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Saisonvorschau 2015: SV Mattersburg

Saisonvorschau 2015: SV Mattersburg

Da ist er wieder, der SV Mattersburg.

Zwei Jahre nach dem wohl bittersten Abstieg der letzten Bundesliga-Dekade, als die Burgenländer zwei Runden vor Schluss als Siebenter fünf Punkte Vorsprung auf den Letzten hatten und dennoch am Ende runter mussten, meldet sich der Klub im Fußball-Oberhaus zurück.

Unter den Pappeln hat sich in der Zeit der Zweitklassigkeit einiges verändert. Zumindest innerhalb der Mannschaft. Auf ein Trainer-Missverständnis namens Alfred Tatar folgte nach einem Intermezzo von Franz Lederer mit Ivica Vastic ein alter Bekannter.

Der frühere Offensiv-Virtuose schaffte nach anfänglichen Schwierigkeiten seinen Trainer-Turnaround, war er doch Fußball-Österreich nach seinem missglückten Engagement bei der Wiener Austria als Übungsleiter nicht in bester Erinnerung geblieben. Im Gegensatz zum Aufstiegs-Konkurrenten LASK hatten die Grün-Weißen den längeren Atem und sicherten sich verdient Meisterschaft und Aufstieg.

Mit Vastic hielt auch ein wesentlich offensiveres Spielsystem Einzug im Burgenland. Hierfür bekam der 45-Jährige für die Erste Liga auch die passenden Spieler zur Verfügung gestellt. Aber klappt das Erfolgskonzept auch in der obersten Spielklasse?

Der SV Mattersburg in der LAOLA1-Saisonvorschau:

Die hat sich im Vergleich zur Meister-Saison in der Ersten Liga nicht verändert. Alle Leistungsträger konnten gehalten werden, dazu hat man sich punktuell im zentralen Mittelfeld sowie im Angriff verstärken können.

Florian Templ hat in der Vorsaison beim LASK in 27 Einsätzen vier Tore und einen Assist verbuchen können und ist neben Goalgetter Markus Pink, Patrick Bürger und Ingo Klemen bereits der vierte waschechte Mittelstürmer im Mattersburger Aufgebot.

Mario Grgic wurde für das zentrale Mittelfeld geholt, wo neben Häuptling Jano auch Manuel Prietl und Sven Sprangler zuhause sind.

Die Grundausrichtung kann je nach Vorhaben als 4-3-3 oder 4-1-4-1 gesehen werden, wobei der Fokus voll und ganz auf dem Spiel über die Flügel liegt.

Mit insgesamt 16 Spielern hat man genügend zur Auswahl, welche die Positionen vor der Vierer-Abwehrkette bekleiden können. Und viele davon sind auf verschiedenen einsetzbar.

ZUGÄNGE ABGÄNGE
Florian Templ (LASK) Christian Ressler (Mattersburg II)
Mario Grgic (Kapfenberg)
Julius Ertlthaler (Mattersburg II)

TOR:


Mit 36 Gegentoren hat der SVM seinen Kasten in der Erste-Liga-Saison 2014/15 ziemlich sauber halten können. Gemeinsam mit dem LASK hat man die wenigsten Treffer erhalten. Hauptverantwortlich dafür zeichnete Markus Kuster, der keine einzige Minute verpasst hat und am Ende der Spielzeit zum besten Torhüter der Saison gewählt wurde. Als Ersatzmann steht der routinierte Thomas Borenitsch bereit, der immerhin auf eine Bundesliga-Erfahrung von 217 Einsätzen blicken kann. Keeper Nummer drei ist mit dem 20-jährigen Julian Rosenstingl ein Talent aus der AKA Burgenland.

LAOLA1-Bewertung: In der zweithöchsten Spielklasse hat Kuster seine Talentprobe mit Auszeichnung ablegen können. Nun muss der U21-Nationalteam-Torwart auch ganz oben zeigen, was er kann. Trotz seines für einen Torhüter jungen Alters scheint der bodenständige Burgenländer mit dem Gardemaß von 1,94 Metern dieser Aufgabe gewachsen zu sein. Bei einem Ausfall der Nummer eins könnte es eng werden. Borenitsch plagten im Frühjahr immer wieder Rückenbeschwerden. In der Vorbereitung meldete sich der Routinier aber in den Testspielen zurück.

