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Lederer: "Es geht nie um mich!"

Lederer:

Zehn. Zweistellig. Zermürbend.

Mit einer 0:3-Pleite in Wien-Hütteldorf begann am 2. September die Negativserie des SV Mattersburg, bei der 0:3-Pleite gegen Rapid erreichte sie am Samstagabend ihren vorläufigen Tiefpunkt.

Zehn Spiele – sieben Niederlagen, nur drei Remis. Die Situation bei den Burgenländern wird immer bedrohlicher.

Anstatt sich nach dem 1:6-Debakel in Ried aufzubäumen, ging der SVM gegen den grün-weißen Rivalen sang- und klanglos unter.

„In einigen Situationen extrem naiv“

Trainer Franz Lederer fühlte sich wie im falschen Film: „Es war ein Spiegelbild zu Ried. Erster Ball auf unser Tor durch einen Freistoß, eigentlich eine Alltagssituation – 0:1. Zweiter Freistoß – 0:2. Und dann ist alles, aber wirklich alles über den Haufen geworfen, was die taktischen Vorgaben betrifft.“

Einen weiteren Gegentreffer beziehungsweise einen Ausschluss von Manuel Seidl später war die Halbzeit zum Vergessen endgültig perfekt, das Spiel vorzeitig verloren und nach Wiederanpfiff wenig ansehnliche Schadensbegrenzung gefragt.

„Wir sind in einigen Situationen extrem naiv“, ärgerte sich der 48-Jährige, „in unserer Situation geht es darum, das Spiel so lange wie möglich offen zu halten. Es ist schwierig, wenn wir dann immer wieder so leichtsinnige Geschenke machen.“

An diesem Wochenende hat Lederer sein achtjähriges Jubiläum auf der Mattersburger Betreuerbank gefeiert, womit er mit großem Abstand der am längsten dienende Trainer der zehn Bundesliga-Vereine ist.

„Ich mache meinen Job bestmöglich"

Seit November 2004 hat der ehemalige Postbeamte den Dorfverein phasenweise in beachtliche Höhen geführt, zwischenzeitlich jedoch auch hartnäckige Krisen durchlebt. Obmann Martin Pucher hielt ihm bislang jedoch auch in den dunkelsten Stunden immer die Treue.

„Ich versuche meinen Job bestmöglich zu machen, alles andere interessiert mich nicht“, quittiert Lederer den Hinweis eines Radio-Reporters, dass man Flauten wie diese als Trainer in der höchsten Spielklasse wohl nur in Mattersburg unbeschadet übersteht.

Seiner Meinung nach seien die jüngsten Performances eher eine Folge der aktuellen Verunsicherung: „Man sieht, was die Psyche alles ausmacht. Wenn ich es so sagen darf, hat Rapid vor diesem Spiel auch die Hosen voll gehabt. Aber das 1:0 aus dem Nichts spielt so einer Mannschaft genauso in die Karten, wie es uns in die Karten gespielt hätte. Dann bekommst du den Glauben zurück, und auf einmal schaut alles locker und leicht aus. Bei uns ist es eben so, dass diese zehn Spiele natürlich zehren.“

„Die Mannschaft hat ja Qualität“

Die Chancen, dass aus zehn Begegnungen ohne Sieg elf werden, sind groß. Denn am kommenden Wochenende wartet das Gastspiel bei Tabellenführer Austria. „Leichter wird’s nicht“, kann sich Lederer ein Grinsen aus Galgenhumor nicht verkneifen.

„Die Mannschaft hat ja Qualität“, vertraut Lederer weiter seinem Personal, „nur wenn du in der Psyche nicht gefestigt bist, nutzt dir die ganze Qualität nichts.“

Ihm bleibt aktuell ohnehin wenig anderes übrig als der Glaube an seine Fähigkeit, ein Team aus dem Tief führen zu können. Dass er es kann, hat er in den vergangenen Spielzeiten schon mehrmals bewiesen.

Peter Altmann

In Sicherheit wiegt sich der Langzeit-Coach dennoch nicht, im Gegenteil: „Im Fußball zählt die Vergangenheit nicht. Es zählt immer nur die Gegenwart, und ich bin keiner, der sagt, es hat schon andere Serien gegeben, wieso soll es jetzt um mich gehen? Es geht nie um mich! Es geht immer um den Klub. Daher raste ich mich auch nicht auf irgendwelchen Vergangenheiten oder Jubiläen aus.“

Es ist dennoch nicht davon auszugehen, dass Pucher die Reißleine zieht. Der Vorsprung auf Schlusslicht Wiener Neustadt beträgt nach wie vor fünf Punkte – einem gelungenen Saisonstart mit vier Siegen in den ersten sechs Spielen sei Dank.

Keine geschützte Werkstatt

Danach kam der Einbruch. Der Theorie, dass Burgenlands Fußballverein Nummer eins eine geschützte Werkstatt sei, seine Schützlinge im Vergleich ein angenehmes Fußballer-Leben hätten, sich mangels Druck zu sicher fühlen und dementsprechend weniger Einsatz in die Waagschale werfen, will sich Lederer nicht anschließen:

„Ich denke nicht, dass die Spieler glauben, der achte Platz ist unser Niveau, mehr wird nicht drinnen sein, also können wir es locker angehen.“