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Die schwierige Geburt eines Prestigeprojekts

Die schwierige Geburt eines Prestigeprojekts

„Wir wollen die beste Akademie Österreichs werden“, verkündete Christian Jauk.

Eine ambitionierte Zielsetzung, die der Sturm-Präsident bei der Präsentation seines Prestigeprojekts ins Auge fasste.

Anfang Februar wohlgemerkt. Inzwischen ist es Anfang Juli. Wer, etwas zugespitzt ausgedrückt, Trainingsutensilien für die neue Akademie-Saison bestellen darf, ist indes immer noch nicht klar.

Denn wichtige Personalentscheidungen, vor allem auf Seiten Sturms, sind immer noch nicht gefallen. Dabei wäre in den vergangenen fünf Monaten genügend Zeit gewesen.

Startschwierigkeiten

Startschwierigkeiten einer an sich begrüßenswerten Idee. Die Vorgeschichte: Am 7. Februar wurde die „Fußball-Akademie Steiermark – SK Sturm“ der Öffentlichkeit vorgestellt. Eine Partnerschaft von Sturm, dem steirischen Fußballverband und der Schule HIB Liebenau als Standort der Akademie.

Sturm gibt in diesem Modell Autonomie ab, besitzt aber 51 Prozent der Anteile an der zu gründenden GmbH. 49 Prozent liegen beim steirischen Verband. Dafür fließt Fördergeld vom Land, was Sturm Kosten spart. Im Gegenzug wird die Akademie auch für Talente anderer Vereine geöffnet – eine Bedingung für die Beteiligung des Landes.

„Das ist ein tolles und innovatives Modell“, betont Walter Hörmann im Gespräch mit LAOLA1 und verweist darauf, dass selbiges auch in anderen Bundesländern bereits auf Interesse stoßen soll.

In der Tat ist es auf dem Papier eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten. Auch für die HIB Liebenau, dem früheren Akademie-Partner des GAK, die eine gute Infrastruktur zur Verfügung stellt und der durch diese Partnerschaft eine entsprechende Auslastung garantiert erscheint.

Es spießt sich beim Personal

Die Probleme beginnen beim Personal. Hörmann, Sportdirektor des steirischen Fußballverbandes, ist derzeit so etwas wie die personelle Konstante in diesem Projekt. Er wurde vom Verband schon vor Monaten für einen der beiden Geschäftsführer-Posten der Akademie nominiert.

Das Vorschlagsrecht für den zweiten Geschäftsführer-Posten besitzt Sturm. Eine Nominierung? Fehlanzeige! Jauk konnte bislang keine Lösung präsentieren. Auch in weiteren Bereichen häuft sich die Kritik am Sturm-Boss.

Der immer wieder gehörte Vorwurf aus dem Umfeld des Vereins: Als Mitglied des dreiköpfigen Akademie-Aufsichtsrats, dem weiters Landesverbands-Präsident Wolfgang Bartosch und HIB-Direktor Josef Müller angehören, ließe er sich vor allem von der Schule Bedingungen diktieren, die so für Sturm nicht akzeptabel seien.

Über die Hintergründe wird munter spekuliert. Eine Variante: Die Akademie solle Sturm so wenig wie möglich kosten. Eine Haltung, mit der man sich erpressbar macht. So wird etwa kolportiert, dass die HIB ein Veto gegen Sturms bisherigen sportlichen Akademie-Leiter Dietmar Pegam eingelegt hat und gleichzeitig versucht, eigene Leute zu forcieren.

Goldbrich springt in die Bresche

Die große Angst: Sturm gibt den sportlichen Lead bei der eigenen Akademie aus der Hand. Logischerweise ein No-Go.

„Es ist im Gesellschaftervertrag klar definiert: Die Geschäftsführung und die sportliche Leitung hat Sturm Graz, und die werden wir in den kommenden zwei Wochen so besetzen, wie es sich gehört“, beruhigt Gerhard Goldbrich.

Hörmann (r.) steht als Geschäftsführer fest, Goldbrich springt ein

Sturms General Manager, der bei den Profis bislang einen ansehnlichen Transfersommer vorweisen kann, musste sich in den letzten Tagen zusätzlich zu seinen anderen Aufgaben mehr um das Thema Akademie kümmern, als ihm lieb ist.

