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"Man muss Red Bull Respekt entgegenbringen“

Immerhin der erste Punkt.

 

Jene Salzburger, die das Glas lieber halbvoll sehen, freuen sich nach dem 2:2 bei der Admira über den ersten Zähler im dritten Spiel dieser Bundesliga-Saison. Stefan Lainer gewinnt dem etwas ab.



"Es war wichtig, dass wir einmal angeschrieben haben. Spielerisch haben wir auch einen Schritt gemacht“, sagte der Rechtsverteidiger bei seinem Startelf-Debüt für Red Bull Salzburg.



Die anderen sprechen freilich vom Fehlstart, der endgültig perfekt ist. Der Meister und Cupsieger, der auch bei einem Abstiegskandidaten nicht gewinnen kann, das sei freilich viel zu wenig.



Auch das ist Lainer, der die meisten Ballkontakte hatte (99), bewusst. „Wir bekommen wieder nach Standards zwei Tore. Solche Fehler dürfen einer Top-Mannschaft wie uns einfach nicht passieren.“

 

Stankovic folgt Miranda

 

Nach Paulo Miranda in Malmö, der am Mittwoch in der Kabine ob seiner Fehler weinte und am Samstag auf der Bank Platz nahm, hat nun Cican Stankovic einen rabenschwarzen Tag erwischt.



„Ich habe beide Male sehr unglücklich agiert und nehme das natürlich auf meine Kappe. Ohne meine Fehler hätten wir das Spiel gewonnen. Es tut mir leid für die Mannschaft“, sagte der Keeper mit gesenktem Haupt und leiser Stimme. Der schwache Auftakt hat bei ihm Wirkung gezeigt.



„Der Saisonstart ist nicht zufriedenstellend und deswegen kann von Selbstvertrauen keine Rede sein. Ich habe das heute zu spüren bekommen“, musste der 22-Jährige konstatieren.


Sein Trainer Peter Zeidler, der an seinem 53. Geburtstag seinen ersten Punkt in der Bundesliga bekam, gefällt diese Reaktion: „Er hat sich entschuldigt. Er ist selber enttäuscht, dass er bis jetzt noch nicht das gebracht hat, was er sich selbst erhofft hat. Das zeugt auch von Charakter.“



Wir kommen gemeinsam raus“



Es werde daran gearbeitet, diese „eklatanten individuellen Fehler“ abzustellen, sagte Zeidler.
 

„Wir sind so stark bei Red Bull, wir werden das, was Miranda und Stankovic passierte, gemeinsam als Verein, als Mannschaft auffangen, so dass wir wieder dort hinkommen, wo wir hingehören. Aber das kann eben noch ein paar Wochen dauern“, bittet der Deutsche weiter um Geduld.


Dabei wird etwa Stankovic darauf hingewiesen werden, den Sechser nicht mehr auf diese Weise anzuspielen, wie er es bei Christoph Leitgeb getan hat. Nachdem der den Ball vertändelte, traf die Admira erst die Stange, dann gab es Corner und dann passierte Stankovic der erste grobe Schnitzer.



„Der Pass ist in unserem Programm nicht drin. Der existiert nicht. Den hat er heute erfunden und wir werden ihm zeigen, dass er den nie wieder spielt. Es sind Aussetzer, aber ich traue Stankovic zu, dass er sich in den nächsten Wochen steigern und eine echte Stütze wird.“


Mehr Aggressivität gefordert



Lainer fordert dahingehend alle auf, noch mehr Aggressivität an den Tag zu legen.

 

„Das hat nichts mit Eingespieltheit oder jung oder alt zu tun, das sind individuelle Fehler und da muss sich jeder bei der Nase nehmen. Man muss konsequent und aggressiv sein, seinen Körper reinstellen und mit allen Mitteln das Tor verteidigen. Vor allem im Strafraum.“



Salzburg hätte das Spiel auch durchaus gewinnen können, wie Zeidler feststellte: „Positiv ist die Energieleistung in den zehn Minuten vor Ende. Wir hätten das auch leicht noch gewinnen können. Da haben wir zwei riesige Chancen durch Dimitri Oberlin und müssen einen Elfmeter bekommen.“

 

Es geht langsam, aber es wird besser“



Ansonsten befindet sich die Mannschaft weiter im Prozess. Mannschaftstaktisch gibt es noch viel Luft nach oben. Da waren die beiden Gegentreffer natürlich auch keine große Hilfe.

