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"Da war ich sehr nahe dran, im Profi-Kader zu stehen"

Vor fünf Jahren zog ein rot-weiß-rotes Nachwuchstalent im zarten Alter von 16 Jahren aus, um in Deutschland sein Glück zu versuchen.

In der Jugend von Borussia Mönchengladbach ging Bernhard Janeczek unbeirrt seinen Weg, bis er sich plötzlich im Trainingslager mit den Profis am Ziel seiner Träume wähnte.

Doch eine schwere Knöchelverletzung ließ seinen Traum wie eine Seifenblase zerplatzen. Vierte deutsche Liga statt Bundesliga hieß seitdem die Realität.

„Da war ich sehr nahe dran, in der Bundesliga im Kader zu stehen“, blickt der 21-jährige Verteidiger im Gespräch mit LAOLA1 zurück.

Die Zukunft heißt SV Ried. Denn für Janeczek gibt es keine bessere Adresse, um sich nach seiner Rückkehr in die Heimat wieder in den Fokus zu spielen.

LAOLA1: Wie schwer ist dir eine Rückkehr nach Österreich wirklich gefallen?

Bernhard Janeczek: Eigentlich überhaupt nicht schwer. Ich war jetzt bei der U21-Nationalmannschaft und habe mir dort den Rat vom Teamchef eingeholt. Ich habe mir auch schon davor die Meinung von vielen anderen Leuten angehört, die alle gemeint haben, dass es eigentlich kein Rückschritt ist. Ich selber sage auch: Die österreichische Liga ist keine schlechte. Ich habe in Deutschland in der vierten Liga gespielt und komme jetzt in Österreichs erste Liga. Das sehe ich nicht als Rückschritt.

LAOLA1: Warum hast du dich gerade für die SV Ried entschieden?

Janeczek: Weil es für mich ein familiärer Klub ist. Sie haben sich schon im Winter um mich gekümmert und wollten mich holen. Ich wollte eigentlich auch im Winter schon kommen, aber ich durfte noch nicht, weil mich Gladbach noch nicht gehen lassen wollte. Ich habe Ried das ganze halbe Jahr verfolgt und mich am Weg von Deutschland nach Wien zu meinen Eltern schon davor etwas umgeschaut. Für mich war klar, dass es der erste Weg ist, den ich gehen werde, wenn mein Vertrag ausläuft und die Möglichkeit in Ried besteht.

LAOLA1: Hattest du auch andere interessante Angebote?

Janeczek: Es gab noch andere Angebote, auch in Österreich. Aber es gab auch welche in den Niederlanden und sogar in Deutschland hätte es Möglichkeiten gegeben. Aber ich wollte mich noch mehr in den Fokus der Nationalmannschaft spielen. Wäre ich nach Holland gegangen, wäre ich nicht so viel beobachtet worden, auch nicht von der U21. Hier in der Bundesliga hat man mehr die Chance und wird mit einer Nominierung belohnt, wenn man seine Leistung bringt und gut spielt. Deshalb war für mich klar, dass Ried die erste Adresse ist.

LAOLA1: Ist der Zeitpunkt der richtige, nachdem dich Gladbach im Winter noch nicht gehen lassen wollte?

Janeczek: Eigentlich ist es sehr gut gewesen. Klar wäre ich schon gerne im Winter gekommen, aber so habe ich in der Rückrunde sehr viele Spiele in Gladbach gemacht und mich noch einmal sehr weiterentwickelt – auf einer anderen Position, da ich die ganze Zeit Innenverteidiger war und erst seit Winter als Rechtsverteidiger eingesetzt wurde. Seitdem habe ich in Gladbach ein halbes Jahr lang wirklich spielen dürfen – egal, ob rechts oder links außen. Das ist für Ried auch nicht schlecht. Sie haben mich als rechten Verteidiger verpflichtet, wobei sie aber wissen, dass ich im Notfall auch innen und links spielen kann.

LAOLA1: Irgendwie steht dir in Österreich aber trotz allem ein Neuanfang bevor.

Janeczek: Es ist ein Neuanfang, aber ich freue mich unheimlich darauf. Ich freue mich, jeden Tag zum Training zu kommen, auch wenn die Vorbereitung ein bisschen quälend ist, aber das ist überall so. Ich kann jetzt schon kaum den Liga-Start erwarten, bei Aufsteiger Grödig wollen wir gleich drei Punkte holen. Eine Woche davor wollen wir im Cup ein Ausrufezeichen setzen. Es wäre sehr schön, wenn wir dieses Jahr wieder das Semifinale erreichen.

LAOLA1: Du hast betont, dass du defensiv variabel einsetzbar bist. Wo siehst du dich am stärksten?

Janeczek: Wenn mich im Winter jemand gefragt hätte, hätte ich sofort gesagt, rechts auf gar keinen Fall. Aber ich habe mich jetzt in dem halben Jahr so gut damit identifizieren können, dass es mir jetzt rechts eigentlich am besten in der Abwehrkette gefällt. Rechts ist mein stärkerer Fuß, außerdem kann ich auch viel nach vorne machen und offensiver spielen als ein Innenverteidiger. Das gefällt mir sehr gut.

LAOLA1: Im Gespräch mit Ried war also schon abzusehen, dass mit dir rechts geplant wird.

