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"Soll sich für die Fehlentscheidungen entschuldigen"

Martin Hinteregger kam sich wie im falschen Film vor. Nämlich wie in „Täglich grüßt das Murmeltier.“

Schon wieder Altach. Schon wieder Rot. Schon wieder von Schiedsrichter Manuel Schüttengruber gesehen. Schon wieder völlig zu Unrecht.

Beim 4:0-Sieg im Cup-Viertelfinale in Altach vor fünf Wochen musste der Salzburger wegen eines angeblichen Faustschlags an Hannes Aigner vom Platz.

Beim 2:2 am Samstag in der Liga wegen eines angeblichen Fouls an Patrick Seeger im Strafraum. Aigner verwertete den verhängten Elfer zum 2:1.

Hinteregger wurde zum dritten Mal (!) in dieser Saison von Schüttengruber ausgeschlossen. Gegen die Austria sah er im September Gelb-Rot. Zuvor wurde der Kärntner in seiner Karriere nie vom Platz gestellt.

Der Referee aus Oberösterreich verwies in dieser Spielzeit auch Marcel Sabitzer beim 4:1 in der Südstadt des Feldes.

Die Szene sagt alles“

Hinteregger, der am Feld noch aufgebracht den Schiedsrichter konfrontiert hatte und nach dem Ende vor Ungläubigkeit fast schon lachen musste, schwieg sich anfangs durch die Mixed Zone.

Gegenüber LAOLA1 ließ der Verteidiger zumindest wissen: „Die Szene sagt alles. Er soll sich einmal für die Fehlentscheidungen entschuldigen.“ Zusatz: „Seeger sagt, dass es keiner (kein Platzverweis, Anm.) war.“

Was Hineregger eingesteht: "Ich nehme vor dem Abschluss Tempo heraus, habe nicht gerechnet, dass er von hinten kommt und spitzelt mir den Ball weg. Kontakt war da, aber den muss er nicht pfeifen.“

Seine Teamkollegen wollten viel sagen, trauten sich jedoch nicht so recht. „Es ist unglaublich, das kann man von hundert Metern aus sehen. Tut mir leid, ich will nicht mehr dazu sagen“, so Peter Gulacsi.

Stefan Ilsanker: "Meine Oma hat einmal gesagt, wenn du nichts Nettes zu sagen hast, sage am besten gar nichts." 

Schiedsrichter sah keinen Fehler 

Und der Referee? Schüttengruber stellte sich nach der Partie „Sky“: „Auch nach dem Videostudium ist eine Entscheidung sehr schwer zu treffen. Ich würde nicht von einer richtigen oder einer Fehlentscheidung sprechen. Es war ein Kontakt da.“

Das hatten die beiden Trainer zum Zeitpunkt ihrer Pressekonferenz noch nicht gehört, hielt sie aber verständlicherweise nicht davon ab, das Schiedsrichter-Gespann zu kritisieren.

So meinte Damir Canadi: „Der Elfer war eine absolute Fehlentscheidung, auch Rot. Zuvor war es ebenso ein Elfmeter, der gegeben werden muss (Handspiel Benno Schmitz, Anm.). Wir, Adi und ich, kämpfen uns wie alle andere Kollegen jede Woche ab. Seitens der Schiedsrichter kommt wenig Respekt rüber. An der Linie herrscht eine desolate Kommunikation. Man darf nichts mehr fragen, sich nicht mehr bewegen. Ich war heute sehr ruhig, fragte nur einmal – schon stachen sie heraus. Sie sind Teil einer Entwicklung. Sie müssen besser werden, wir ja auch.“

Hütter: „Ein Witz" 

Adi Hütter zum Elfmeter: „Das ist ein Witz. Vor Wochen waren wir hier, gleiche Schiedsrichter-Besetzung und Martin Hinteregger wird wegen eines angeblichen Faustschlags vom Platz gestellt. Hannes Aigner selbst sagte, dass das keiner war. Heute wieder eine Rote Karte, wo man ganz klar sieht, dass es kein Elfer war und Patrick Seeger auch sagt, dass es kein Foul war. Es ist ein Witz.“

Über die Referees per se hatte er anzumerken: „Es ist ein sehr großes Thema. Als Trainer ist man immer wieder mit Entscheidungen konfrontiert. Ich glaube auch, dass es nicht immer einfach ist, Schiedsrichter zu sein. Aber ich bin bei Damir, was die Kommunikation betrifft. Es gibt überhaupt kein Gefühl dafür, dass ein Trainer Emotionen bei einer falschen Entscheidung zeigt. Fußball ist nunmal emotional.“