Im Sturm-Umfeld gilt er diesbezüglich als Feuerwehrmann, der das derzeitige Chaos beseitigen muss. So ist der 46-Jährige etwa interimistisch für den von Sturm zu bestellenden Geschäftsführer-Posten eingetragen, damit die Förderungen fristgerecht beantragt werden konnten. Eine Dauerlösung kann dies natürlich nicht darstellen.

„Sturm muss die dominierende Rolle spielen“

„Wenn drei Parteien involviert sind, kann es schwierig sein, alles unter einen Hut zu bringen. Das muss man verstehen. Wir können mit jedem Geschäftsführer von Sturm. Sturm hat halt scheinbar intern momentan noch nicht den richtigen Mann gefunden. Die Zeit wird jetzt immer knapper“, erklärt Hörmann, der sich laut eigener Aussage in guten Gesprächen mit Goldbrich befindet:

„Aber es ist mit der HIB Liebenau eben auch noch eine sehr starke und gute Schule da, und die hat auch ihre Forderungen. Jetzt müssen wir alles unter einen Hut bringen.“

Dass der sportliche Lead in der Akademie bei Sturm liegen muss, steht jedoch auch für Hörmann außer Diskussion: „Für alle Parteien ist es logisch, dass Sturm den sportlichen Leiter der Akademie und einen Geschäftsführer stellen wird. Dass Sturm in dieser Akademie als unser Vorzeigeklub in der Steiermark die dominierende Rolle spielen muss, ist ja ganz klar. Aber Sturm dürfte sich noch nicht entschieden haben, wer dafür der richtige Mann ist.“

Laut Meinung des 51-Jährigen sei es die Aufgabe, die besten Talente der Steiermark in die Akademie zu bekommen und diese mit den besten Leuten von Sturm und der HIB zu betreuen.

Hörmann in Vermittlerrolle

„Ich bin klar in der neutralen Vermittlerrolle. Für mich ist es schwierig, weil unsere zwei starken Partner natürlich um Positionen kämpfen. Das ist zwar verständlich, aber auch schwierig, wenn am 2. Juli die Positionen noch nicht fix vergeben sind und am 22. Juli Trainingsstart ist.“

Solange Sturm keinen Geschäftsführer nominiert und Hörmann somit sein Gegenüber nicht kennt, können keine Traineranstellungen unter Dach und Fach gebracht und auch sonst keine alltäglichen Entscheidungen getroffen werden, da im Doppel-Geschäftsführer-Modell eben zwei Unterschriften notwendig sind.

Letztlich sollte alleine schon im Sinne der Talente, die eigentlich im Mittelpunkt stehen müssten, eine konstruktive Lösung her. Diese Message liegt auch Hörmann am Herzen:

„Mir geht es um den einzelnen Athleten. Ich glaube, dass der in dieser Schule mit dem Vollinternat wirklich super untergebracht ist. Die Eltern sind sicher begeistert, wenn ihre Kinder eine gute Schulausbildung und eine gute Lernbetreuung haben. Von der Infrastruktur her ist die HIB unstrittig.“

„Dieses Baby wird sehr gut laufen“

Müssen sich also „nur noch“ ihre zukünftigen Ausbildner einigen. Hörmann hat keine Zweifel, dass es – mit gehöriger Verspätung – doch noch eine für alle Beteiligten sinnvolle Lösung geben wird:

„Ich bin sehr guter Dinge, dass wir das bis zum Ende der Woche auf die Reihe bekommen, denn das ist der letzte Zeitpunkt. Bei einem neuen Konstrukt gibt es am Anfang Reibungspunkte. Aber ich bin zu 100 Prozent überzeugt, dass dieses Baby sehr gut laufen wird, auch wenn es eine schwere Geburt ist.“

Die schwere Geburt der laut Jauks Zielsetzung bald besten Akademie des Landes. Bis dato jedoch kein Ruhmesblatt für die selbsternannte Karriereplattform.

Peter Altmann