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Warum ist in Mattersburg der Wurm drinnen?

Warum ist in Mattersburg der Wurm drinnen?

Schließt sich der Kreis?

Seit acht Bundesliga-Spielen läuft der SV Matterburg einem vollen Erfolg nun schon hinterher.

Am 25. August konnte zum letzten Mal ein Dreier eingefahren, die SV Ried im eigenen Stadion mit 2:1 besiegt werden.

Durch den Negativlauf ist der Vorsprung auf das Tabellenende auf fünf Punkte geschmolzen. Um das Abstiegsgespenst nicht in Versuchung zu führen, wäre ein Sieg dringend notwendig. Und so wie es das Schicksal will, heißt der nächste Gegner am Samstag SV Ried.

Gelingt ausgerechnet gegen die Innviertler der Turnaround?

Fast drei Monate ohne Erfolgserlebnis zu sein, zehrt an den Nerven. Zwar gab es dazwischen einen Sieg in der zweiten Runde des ÖFB-Cups in Bad Vöslau (3:2), aber genauso das Out im Achtelfinale beim LASK nach einer 2:0-Führung (Endstand: 6:7 i.E.).

Warum es bei der Truppe von Trainer Franz Lederer nach einem guten Saisonstart mit zwölf Punkten aus den ersten sechs Runden zuletzt mehr und mehr bergab ging, gilt es zu hinterfragen.

Guter Rat ist teuer unter den Pappeln. LAOLA1 begibt sich auf Ursachenforschung.

  • Anspruch & Wirklichkeit

Nachdem man die letzten Saisonen immer im unteren Drittel der Tabelle angesiedelt war, sollten heuer  wieder rosigere Zeiten anbrechen."Wir haben uns im vergangenen Jahr speziell in der Defensive und im Spielaufbau verbessert. Jetzt wollen wir den nächsten Schritt machen und über kurz oder lang wieder an den Europacup-Plätzen schnuppern", erklärte der SVM-Coach vor Saisonstart. Doch der aktuelle Trend zeigt, dass man für höhere Aufgaben auch in dieser Saison scheinbar (noch) nicht bereit ist.

  • Fehlender interner Druck

Mattersburg gilt seit Jahren als Förderer der eigenen Jugend. Jahr für Jahr werden hoffnungsvolle Talente von den Amateuren in die Kampfmannschaft hochgezogen und eingebaut. So löblich diese Einstellung sein mag, birgt sie auch Gefahren – speziell für die erste Elf. Der Druck aus der zweiten Reihe fehlt, die meisten Stammspieler wissen, dass es kaum jemanden gibt, der sie verdrängen könnte. Möglicherweise entsteht dadurch eine Art Selbstzufriedenheit und man geht nicht an seine absolute Schmerzgrenze.

  • Abhängigkeit der Leistungsträger

Der SVM lebt von der Tagesverfassung einiger Akteure. Spieler wie Ilco Naumkosi, Patrick Bürger und Manuel Seidl sind das Um und Auf. Speziell Letzterer ist Dreh und Angelpunkt. Bei fast jeder gefährlichen Aktion hat Seidl seine Beine im Spiel. Wird der 24-Jährige aus dem Spiel genommen, bekommen die Burgenländer Probleme. Wenn dann auch noch Bürger in einem Formtief steckt, wird die Aufgabe noch schwieriger. Wenigstens hat "Mattersburgs Lebensversicherung der letzten Jahre" zuletzt seine seit Ende August anhaltende Torsperre durchbrochen und sowohl im Cup gegen den LASK als auch gegen Wolfsberg wieder getroffen.

  • Ruhender Ball als Sargnagel

Die Lederer-Elf gehört zu den kopfballstärksten Teams der Liga. Doch am Boden sieht die Welt anders aus. Mit nur 50,8 % gewonnene Boden-Zweikämpfe ist die Defensive die schwächste der Liga. Oft bzw. sehr oft kann man sich nur mit unfairen Mitteln helfen. Dies unterstreicht die Statistik, denn mit 305 begangenen Fouls führt man die Tabelle in dieser Wertung klar an. Und ruhende Bälle sind so etwas wie der Sargnagel der Mattersburger. 10 der 25 erhaltenen Gegentreffer hat man nicht aus dem Spiel, sondern nach einer Standardsituation erhalten.

  • Kein Selbstvertrauen

Acht Liga-Begegnungen ohne Erfolg haben klarerweise ihre Spuren hinterlassen. Denn Fußball spielt sich über weite Strecken im Kopf ab. Selbstvertrauen ist das A und O. Wenn es läuft, werden selbst die schwierigsten Situationen spielend einfach gelöst. Doch wehe, es steckt der Wurm drinnen. Dann erscheinen die einfachsten Dinge, als teilweise unlösbar. Nicht wenige Spieler werden angesichts der Durststrecke an sich zweifeln und hinterfragen – schließlich ist für sie kein logischer Grund für den Leistungseinbruch erkennbar. Es wird genauso gearbeitet wie zu Beginn und da hat es auch geklappt. Die Lösung des Problems ist denkbar simpel: Gewinnen.

Martin Wechtl