ABWEHR:


Im Abwehrzentrum kann Vastic auf Bundesliga-Erfahrung bauen. Nedeljko Malic ist seit 2006 beim Verein und kam bereits 129 Mal in der höchsten Spielklasse zum Einsatz. Neben dem 27-Jährigen hat sich Thorsten Mahrer in der Meister-Saison zur absoluten Stammkraft entwickelt. Zu Saisonbeginn hatte Lukas Rath noch einen Fixplatz, diesen musste er aber schließlich an Malic abgeben. Mit Philipp Erhardt (21) steht ein weiterer junger Innenverteidiger zur Verfügung, der in der Vorbereitung mehrere Chancen bekam. Die Außenverteidiger-Positionen scheinen fest vergeben. Rechts ist der ebenso schon reichlich Bundesliga-erfahrene Alois Höller zuhause, während links Michael Novak in der Vorsaison seinen Platz fixiert hat. Der Spanier Fran ist auf beiden Positionen ein Ersatzkandidat, ebenso Dukagjin Karanezi, der allerdings noch an einem Kreuzbandriss laboriert. Kapitän Patrick Farkas ist auf der rechten Außenbahn universell einsetzbar, war gegen Ende der Spielzeit 14/15 aber meistens offensiver aufgestellt.

LAOLA1-Bewertung: Die längste Zeit der Saison agierte der Defensiv-Verbund der Mattersburger in der Meister-Saison recht souverän. Unter Dauerdruck hat der SVM nicht immer den besten Eindruck hinterlassen, so etwa bei drei Saison-Niederlagen gegen die agilen Jungbullen vom FC Liefering (3:6, 1:3, 0:2).

MITTELFELD:


Im Zentrum findet man den wahrscheinlich wichtigsten Spieler im System Vastic: Jano. Der Spanier dirigiert das Mittelfeld, lässt sich zeitweise zwischen die beiden Innenverteidiger zurückfallen und gibt den Spielern vor ihm durch taktisch kluges Verhalten die Möglichkeit, offensiv über die Flügel Überzahlsituationen zu erzeugen. Neuzugang Mario Grgic aus Kapfenberg soll wohl im Fall der Fälle diese Rolle einnehmen, wenn der 28-Jährige nicht zur Verfügung steht. Wahlweise agieren zwei Achter davor oder einer eher defensiver. Sven Sprangler ist universell einsetzbar, auch Manuel Prietl kann diese Rolle erfüllen. Michael Perlak ist als offensivster Mittelfeldspieler weiter vorne zu finden und ist der Einfädler (12 Assists 14/15) schlechthin. Dazu ist erneut Farkas zu nennen, der aber öfter als Rechtsaußen zu sehen war. Die Jungen Alexander Taschner (20) und Julius Ertlthaler (18) können eventuell mit Einsätzen rechnen.

LAOLA1-Bewertung: Der SVM im Mittelfeld steht und fällt mit Jano. Der Sechser sichert die Burgenländer nach hinten ab und leitet Offensivaktionen ein. Mit Perlak kommt ein quiriliger Dribblanski und der beste Assistgeber der Ersten Liga ins Oberhaus. Bundesliga haben beide noch nicht gespielt, sie haben aber mit Sicherheit das Zeug dazu. Mit Sprangler (20) hat sich ein Talent etabliert und ist bereit für mehr.

ANGRIFF:


Sieben Spieler rittern nominell um die Positionen im Angriff, wobei im Mattersburger Fall zwischen Mittel- und Flügelstürmer unterschieden werden muss. Im Zentrum hat Markus Pink im Frühjahr einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Der Kärntner traf nach Belieben und holte sich am Ende mit 21 Treffern die Torjägerkrone. Neben ihm werden die größten Hoffnungen auf Neuzugang Florian Templ vom LASK ruhen. Patrick Bürger hat in den letzten beiden Frühjahrsrunden wieder Kurzeinsätze bekommen, spielte in der Vorbereitung aber selten eine Rolle. Dazu gibt es mit Ingo Klemen einen weiteren Mittelstürmer. Am Flügel wirbelt allen voran Karim Onisiwo. Der 23-Jährige sorgt grundsätzlich als Linksaußen für Gefahr, kann aber jede Offensivposition einnehmen. Mit den beiden 24-jährigen Außenspielern Alexander Ibser und Thorsten Röcher stehen rechts wie links noch weitere Optionen zur Verfügung.

LAOLA1-Bewertung: Torgefahr bringt der SVM zur Genüge mit in die Bundesliga. Onisiwo wurde nicht umsonst von mehreren Bundesligisten gejagt. Er wird diese Liga mit seiner Dribbel- und Abschlussstärke mit Sicherheit bereichern. Dazu versucht der im Frühjahr in Überform agierende Pink seit seiner Zeit bei Austria Kärnten wieder sein Glück im Oberhaus. Dort hat er aber erst ein Tor erzielen können.