Janeczek: Manager Stefan Reiter war bei unserem vorletzten Spiel gegen FC Köln zuschauen, da habe ich auch rechts gespielt. Wir haben uns danach unterhalten und es hat ihm sehr gefallen, wie ich rechts spiele. Für mich war damit klar, dass Ried mich als Rechtsverteidiger holen wird.

LAOLA1: Welche Ziele verfolgst du selber mit deinem neuen Klub Ried?

Janeczek: Ich möchte hier meine Leistung bringen und dadurch so viele Spiele wie möglich machen. Ich möchte der Mannschaft helfen, dass wir gut und erfolgreich spielen können. Was herauskommt, wird man sehen, wenn die Saison zu Ende ist.

LAOLA1: Und du hast mehrmals die U21 und die EM-Quali als Ziel angesprochen.

Janeczek: Das ist natürlich ein großes Ziel, so viele Qualifikationsspiele wie möglich zu schaffen. Ein absolutes Highlight werden die Spiele gegen Spanien sein, aber man darf die anderen Mannschaften auch nicht unterschätzen. Unser großes Ziel ist es, zur EM zu fahren, weil wir eine super Qualität in der Mannschaft haben. Wir wollen viel erreichen und da fängt bald der erste Schritt an. Da wollen wir gut in die Qualifikation starten.


Das Gespräch führte Alexander Karper

LAOLA1: Fünf Jahre Gladbach sind eine lange Zeit. Wie sieht dein Resümee aus?

Janeczek: Den Schritt würde ich immer wieder machen. Ich bereue es überhaupt nicht, weil ich mich sportlich, privat und persönlich sehr weiterentwickelt habe. Ich habe dort meine Schule abschließen können, habe mich fußballerisch weiterentwickelt, bin durch zwei deutsche Jugendmannschaften gegangen, bin in der B-Jugend westdeutscher Meister geworden. In Gladbach habe ich in den Sprung in die erste Mannschaft geschafft, wo ich durch Verletzungen zurückgeworfen wurde. Aber ich bin froh, dass ich jetzt wieder hundertprozentig fit bin, meine Leistung bringen kann und die will ich hier in Ried abrufen. Es war eine Erfahrung, die mir keiner mehr nehmen kann.

LAOLA1: Du wurdest bei der Admira und Rapid ausgebildet, dann der Sprung nach Deutschland. Wie war es, mit 16 Jahren ins Ausland zu gehen?

Janeczek: Es ist kein leichter Schritt, aber ich bereue ihn nicht. Ich war am Anfang schon oft bei meiner Familie, als ich jünger war, bin ich öfter ein Wochenende runtergeflogen. Die letzten zwei Jahre nicht mehr so oft, da war ich ja schon im Männerfußball. Aber die Familie hat mich immer unterstützt, auch wenn ich tausend Kilometer weg war.

LAOLA1: Du hast dich Schritt für Schritt hochgearbeitet, für einen Einsatz bei den Profis hat es trotzdem nicht gereicht. Bleibt das der einzige Wermutstropfen?

Janeczek: Klar ist es schade, aber ich sehe darin keinen Fehler. Mich hat damals etwas zurückgeworfen, aber ich bin froh, jetzt verletzungsfrei zu sein. Ich bin jetzt erst 21 Jahre alt und kann immer noch viel erreichen. Das möchte ich jetzt in Ried starten. Dann wird man sehen, was die Zukunft bringt.

LAOLA1: Die schweren Verletzungen (u.a. Knöchelbruch) waren sicherlich ein Knacks, da du zu dieser Zeit nach dem Profi-Trainingslager womöglich am nähesten dran warst.

Janeczek: Da war ich sehr nahe dran, in der Bundesliga im Kader zu stehen. Dann kam diese Verletzung. Aber das ist halt Fußball, das kann jedem passieren. Wichtig ist, dass man nicht den Kopf hängen lässt, weiterarbeitet und versucht, wieder zurückzukommen. Ich glaube, das ist mir auch relativ gut gelungen.

LAOLA1: Welche Rolle hat Österreich-Kollege Martin Stranzl in Gladbach für dich gespielt?

Janeczek: Er hat schon eine große Rolle gespielt. Du bist da oben, warst lange verletzt und hast eigentlich keinen, der dich und deine Heimat wirklich so gut kennt. Dann kam er. Ich habe ihn zum ersten Mal gesehen und er hat mich direkt mit den Worten angesprochen: Da ist mein Österreicher endlich! Wir haben uns eigentlich immer gut verstanden und er hat mir immer viele Tipps gegeben. Er hat mir auch gesagt, dass Ried eine gute Adresse ist, weil ich noch jung bin, noch viel erreichen kann und in der Bundesliga im Fokus stehe.

LAOLA1: Gladbach gilt als Basis für junge Spieler. Würdest du anderen Spielern raten, so wie du in einem sehr jungen Alter schon ins Ausland zu gehen?

Janeczek: Ich bin ja nicht der einzige, Raphael Holzhauser hat das zum Beispiel auch gemacht. Der spielt jetzt in Stuttgart und kommt regelmäßig zu Einsätzen, was ich ihm natürlich sehr gönne. Ich würde es immer wieder machen, weil es schon etwas Schönes ist, deutsche Jugendmannschaften zu durchlaufen und dann im Profifußball anzukommen.