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"Es gibt keine Regel, um nicht abzusteigen"

Es könnte bereits das Schicksalsspiel für den FC Wacker Innsbruck sein.

Verlieren die Tiroler ihr Heimspiel gegen Sturm Graz, gewinnt Wiener Neustadt gegen Wolfsberg und punktet die Admira gegen Rapid, ist der vermeintlich so enge Abstiegskampf bereits eine Runde vor Schluss zu Ungunsten der Innsbrucker entschieden.

Entsprechend großer Druck lastet auf den Schultern der Wacker-Spieler. Mit Roman Wallner zählt ein Routinier zu den Führungspersönlichkeiten der Elf von Trainer Roland Kirchler, die in den vergangenen Wochen ihre gesteigerten Leistungen nur bedingt in gute Ergebnisse umzumünzen wusste.

Vor dem Kräftemessen mit seinem Jugendverein nimmt der 31-Jährige zur aktuellen Situation beim FC Wacker Stellung. Wallner sieht dabei in der ungewissen Zukunft vieler Spieler kein Problem und geht auf das Problem fehlender Planbarkeit in seiner Karriere ein.

LAOLA1: Wie ist die Stimmungslage in Innsbruck vor dem Schicksalsspiel gegen Sturm?

Roman Wallner: Ich glaube schon, dass alle ein bisschen angespannt sind. Aber das ist normal, denn gegen Sturm müssen wir unbedingt punkten. Wir sind heiß auf dieses Spiel.

LAOLA1: In den vergangenen Wochen war euch leistungstechnisch wenig vorzuwerfen, ihr habt zuletzt gegen Austria und Salzburg lange mitgehalten. Was spricht gegen Sturm für euch?

Wallner: Für uns spricht, dass wir in Salzburg ganz gut gespielt haben. In diesem Spiel hat man lange Zeit nicht bemerkt, dass wir Letzter und sie Zweiter sind. Erst nach dem 1:1 haben sie uns hinten hineingedrängt und viele Torchancen herausgespielt. Für uns war es blöd, dass der Ausgleich so früh gefallen ist – je später, desto besser wäre es gewesen. Ich glaube, dass wir in den letzten Wochen schon eine Steigerung unter Beweis gestellt haben. Wir haben wichtige Spiele gewonnen, sonst wären wir gar nicht mehr im Rennen. In Wiener Neustadt war es schade, dass wir keinen Dreier eingefahren haben. Deswegen haben wir jetzt das spannende Finale.

LAOLA1: Spielt Wacker überhaupt wie ein Absteiger?

Wallner: Ich glaube nicht. Aber das interessiert keinen, hat nicht viel Aussagekraft. Denn wir sind Letzter und müssen unbedingt punkten. Dass wir nicht wie ein Absteiger spielen, kann man eh sehen. Aber davon können wir uns leider nichts kaufen.

LAOLA1: Hast du das Gefühl, dass in der Stadt Innsbruck der Funke überspringt und in diesem wichtigen letzten Heimspiel der Saison das Publikum voll hinter euch steht?

Wallner: Ich hoffe natürlich, dass viele Leute ins Stadion kommen werden. In den letzten Spielen konnte man beobachten, dass die Zuschauer uns positiv gegenüberstehen, obwohl wir nicht jedes Spiel gewonnen haben. Sie haben einfach gesehen, dass wir alles geben, und dass es eine Steigerung gibt. Ich denke, dass das Publikum das anerkennt.

LAOLA1: Es macht in solchen Situationen vermutlich einen Unterschied aus, ob man den 30. Geburtstag schon hinter sich hat oder erst am Anfang der Karriere steht. Wie kannst du mit deiner Erfahrung helfen?

Wallner: Es ist wichtig, dass du ruhig bist, nicht zu viel grübelst und nicht zu rechnen beginnst, wo du die Punkte liegen gelassen hast. Es gibt jedoch keine Regel, die du befolgen musst, um nicht abzusteigen.

LAOLA1: Merkt man, dass du im Fußball schon einiges erlebt hast und deshalb ruhiger bleibst als jüngere Kollegen?

Wallner: Das kann schon sein. Aber es gibt auch junge Spieler, die von vornherein nicht zu viel überlegen und ruhig bleiben. Vielleicht ist es in solchen Situationen manchmal sogar besser, wenn du jünger bist, weil du noch weniger grübelst. In diesem Alter hängt die Existenz noch nicht so davon ab. Wenn du mittendrin bist, kann man 1000 Mal sagen: „Du musst ruhig bleiben.“ Es ist trotzdem schwierig, ruhig zu bleiben.

LAOLA1: Roland Kirchler muss sich zusätzlich zum Trainer-Job um die Agenden des Sportdirektors kümmern. Strahlt er die notwendige Ruhe aus?