TRAINER:


Ivica Vastic und die Bundesliga - als Aktiver eine Liebesbeziehung. 441 Einsätze, 187 Tore, 36 Torvorlagen. Der Spielmacher hat diese Liga zeit seiner Karriere geprägt. Das muss er als Trainer erst beweisen. Bei Austria Wien vermochte er nicht zu überzeugen. Nach dem Rauswurf von Karl Daxbacher verspielte Vastic mit einem relativ starren System einen Europacup-Platz. In Mattersburg sollte es zu Beginn nicht wirklich besser laufen, aus den ersten acht Pflichtspielen holte er acht Punkte und beendete die Saison auf Platz sechs. Gerade Schlüsseltransfers wie jene von Perlak, Onisiwo oder Jano gingen aber voll auf und ließen Vastic eine wesentlich offensivere Spielweise praktizieren. Nach außen hin bleibt der ehemalige ÖFB-Teamspieler seinem Naturell treu. Im ruhigen burgenländischen Umfeld scheint sich der ruhige Vastic bestens eingefügt zu haben. 

LAOLA1-Bewertung: Jetzt kann Vastic es allen zeigen, die ihn nach seinem Austria-Engagement sämtliche Fähigkeiten als Trainer abgesprochen haben. Beim SVM hat er eine gute Truppe beisammen und eine Einheit formen können. Ob das aber auch für die Bundesliga dauerhaft reicht, muss erst bewiesen werden.

MANAGER-SCHNÄPPCHEN:

Wenn im Mittelfeld einmal Not am Mann ist, kann Dominik Doleschal überall helfen. Der 26-Jährige ist grundsätzlich rechter Mittelfeldspieler, hat aber in der Vorsaison auch Linksaußen gespielt. Im letzten Test gegen Purbach (Burgenlandliga) hat er es auf dieser Position gleich vier Mal klingeln lassen. In der Vorsaison kam er in 19 Einsätzen auf zwei Tore und drei Assists, wobei ihm Vastic, je länger die Saison dauerte, immer öfter Einsatzminuten gab. Im Manager ist er für 5,9 Millionen zu haben.

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FÜNF FRAGEN:


Ist der SV Mattersburg eine sportliche Bereicherung für die Bundesliga?

Erinnert man sich an die letzte SVM-Bundesliga-Ära zurück, denkt man an Spieler wie Ratajczyk, Mandreko, Kühbauer oder Naumoski. Es war selten Fußball zum Zungeschnalzen, dieser hat aber zwischenzeitlich immerhin in die UEFA-Cup-Quali geführt. Mit dem Ho-Ruck-Fußball von vor rund zehn Jahren hat der aktuell gezeigte Sport nicht mehr viel zu tun. Jano führt beispielsweise im Mittelfeld genauso die feine Klinge wie vor ihm Perlak oder auf dem Flügel Onisiwo. Dazu ist der Kader gespickt mit einigen Österreichern im besten Fußballer-Alter, die teilweise über die nötige Erfahrung verfügen. Mit Fran und Jano sind gerade einmal zwei Legionäre im Aufgebot und bei einem Gesamt-Durchschnittsalter von 24,7 Jahren kann man auch nicht von einer alten Truppe sprechen. Die Voraussetzungen sind sportlich bestimmt nicht die schlechtesten.

Welchen Einfluss haben Martin Pucher und Franz Lederer auf den SVM-Erfolg?

Spieler kamen und gingen, aber diese beiden sind geblieben. Franz Lederer, früher Langzeit-Coach, zieht mittlerweile als Sportdirektor die Fäden und hat Trainer Vastic auch so die Arbeit erleichtert. Lederer weiß, wie der Hase im Burgenland rennt bzw. der Storch fliegt, fädelt Transfers ein und arbeitet als Bindeglied zur zweiten Mannschaft und der Akademie. Pucher wiederum fungiert offiziell als Obmann und eigentlich als Patron des Vereins. Er ist Boss und Sprachrohr und hat bei Vastic, trotz anfänglicher Schwierigkeiten, die Ruhe bewahrt, was sich nun bezahlt gemacht hat. Begehrte Spieler verteidigt er mit Haut und Haar und scheint als Bankier irgendwie immer ein gutes Argument für einen Verbleib dieser zu haben.

Gibt es Infrastruktur-Pläne für das Pappelstadion?