 

„Da haben wir Wirkung gezeigt, vor allem im taktischen Bereich und haben Konter zulassen müssen“, analysierte Zeidler. „In der zweiten Hälfte sind wir nicht in Schwung gekommen, haben der Admira viele Räume gelassen“, so der Deutsche, der erstmals Omer Damari aufbot.



„Wir haben den ersten Punkt. Es geht langsam, aber ich weiß, dass es vorangeht. Mit der Art und Weise, wie wir uns im Spiel verbessern, und mit den Spielern, die zurückkommen.“



Admira stärkt den Rücken von Red Bull



Davon geht auch die Admira aus. Ausgerechnet der Abstiegskandidat, der zum ersten Mal seit 1991 (!) keines der ersten drei Saisonspiele verloren hat, stärkt den Salzburgern den Rücken. 

„Man muss Red Bull auch einmal den nötigen Respekt entgegenbringen. Die haben viele Spieler verloren, sie sind im Umbruch und haben einen neuen Trainer, der auch etwas Neues einbringen will. Die Mannschaft wird kommen. Die Geduld muss man haben“, sagte Trainer Oliver Lederer.

 

Der Coach, dem die nötige Lizenz fehlt und sich mit Ernst Baumeister das Coaching aufteilt, legte nach: „Man vergleicht sie mit der Mannschaft von Roger Schmidt, das darf man nicht. Das war eine Über-Mannschaft, die in Europa, wenn nicht weltweit, mit ihrem Pressingstil für Furore gesorgt hat. Das geht nicht einfach wieder von heute auf morgen, wenn man neue Spieler hat.“



Baumeister schlug in dieselbe Kerbe: „Ich bin froh, dass wir Salzburg jetzt erwischt haben und nicht in ein paar Wochen, da werden sie deutlich stärker sein. Da mache ich mir keine Sorgen.“




Wie Rapid vergangene Woche profitierte auch die Admira vom anfälligen Auftreten des Meisters. 


„Dass die Salzburger verunsichert sind, damit haben wir gerechnet. Wir konnten das zunächst aber nicht ausnützen“, hielt Baumeister fest.

Sein Trainings-Partner Lederer hatte einen Gameplan.


„Spätestens nach dem Malmö-Spiel wusste man, wo man Starki (Dominik Starkl, spielte auf der rechten Offensivseite. Anm.) aufstellen muss, um dem Gegner vielleicht weh zu tun.“



Admiras Herzblut macht sich bezahlt



Der 37-Jährige freute sich, denn: „Wenn alle fit sind, haben wir mehr offensive Varianten. Und es wird noch variabler. Es war aber in vielen Phasen unser bester Offensiv-Auftritt in dieser Saison.“




Lederer war der Saisonstart mit fünf Punkten aus drei Spielen anzusehen und anzuhören: „Unser Motto ist Herzblut, die Mannschaft setzt das perfekt um. Der Auftritt der Mannschaft ist so, dass man zuversichtlich in die nächsten Spiele gehen kann. Aber ganz wichtig: Mit beiden Beinen am Boden zu bleiben. Im Ballbesitz und Positionsspiel haben wir etwa noch Luft nach oben.“



Ein Saisonstart nach Maß, auf dem sich aufbauen lässt. „Wir haben fünf Punkte, darüber sind wir glücklich. Und im Normalfall nimmt uns die Punkte auch keiner mehr, aber bei der Admira ist das nicht immer so sicher“, hatte am Ende Lederer die Lacher auf seiner Seite.



 

Bernhard Kastler

Admira Salzburg
Ballbesitz 40,4% 59,6%
Zweikämpfe 47,5% 52,5%
Eckbälle 6 9
Torschüsse 13 21
Torschüsse außerhalb Strafraum 7 4
Torschüsse innerhalb Strafraum 6 17
Kopfballchancen 3 2
Abseits 2 1
Fouls 12 7