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"Sturm war für mich in der Jugend nicht möglich"

Mit 18 Saisontreffern bombte Christian Falk Wolfsberg in die Bundesliga, mit bislang acht Toren macht er auch in der höchsten Spielklasse gute Figur.

Dabei entwickelte sich die Karriere des 25-Jährigen lange Zeit gar nicht in Richtung Profifußball.

Mit 18 jagte er noch bei seinem Heimatverein Union Groß Steinbach dem Ball hinterher, ehe er in Hartberg, Bad Aussee und Vöcklabruck höherklassig über die Dörfer tingelte.

Eine Akademie hat der Steirer niemals von innen gesehen, dafür das Büro einer Glaserei. Mit Sturm Graz kam er in Jugendjahren nur als Fan in Berührung.

Vor dem Duell mit seinem einstigen Lieblingsverein spricht Falk im LAOLA1-Interview über die Vorteile seines Karrierewegs und darüber, dass er sich selbst bisweilen noch zwicken muss, wenn er sich abends im Fernsehen sieht.

LAOLA1: Der Nachtrag gegen Sturm findet in Klagenfurt statt. Kann euch das Ambiente in einem richtigen Stadion vor erwarteten 10.000 Zuschauern den entscheidenden Kick geben?

Christian Falk: Sicher. Das hat man schon auswärts bei Rapid gemerkt. Das gibt noch einmal einen Schub. Nach dem Wiener-Neustadt-Spiel haben wir etwas gut zu machen. Die ganze Mannschaft brennt auf dieses Spiel in einem super Stadion. Wir haben uns gut vorbereitet, und ich glaube, dass wir ein gutes Spiel abliefern werden.

LAOLA1: Du bist Steirer und als Sturm-Fan aufgewachsen. Weckt das besondere Emotionen?

Falk: Inzwischen bin ich ein bisschen davon abgekommen, das ist ganz normal. Früher war ich natürlich Sturm-Fan, vor allem in der Zeit, als sie in der Champions League gespielt haben. Es ist schon etwas ganz besonderes, wenn du gegen Sturm spielen kannst. Ich hoffe, dass wir gewinnen.

LAOLA1: Was ist an Tagen wie diesen in der Familie beziehungsweise im Freundeskreis los?

Falk (schmunzelt): Es ist alles gespalten. Manche sagen, sie halten zu beiden. Manche sagen, der WAC kann sie mal, sie halten trotzdem zu Sturm – einer so, einer so. Meine Eltern und meine Familie sind zum Glück aber noch auf meiner Seite.

LAOLA1: Deine Karriere hat einen bemerkenswerten Verlauf genommen. War es in deiner Jugend nie ein Thema, bei Sturm anzuheuern?

Falk: Nein, absolut nicht. Ich habe bei meinem Heimatverein in der vorletzten Klasse mit dem Fußball begonnen. Bis zum Alter von 18 Jahren hatte ich ein Training pro Woche und dann das Spiel. Ich war nicht so schlecht in der Jugend, aber Sturm war für mich nicht möglich. Erst als ich mit 18 zu Hartberg gekommen bin, ist es für mich losgegangen.

LAOLA1: Was hättest du mit 18 geantwortet, wenn dir jemand vorhergesagt hätte, dass du einmal in der Bundesliga gegen Sturm spielen wirst?

Falk: Ich hätte gesagt: „Jo genau…“ Das hätte ja keiner geglaubt! Ich selbst sicher auch nicht. Aber man sieht: Es muss nicht immer über die Akademien gehen, es geht auch anders.

LAOLA1: Trotzdem hast du es in die Bundesliga geschafft und hast dort in dieser Saison bislang die viertmeisten Treffer erzielt. Wie geht es dir derzeit bei einem Blick auf die Torschützenliste?

Falk: Wenn ich mir am Abend die Berichte im Fernsehen anschaue und selbst mittendrin bin, denke ich mir schon oft, das ist eigentlich ein Wahnsinn! In der Torschützenliste schaue ich nicht nach vorne oder hinten – ich bin schon froh, dass ich aufscheine (lacht).

LAOLA1: Ein Highlight war sicher dein Doppelpack im Hanappi-Stadion. Deine bisherige Sternstunde?