Wallner: Das macht er schon. Er hat sich im Prinzip nicht verändert, ist immer der Gleiche, versucht sehr positiv zu sein. Natürlich hat er nun einen Haufen Arbeit aufgehalst bekommen, aber ich denke, das macht ihm Spaß.

LAOLA1: Ein Problem ist vermutlich, dass viele Spieler nicht wissen, wie es mit ihnen weitergeht. Wie sehr beschäftigt das die Mannschaft?

Wallner: Das ist ebenso eine persönliche Sache, wie jeder damit umgeht. Ich denke, dass wir nicht der einzige Verein sind, wo Verträge nicht geklärt sind. Als Spieler ist man in einer Karriere öfter mit der Situation konfrontiert, dass man nicht weiß, ob man im Sommer geht oder bleibt. Das ist einfach ein persönliches Befinden, das gehört auch zum Sport dazu. Man muss nur zu größeren Vereinen in andere Ligen schauen: Dort geht es vielen Spielern nicht anders, und sie bringen trotzdem ihre Leistung. Es kann natürlich auch eine billige Ausrede sein. Aber bei uns habe ich nicht das Gefühl, dass es jemanden belastet oder dass er es als Ausrede hernimmt, dass er keine Leistung bringen kann. Da ist jeder Profi genug.

LAOLA1: Du hast in Innsbruck Vertrag bis 2014. Wie wichtig wäre der Klassenerhalt, damit etwas mehr Ruhe und Kontinuität in deine Karriere kommt?

Wallner: Wenn wir oben bleiben, bleibe ich, das ist klar. Aber grundsätzlich ist das mit der Kontinuität so eine Sache. Der Fußball ist so schnelllebig, dass alles passieren kann. Man kann nie zu 100 Prozent sagen, es passt, jetzt bleibst du. Ein Beispiel: Was wäre gewesen, wenn wir die Lizenz nicht bekommen hätten? Dann hätte sich die Situation wieder verändert. Jetzt müssen wir einmal schauen, ob wir oben bleiben oder absteigen. Da kann es auch in jede Richtung gehen. Im Fußball kann man als Spieler nicht kontinuierlich planen.

LAOLA1: Das klingt danach, als ob du diese Lektion in deiner Karriere gelernt hättest…

Wallner: Die Frage war, ob ich auf Kontinuität setze. Ich hätte es gerne. Aber es ist schwierig, das zu planen, weil sich im Fußball jeden Tag etwas tut. Wünschen kann man es sich.

LAOLA1: Angenommen der Klassenerhalt gelingt: Welche Lehren würdest du aus dieser Saison ziehen, damit man nicht noch einmal in solch eine Situation kommt?

Wallner: Ich war nicht von Anfang an dabei. Als ich gekommen bin, hatten wir schon eine lange Durststrecke. Es ist schwer, wenn du so viele Spiele nicht gewinnst, das wieder aufzuholen. Die Lehre muss also sein, dass du gleich von Anfang an voll da bist. Aber so etwas wird nicht noch einmal passieren. Warum es passiert ist, kann ich nicht beurteilen, weil ich noch nicht in Innsbruck war. Wenn wir es schaffen, wird die Frage sein: Welche Spieler bleiben, wer geht, wer kommt? Man muss Qualität holen. Aber das muss dann eh der Roli machen.

LAOLA1: Wie schlimm wäre es für die Liga, wenn Innsbruck nicht mehr dabei wäre?

Wallner: Es wäre nicht gut, alleine vom Stadion und den Zuschauern her. Es ist ein Traditionsverein. Der Liga würde etwas fehlen.

LAOLA1: Sturm spielt eine turbulente Saison. Gegen Ried gelang der erste Sieg unter Trainer Markus Schopp. Wie bewertest du das Geschehen in Graz?

Wallner: Man bekommt via Medien mit, dass es ziemlich drunter und drüber gegangen ist, ständiges Kommen und Gehen geherrscht hat. Irgendwie haben sie keine Kontinuität reingebracht. Schwer zu sagen, warum das so ist. Was hinter den Kulissen abläuft, weiß man beim eigenen Verein oft auch nicht, geschweige denn bei Sturm… (schmunzelt).

LAOLA1: Wie gefährlich ist Sturm?

Wallner: Sturm hat eine sehr gute Mannschaft, ist aber schwer einzuschätzen. Es geht um sehr viel für sie, sie wollen unbedingt in den Europacup. Wir brauchen auch unbedingt Punkte. Es wird sicher ein interessantes Match. Dass es für uns kein Selbstläufer ist, nur weil Sturm zuletzt nicht viel gewonnen hat, wissen wir. Wir müssen alles geben. Aber wenn wir eine Leistung wie in der ersten Halbzeit gegen Salzburg oder in den Partien davor abrufen, glaube ich, dass es Sturm nicht leicht haben wird. Ich hoffe, dass wir dann die dringend benötigten Punkte holen.

Das Gespräch führte Peter Altmann