Während anderorts in diesem Land eine neue Arena aufgestellt wird oder bestehende Stadien modernisiert werden, bleibt man im östlichsten Bundesland dabei: Das Pappelstadion bleibt so, wie es ist. Da fährt - im wahrsten Sinne des Wortes - die Eisenbahn drüber. Allerdings kann sich Martin Pucher (Zitat:"Ich kann bis heute nicht verstehen, dass Klubs ohne Rasenheizung für eine gestimmt haben") nicht mehr lange gegen Investitionen wehren. Ab der Saison 2016/17 ist nämlich eine Rasenheizung Pflicht. Dann muss man auch nicht mehr "scheibtruhenweise Schnee in die Wulka schieben", wie es der 59-Jährige in einem emotionalen "Sky"-Interview im März beschrieben hat. Die anderen Bundesligisten wird das deshalb freuen, weil - auch wenn Spielabsagen in anderen Stadien häufiger vorkommen - immerhin noch Fußballspiele und keine Eiskunstlauf-Bewerbe stattfinden sollen.

Was darf man sich vom Mattersburger Nachwuchs erwarten?

Vom aktuellen Kader haben sich mehrere durch die Akademie ihren Weg in die erste Elf gebahnt, allen voran Keeper Kuster, dazu unter anderem die Herren Rath, Sprangler, Farkas oder Doleschal. Seit 2009 existiert die Akademie, an deren Betrieb das Land Burgenland (zu 35%), der SVM (zu 35%), der Burgenländische Fußballverband (zu 20%) und die Stadtgemeinde Mattersburg (zu 10%) beteiligt ist. Die Administration obliegt Ex-Kicker Anton Pauschenwein, SVM-Obmann Pucher ist im Aufsichtsrat zu finden. In den Jugendligen schlägt man sich wacker, die Saison 14/15 schloss man mit den Plätzen sieben (U15), acht (U16) und neun (U18) ab. Bitter ist der Abstieg der Mattersburg Amateure aus der Regionalliga Ost, der trotz zahlreicher Hilfe aus der Kampfmannschaft im letzten Spiel nicht verhindert werden konnte. Heuer könnten etwa mit Verteidiger Erhardt oder Mittelfeldspieler Ertlthaler die nächsten Talente ihre ersten Einsatzminuten in der Kampfmannschaft bekommen.

Was ist eigentlich aus der Fan-Euphorie geworden?

In der letzten Aufstiegs-Saison kam der SVM 2002/03 auf einen Zuschauerschnitt von 10.070 Besucher, beim Bundesliga-Debüt in der Spielzeit darauf waren es sogar 11.066 im Durchschnitt. Es sind Zahlen, von denen so mancher etablierter Bundesliga-Klub teilweise nur träumen kann. Die Euphorie von damals ist aber über die Jahre abhandengekommen. Im Jahr des Abstiegs waren gerade einmal 4.533 Fans dabei, 3.389 verfolgten den Wiederaufstieg im Schnitt. Bezeichnend: Mit den treuesten Anhängern wurde der Aufstieg und der Meistertitel übrigens im örtlichen Bowling-Center gefeiert. Von großer Party mit Riesen-Euphorie ist keine Spur. Dabei wären eigentlich genug junge, potenzielle Identifikations-Figuren vorhanden, die eine solche erzeugen könnten. Vielleicht müssen doch erst wieder Rapid, Salzburg, Sturm und die Austria kommen, damit sich der burgenländische Fußball-Aificionado im Pappelstadion sehen lässt.

DIE TIPPS DER LAOLA1-BUNDESLIGA-REDAKTION:

DAS LAOLA1-FAZIT:

Mit einem 27 Mann starken Kader, der nach Grödig den zweitgeringsten Marktwert aller Bundesligisten hat, will der SV Mattersburg ganz oben wieder durchstarten. Die Mannschaft lebt von individueller Klasse ihrer Mittelfeldprotagonisten, aber auch von burgenländischen Talenten, die ihre Bundesliga-Reife erst unter Beweis stellen müssen. Das extrem auf die Flügel ausgerichtete Spiel kann manchen Klubs, die gerade auf den Außenverteidigerpositionen teilweise noch immer keine optimale Lösung gefunden haben, Probleme bereiten. Die Ziele sind als Aufsteiger erwartungsgemäß bescheiden, angesichts der Konkurrenz und des gewohnt ruhigen Umfelds ist den Burgenländern durchaus mehr als der Klassenerhalt zuzutrauen.

 

Andreas Terler

Redakteur Prognose SVM
Peter Rietzler 5.
Peter Altmann 7.
Harald Prantl 5.
Bernhard Kastler 5.
Martin Wechtl 7.
Alexander Karper 6.
Andreas Terler 5.
Matthias Nemetz 7.
Jakob Faber 6.