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"Das liegt bei Trainerwechsel in der Natur der Sache"

Trainereffekt ist ein oft strapaziertes Wort. Im grün-weißen Lager wird dieses vor dem 305. Wiener Derby aber einmal mehr in den Mund genommen.

Denn Neo-Trainer Zoran Barisic blieb seit der Amtsübernahme nicht viel Zeit, Grundlegendes zu verändern.

Die ersten Kontakte mit der Mannschaft verliefen zwar positiv, trotzdem sei es nicht möglich, einem Team binnen weniger Stunden und Tage eine neue Philosophie einzuhauchen.

„Wir sind in einer Phase, in der wir nicht eine ganze Vorbereitung vor uns haben und unsere Philosophie umsetzen können. Wir müssen flexibel sein“, meint der 42-jährige Wiener.

Flexible Vorbereitung auf das Derby

Flexibel auch in der Hinsicht, dass mit dem vorhandenen Personal gearbeitet werden muss. „Ich vertraue der Mannschaft zu hundert Prozent“, verrät Barisic.

Alles in allem ist „Zoki“ mit den ersten Annäherungsversuchen mit dem Team zufrieden.

„Alle Spieler sind mir sehr dynamisch, konzentriert bei der Sache und motiviert vorgekommen. Das liegt bei einem Trainerwechsel aber in der Natur der Sache.“

Sportdirektor Helmut Schulte beobachtete den Schöttel-Nachfolger und Co-Trainer Carsten Jancker bei den ersten Trainings und kann nur Gutes berichten.

Unterstützung von allen Seiten für neues Trainerteam

„Es hat mir sehr gefallen, wie Zoki mit der Mannschaft arbeitet. Es herrscht eine ungeheime Anspannung, alle wollen sich zeigen.“ Auch die erste Ansprache habe ihm imponiert.

Der Deutsche weiß, dass die Situation nicht die einfachste ist, um bei Rapid zu übernehmen, deshalb verspricht er vollste Unterstützung in allen Bereichen. „Ich bitte darum, dem Trainerteam eine faire Chance zu geben.“

Die erste Möglichkeit sich zu beweisen, steht ausgerechnet im Derby bei Tabellenführer Austria bevor, wo Terrence Boyd und Markus Heikkinen gesperrt sowie Thomas Schrammel und Steffen Hofmann verletzt fehlen.

Bei zuletzt angeschlagenen Spielern wie Mario Sonnleitner, Dominik Wydra und Branko Boskovic schaut es gut aus, die Entscheidung fällt aber erst kurz vor dem Spiel.

„Das spielt keine Rolle“

Die jüngste Derby-Statistik ist aus Sicht der Hütteldorfer erschreckend. Seit acht Spielen wartet Rapid auf einen Sieg, die letzten drei gingen verloren. Dafür verlor man in der Generali-Arena von den letzten fünf Duellen nur eines.

„Das spielt keine Rolle, wir beginnen bei null. Wir könnten genauso fragen, wer jetzt der Favorit ist, da die Austria aus den letzten zwei Runden nur einen und wir vier Punkte gemacht haben. Aber das werden wir nicht tun.“

Vergleiche mit dem Stadtrivalen zählen für Barisic ebenso wenig, wie die Vergangenheit. Deshalb verweist er immer wieder darauf, dass Rapid in dieser Situation nur auf sich schauen muss.

„Wer Meister wird, ist uns ganz wurscht. Wir müssen unsere Aufgaben erledigen“, lässt sich der Ex-Profi nicht zum Zünglein an der Waage im Titelkampf machen.

Barisic will die Vergangenheit ruhen lassen

Sein Gegenüber auf der Trainerbank, Peter Stöger, kennt er noch aus gemeinsamen Tagen bei Rapid. Mit ihm machte Zoki seine Trainerausbildung und kann bestätigen, dass er sich als Mensch nicht verändert hat.

„Er war ein sehr guter Fußballer, aber du durftest ihn im Training nicht in deiner Mannschaft haben, denn sonst musstest du doppelt so viel laufen, um zu gewinnen“, scherzte Barisic, der Stöger als „geradlinig, offensiv denkend und ruhig“ kennenlernte.

Selbst bestritt er mehrere Derbys, deshalb freut er sich auch diesmal auf den Showdown in Favoriten. In keiner guten Erinnerung blieb ihm der Platzsturm 2011, wo er interimistisch auf der Rapid-Bank sah.

„Das ist Vergangenheit. Aber ich kann es nicht vergessen, weil es noch dazu mein Geburtstag war“, erinnert sich der vormalige Amateure-Trainer zurück.

„Verlernen nicht von einem auf den anderen Tag das Kicken“

Bei der Planung, wie er seine Mannschaft auf sein Debüt als Cheftrainer einstellen wird, lässt sich Barisic nicht in die Karten blicken. Er hält allerdings fest:

„Wir werden natürlich im taktischen Bereich arbeiten, aber die Mannschaft hat schon bewiesen, dass sie schon einmal defensiv gut gestanden ist. Es ist ja nicht so, dass die Spieler von einem auf den anderen Tag das Kicken verlernt haben. Das ist ein schleichender Prozess.“

Für ihn persönlich stehe der Teamgeist an erster Stelle, zudem müsse jeder wissen, was er in welcher Situation zu tun habe – unabhängig vom System. „Das hat nichts mit dem System zu tun, sonst spiel ma‘ halt ein 0-10-0-System.“

Greifen seine Ideen erst einmal, dürfen sich die Zuschauer auf eine offensive Ausrichtung, viel Ballbesitz, Flexibilität im Spiel nach vorne, gutes Umschaltverhalten, Kompaktheit und verschiedene Formen von Pressing freuen. Sofern auch alle Spieler mitziehen.

Schulte stellt diesbezüglich klar, dass auch diese nach dem Cup-Aus nicht aus der Verantwortung gelassen wurden und ihnen klar gemacht wurde, dass auch sie großen Anteil an den Vorfällen der letzten Tage hatten.

Spätestens im Derby wird man sehen, ob der Trainereffekt Rapid tatsächlich zurück in die Erfolgsspur führen kann.


Alexander Karper