Hütters Vorschlag: „Für mich ist es wichtig, so wie ich Analysen mit den Spielern durchführe, dass die Schiedsrichter-Verantwortlichen mit ihren Zugpferden auch dementsprechend analysieren. Wenn ein Spieler nicht gut spielt, dann nimmt er auf der Bank Platz. Ich weiß nicht, wie das dort gehandhabt wird. Wir haben junge Schiedsrichter, es ist nicht einfach, aber man kann Situationen besser lösen.“

Eines wollte der RBS-Coach noch loswerden: „Heute war er auf den Zehenspitzen unterwegs, er ist sehr stolziert. Das hat mir nicht gefallen. Ich finde den Kommunikationsweg nicht gut.“

Altach Salzburg
Ballbesitz 44,4% 55,6%
Zweikämpfe 58,6% 41,4%
Eckbälle 5 5
Torschüsse 12 17
Torschüsse außerhalb Strafraum 5 7
Torschüsse innerhalb Strafraum 7 10
Kopfballchancen 2 2
Abseits 6 3
Fouls 14 17

Unglückliche Besetzung“

Salzburg-Geschäftsführer Jochen Sauer fand die Besetzung nach den Vorkommnissen vor einigen Wochen „zumindest unglücklich“, Hütters Noch-Chef Ralf Rangnick meinte: „Es war gegenüber uns sein dritter falscher Platzverweis und der zweite falsche Elfmeter. Es darf schon die Frage erlaubt sein, warum ausgerechnet er für dieses Spiel noch einmal angesetzt wird?“

Die Antwort kennt die Bundesliga, die sich diesem Thema stellen sollte.

Hinteregger wird dennoch gesperrt werden und wohl fehlen, wenn die Meisterschaft endgültig entschieden wird.

Sollte Rapid am Sonntag das Derby gegen Austria nicht gewinnen, darf Salzburg zu Hause vor dem Fernseher feiern. Andernfalls bietet sich den "Bullen" die nächste Chance in Graz beim Gastspiel am Mittwoch. 

Meister-Party verschoben

Am Samstag reichten Ergebnis, vor allem aber auch Leistung nicht.

Hütter: „Wir hatten vor der Pause in unserem Spiel keine Ballstafetten, haben viel zu schnell die Bälle verloren. Beim schnellen 1:0 nach 25 Sekunden hat die Mannschaft das sehr gut fertiggespielt. Das hat nachher gefehlt. Wir waren im technischen Bereich heute körperlich und im Geist nicht so frisch.“

Ilsanker schlug in dieselbe Kerbe: „Wir sind nicht ins Gegenpressing gekommen und waren vorne zu nachlässig. Sie haben so viele kontrollierte, lange Bälle gespielt, es wurde ein laufintensives Spiel. Altach hat das gut gemacht, aber wir müssen das mit unserer Klasse heimspielen.“

„Mit dem Punkt können wir, wenn man das gesamte Spiel sieht, zufrieden sein. Wir haben aber bis auf die ersten zehn und die letzten 15 Minuten kein gutes Spiel gemacht", meinte Rangnick.

Zumindest gelang Marcel Sabitzer in Unterzahl per Freistoß noch das 2:2, es war bereits sein 18. Saison-Treffer.

Altach-Goalie Martin Kobras sah dabei ganz und gar nicht gut aus: „Die Sicht war mir ein wenig verstellt, ich habe es zu spät erkannt. Der Ball ist aufgesprungen, er war schwer zu berechnen. Unhaltbar war er nicht.“

Auch Canadi im falschen Film

Canadi kam sich nach dem Schlusspfiff dann auch wie im falschen Film vor: „Wenn es schade ist, dass wir gegen Salzburg 2:2 spielen, ist das ohnehin ein bisschen makaber. Da sollte ich mich mehr über die tolle Leistung freuen, aber nach so einem Spielverlauf ist man unglücklich - wie die Mannschaft auch.“ 

Hütter konnte so seiner Rückkehr in seine Heimat doch noch etwas abgewinnen: „Mich hat gefreut, dass wir zu zehnt noch den Ausgleich erzielt haben. Das war das 15. Tor in Unterzahl. Die Mannschaft wollte nicht verlieren, Minamino hatte noch die Top-Chance auf den Sieg. Was dieser Punkt wert ist, weiß ich noch nicht.“

Vielleicht ja die Meisterschaft am Sonntag.

 

Bernhard Kastler