Falk: Absolut – für so einen kleinen Verein wie Wolfsberg und auch für mich persönlich. In Hütteldorf vor den Rapid-Fans 2:0 zu gewinnen und auch noch beide Tore zu machen - ich glaube, etwas Schöneres gibt es in Österreich nicht.

LAOLA1: Setzt du dir in deiner Karriere ein Limit oder lässt du dir nach oben alles offen?

Falk: Meistens schaue ich von Spiel zu Spiel. Mein Ziel ist es, immer meine Leistung abrufen zu können und Tore zu machen. Was dann kommt, sehe ich ohnehin. Ich bin jedoch eigentlich nie zufrieden. Ich habe zwar acht Tore erzielt und in den vergangenen Spielen immer gespielt, aber ich sage, es geht noch mehr. Nach oben hin lasse ich es mir also offen.

LAOLA1: Wenn ein Stürmer mit großer Wahrscheinlichkeit eine Bundesliga-Saison mit einer zweistelligen Anzahl an Toren abschließt, liegt es auf der Hand, dass Anfragen kommen werden.

Falk: Ich denke mir oft, was es bringt, darüber nachzudenken, was sein könnte, wenn ich so oder so viele Tore schieße. Sich vorher Gedanken zu machen, halte ich für unnötig. Ich setze mich mit Situationen erst auseinander, wenn es soweit sein sollte.

LAOLA1: Du hast schon in der Ersten Liga nach Belieben getroffen. Hast du es dir in der Bundesliga eigentlich schwieriger vorgestellt?

Falk: Nein. Es ist eh nicht so leicht. Man bekommt nicht so viele Chancen, und wenn du sie bekommst, musst du sie nützen. Tore zu schießen ist aber immer schwer.

LAOLA1: Gute und schlechte Leistungen wechseln sich bei Wolfsberg ab. Ist dieses Wellental normal für einen Aufsteiger?

Falk: Uns fehlt noch ein wenig die Konstanz. Manchmal spielen wir eine super Partie. Ein, zwei Spiele später kommt die Watsch’n. Ich denke, das ist ein Lernprozess, bis man die Konstanz findet. Allgemein können wir jedoch zufrieden sein. Wir sind momentan Sechster – unser Ziel ist der Nichtabstieg, und das muss es auch bleiben.

Das Gespräch führte Peter Altmann

LAOLA1: Wann hast du gemerkt, dass es bei dir – spät, aber doch – noch in Richtung Profifußball geht?

Falk: Als ich zu Hartberg in die Regionalliga gekommen bin, hatte ich einen Bürojob in einer Glaserei, war dort für den Einkauf tätig. Nach dem Aufstieg in die zweite Liga habe ich zu meinem Papa gesagt: „Wenn ich Fußballer werden will, muss ich es jetzt probieren. Wer weiß, ob ich noch einmal so eine Chance bekomme.“ Also habe ich zum Arbeiten aufgehört und bin seither im Fußball tätig.

LAOLA1: Du hast angesprochen, dass es auch ohne Akademie geht. Diesen Weg wählen immer weniger Fußballer…

Falk: Da gibt es nicht mehr viele, die kannst du vermutlich an zwei Händen abzählen. Ich bin einmal in der steirischen Auswahl gewesen, aber das hat mir nicht so getaugt. Nach einer Woche habe ich mit dem Training aufgehört. Zum Glück habe ich es auch so geschafft.

LAOLA1: An Akademien wird immer wieder die Kritik geübt, dass sehr stromlinienförmig ausgebildet wird, die Persönlichkeitsbildung zu kurz kommt. Wie groß ist der Vorteil für dich, dass du im Leben auch etwas anderes gesehen hast, im Berufsleben gestanden bist?

Falk: Ich glaube schon, dass ich teilweise eine ganz andere Einstellung habe als Akademie-Kicker, die seit dem Alter von zehn Jahren den ganzen Tag immer Fußball, Fußball und Fußball hatten, immer darauf hingepolt wurden. Wenn du gearbeitet hast und dann siehst, was im Fußball alles möglich ist, siehst du es wahrscheinlich schon mit einem anderen Auge. Andererseits sehe ich schon, dass ich zum Beispiel technisch ein wenig schwächer bin als manch anderer. Aber das ist ganz klar, da gehen mir einfach die Jahre in der Jugend ab, wo ich das trainieren hätte müssen.