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"Ich möchte mich nicht deppert machen lassen"

Philipp Huspek hört auf sein Bauchgefühl.

Dieses sagte dem 23-jährigen Mittelfeld-Mann im Sommer, dem Ruf von Rapid in die Hauptstadt nicht zu folgen und noch eine Saison bei Grödig zu bleiben.

"Ich bin keiner, der Jahr für Jahr wechseln will", begründet der Oberösterreicher seine Entscheidung gegenüber LAOLA1.

Unkenrufen, er hätte sich den Schritt zum grün-weißen Traditionsverein nicht zugetraut und Angst vor dem Druck gehabt, entgegnet er mit einem trockenen: "Das ist Blödsinn."

Am Sonntag kommt es im Happel Stadion zum Duell mit den Hütteldorfern, was auch für den Flügelspieler "speziell" ist.

Warum er trotzdem nicht ewig in Grödig bleiben will, ein Wechsel zu Rapid auch nächstes Jahr interessant ist und er sich nicht "deppert" machen lassen will, verrät er im LAOLA1-Interview:

LAOLA1: Am Sonntag steht die Partie bei Rapid Wien auf dem Programm. Ist das für dich ein besonderes Spiel, gerade weil im Sommer ein Wechsel zu den Hütteldorfern nur knapp gescheitert ist?

Philipp Huspek: Gegen Rapid ist es immer besonders. In einem großen Stadion, vor tollen Fans zu spielen, ist immer speziell. Natürlich spielt es ein bisschen mit, dass im Sommer was war, aber ich werde locker in die Partie reingehen.

LAOLA1: Im Nachhinein betrachtet: Warum ist es nicht zu dem Wechsel gekommen?

Huspek: Ich habe mich einfach für Grödig entschieden. Mein Gefühl hat mir gesagt, ich muss noch ein Jahr bleiben und ich habe schon immer nach meinem Bauchgefühl entschieden. Ich möchte die Leistungen aus dem Vorjahr bestätigen. Es war keine Entscheidung gegen Rapid, sondern eine für Grödig.

LAOLA1: Es war dann zu lesen, du würdest dir einen Wechsel nicht zutrauen.

Huspek: Das ist Blödsinn. Ich habe mich, wie gesagt, für Grödig und nicht gegen Rapid entschieden. Das hat nichts damit zu tun, dass ich es mir nicht zugetraut hätte. Ich bin keiner, der Jahr für Jahr wechseln will. Es hat mich sehr geehrt, dass Rapid angefragt hat. Ich habe jetzt noch ein Jahr Vertrag und dann bin ich ablösefrei. Ich möchte mich jetzt beweisen, dann kann ich immer noch den nächsten Schritt machen.

LAOLA1: Wenn Rapid nächstes Jahr anklopfen würde, wäre ein Wechsel dann ein Thema oder reizt dich Rapid gar nicht?

Huspek: Rapid ist immer interessant, egal wann. Es war auch keine leichte Entscheidung, ich habe sie nicht einfach so getroffen. Rapid ist auch nächstes Jahr interessant.

LAOLA1: Wolltest du von Anfang an nicht so richtig zu Rapid oder hat sich dieses Gefühl nach und nach entwickelt?

Huspek: Ich habe das nicht von heute auf morgen entschieden. Es ist eine Ehre, wenn Rapid anfragt. Man merkt, dass man etwas geleistet hat. Zu Rapid kann man nicht so einfach gehen, ich habe es gut durchdacht. Es war schön, solche Angebote und Anfragen zu haben, aber ich wollte einfach bleiben.

LAOLA1: Viele Spieler handeln nach dem Motto „wenn sich die Chance ergibt, ergreife ich sie – komme was wolle“. Bei dir war das nicht so, warum?

Huspek: Ich bin damals von Ried zu Blau-Weiss Linz einen Schritt zurückgegangen und habe ein ordentliches Jahr gehabt. Dann hätte ich schon weggehen können, auch in die Bundesliga. Ich habe aber gesagt, ich möchte ein Jahr bleiben, um mich weiterzuentwickeln und zu reifen. Im Nachhinein gesehen war es da auch der richtige Schritt, zu bleiben. Erst dann habe ich den Sprung zu Grödig gewagt. Da war es auch schon die richtige Entscheidung. Ich fühle mich in Grödig wohl und will nicht Jahr für Jahr zu einem neuen Verein.

