Vorfeld ernsthaft an den großen Coup geglaubt haben.

„Ich habe nach dem Hinspiel gehört, dass dieser Sieg ein Wunder war. Ich habe gesagt, ein Wunder ist es dann, wenn wir weiterkommen.“

Nun hat Düdelingen sein Wunder. Und Red Bull Salzburg die größte Blamage in der noch jungen Historie.

Kurt Vierthaler/Christian Eberle