LAOLA1: Lässt du deinen Vertrag jetzt auslaufen und gehst dann, oder willst du darüber hinaus in Grödig bleiben?

Huspek: Man weiß nicht, was in einem Jahr passiert. Aber in der nächsten Zeit werde ich sicher nicht verlängern. Ich habe nicht vor, ewig in Grödig zu bleiben.

LAOLA1: Es soll ja auch Angebote aus dem Ausland gegeben haben, ist da etwas dran?

Huspek: Es wurde geredet, aber es war nichts Konkretes. Es war nichts Unterschriftsreifes dabei.

LAOLA1: Was hätte es gebraucht, um dich von Grödig loszueisen? Ein Bundesliga-Angebot aus dem Ausland?

Huspek: Nein, darum ist es nicht gegangen. Rapid ist mit die beste Adresse in Österreich, viel Besseres hätte für mich persönlich nicht kommen können. Ich wollte einfach noch eine Saison meine Erfahrungen hier sammeln und durchspielen. Es war nicht so, dass mir Rapid – der Verein oder das Angebot – zu wenig war. Die Anfrage hat mich richtig geehrt.

LAOLA1: Vor etwas mehr als einem Jahr warst du bei BW Linz und bist aus der „Erste Liga“ abgestiegen, jetzt wurdest du mit Rapid in Verbindung gebracht. Verrückt, wie schnell es im Fußball gehen kann, oder?

Huspek: (lacht) Man sieht ganz einfach, wie schnell es rauf geht, wie schnell es aber auch wieder runtergeht. Meine Karriere plane ich immer mit meinem Berater und meiner Familie und mache das, was ich für richtig halte. Ich habe mitbekommen, wie schnell es von Ried abwärts gegangen ist zu BW Linz. Dort habe ich mich aber auch wohl gefühlt und Erfahrungen gesammelt, wie es ist abzusteigen zum Beispiel. Im nächsten Jahr war ich trotzdem in der Bundesliga und wir haben eine tolle Saison gespielt. Da hat man gesehen, wie schnell es wieder raufgeht. So ist das einfach im Fußball.

LAOLA1: Stichwort Karriereplanung: Bist du jemand, der immer einen Plan braucht?

Huspek: Allzu weit im Voraus planen möchte ich eigentlich nie. Ich schaue dann trotzdem von Jahr zu Jahr. Es kann alles so schnell gehen. Vielleicht war es im Nachhinein dann doch nicht das Richtige, aber das kann man vorher nie sagen. So weit möchte ich nicht vorgreifen und mich auch nicht "deppert" machen lassen und mir denken, ich muss es allen zeigen.

LAOLA1: Hast du Angst, dass es nach dem Hoch jetzt schnell wieder nach unten gehen könnte?

Huspek: Daran denke ich eigentlich gar nicht. Ich bin ein zuversichtlicher, positiver Mensch und glaube, dass wir eine gute Mannschaft haben. Auch wenn es früh in der Saison ist, stehen wir auf dem dritten Platz. Wir können also befreit aufspielen und müssen uns keine Gedanken machen.

LAOLA1: Wie zufrieden bist du generell mit dem Saisonstart?

Huspek: Man kann es so und so sehen. Die Doppelbelastung mit der Europa League war für uns alle neu. Wir haben Spiele glücklich gewonnen, aber auch unglücklich verloren. Es ist so ein Hin und Her, manchmal müssen wir konsequenter sein. Im Großen und Ganzen kann man aber zufrieden sein.

LAOLA1: Wie hat sich der Trainerwechsel von Adi Hütter auf Michael Baur bemerkbar gemacht?

Huspek: Jeder Trainer ist anders und stellt sich gewisse Dinge ein wenig anders vor. Die Spielanlage ist ähnlich bis gleich, wir wollen nach wie vor vorne attackieren. Von der Spielphilosophie hat sich nicht viel geändert.

LAOLA1: Was sind die Erwartungen für das Spiel im Happel Stadion?

Huspek: Wenn man im Vorhinein sagt, man holt einen Punkt in Wien, wäre das sicherlich gut. Rapid hat einen schlechten Lauf, wenn man etwas holen kann, dann jetzt. Rapid ist ganz einfach nicht so gut drauf und steht mit dem Rücken zur Wand. Sie sind verunsichert, deshalb ist sicher etwas möglich.

 

Das Gespräch führte Matthias Nemetz