„Ich bin beeindruckt von dem, was Ralf Rangnick und Roger Schmidt hier auf die Beine gestellt haben. Mir gefällt die Art, wie wir spielen und welche Spieler auch dafür geholt wurden. Wenn alles so bleibt und es weiter so funktioniert, dann sehe ich keinen Grund, von hier wegzugehen.“

Auch wird der in El Pont de Vilomara bei Barcelona geborene Katalane nicht so schnell schwach: „Ich habe keine anderen Präferenzen, es ist aber auch so, dass mir bislang kein Verein etwas Besseres bieten konnte als hier. Das fußballerische Projekt hier gefällt mir einfach. Ich sehe nichts Besseres.“

So sieht auch sein Trainer Roger Schmidt im LAOLA1-Gespräch Jonnys längerfristige Zukunft an der Salzach: „Jeder Spieler muss für sich selbst entscheiden, wie der Weg aussehen soll. Aber er gehört nicht mehr zu den jüngsten und auf diesem Niveau einer der Besten zu sein, einer der Galionsfiguren für den Weg von Salzburg zu werden, das ist auch eine wunderbare Aufgabe.“

Zusatz: „Man kann jede Saison den Verein wechseln und nie irgendwo ankommen oder man kann diesen Weg gehen. Er hat sich entschieden, vorerst hier seine Zukunft zu sehen. Das freut mich.“

Der Coach ernannte seinen Schützling in der Vorbereitung zum Kapitän, damals mangelnde Sprachkenntnisse argumentierte der 46-Jährige im Juli gekonnt weg: „Jonny ist einer, dem ich hinterher laufen würde. Das ist für mich die wichtigste Funktion und nicht, ob er bei der Weihnachtsfeier akzentfrei eine Rede halten kann.“

Ein Arbeiter auf dem Platz

Das hat sich vier Monate später nicht geändert. Soriano präsentiert sich auf dem Platz als echtes Vorbild. Im Spiel der Salzburger, das viel Laufarbeit und nicht die geringste Scheu vor Zweikämpfen verlangt, stellt sich der 38-fache La-Liga-Kicker in jeglicher Hinsicht in den Dienst seiner Mannschaft.

Egal ob er als vorletzter Mann in der Champions-League-Qualifikation gegen Fenerbahce einen Zweikampf bestreitet oder Elfsborg in der Europa League fast im Alleingang mit drei Toren abschießt.

„Ich habe immer versucht, mich an meine Mannschaft anzupassen und speziell an die Vorgaben des Trainers. Und wenn ich hinten helfen soll, dann tue ich das. Wenn ich ganz vorne gebraucht werde, mache ich das“, verhält sich Soriano eines Kapitäns entsprechend vorbildhaft.

Der offensichtlichen Wandlung vom klassischen Strafraumstürmer zum Arbeiter zollt der frühere Barcelona-B-Offensivspieler aber nicht so viel Bedeutung zu.

„Ich sehe darin nichts Spektakuläres. Ich weiß, dass ich viel laufen und in Zweikämpfe gehen kann. Es ist ja auch nicht so, dass ich den Ball irgendwo im Mittelfeld an mich reiße und dann bis zum Tor laufe. Ich versuche einfach zu bleiben und einfache Pässe zu spielen“, will der Liga-Star erfolgsorientiert bleiben. Seine Tore sind sekundär.

„Mir ist es auch nicht so wichtig, selbst zu treffen, so lange es die Mannschaft tut. Natürlich tue ich es gerne, aber wenn wir am Ende gut gespielt haben und ich dabei mit Pressing und Zweikämpfen helfen konnte, reicht mir das. Ich will nach einem Spiel vom Feld gehen und mich wohl fühlen.“

Sich selbst nicht ins Rampenlicht stellen

Dazu passt auch, dass Soriano nach einer seiner vielen Shows nur ungern der Mann im Mittelpunkt ist, so wie es in dieser Spielzeit schon des Öfteren der Fall war: „Dabei fühle mich so richtig unwohl. Wenn ich im Fokus stehe, dann gebührt das Lob der ganzen Mannschaft, nicht nur mir.“

Schmidt ernannte Soriano aber auch deswegen zum Kapitän, weil dieser seine Anweisungen ob seiner spanischen Schule in Barcelona schnell begreift: „Wir agieren ähnlich, daher ist es für ihn nicht etwas ganz Neues. Er kann sehr schnell nachvollziehen, was ich von den Spielern taktisch möchte.“

Interessanterweise startete der verheiratete, dreifache Familien-Vater seine sportlichen Aktivitäten gar nicht mit Fußball. Sondern mit Karate. Ein durchaus unüblicher Start in eine Kicker-Karriere.

„Normalerweise hatten Kinder damals ab drei, vier Jahren immer einen Ball bei sich, ich nicht. Ich habe Karate gemacht. Da war ein Studio bei mir um die Ecke. Zum Fußballtraining hätte ich weiter wegfahren müssen, so hat sich das einfach ergeben“, erläutert der Kicker mit großem Kampfgeist.

Vom Karate zum Fußball

Sein Cousin, der Fußball-Trainer war, erkannte schließlich das Potenzial und brachte seinen sieben Jahre alten Verwandten zum Kick. Dass er wirklich Profi-Kicker werden würde, wusste der Teenager aber auch erst so richtig nach der Unterschrift unter seinen ersten Profi-Vertrag bei Espanyol.

„Damals war ich 16, erst da habe ich mir gedacht, dass ich es wirklich professionell machen könnte“, erinnert sich Soriano, der dieses Interview fast ganz in Deutsch gibt. Nur bei längeren Fragen oder Antworten nimmt er die Hilfe seines Dolmetschers und Freundes Dragan Radovanovic in Anspruch.

Zwei Mal pro Woche hat der Iberer zudem Unterricht, sein bester Kumpel Andreas Ulmer ist am Platz sein persönlicher „Deutsch-Lehrer“. Die Zielstrebigkeit hat nur bedingt mit seiner neuen Rolle zu tun.

„Klar, als Kapitän musst du die Sprache des Landes können. Aber ich war vergangene Saison nicht Kapitän und wollte auch schon die Sprache lernen“, betont der einfache katalanische Auswahlspieler, den die häufigen Fragen nach dem Status Quo seiner Kenntnisse nicht nerven.

„Ich möchte nur ohne Druck Deutsch lernen. Es ist eben ein wenig schwierig, alles zu verstehen. Wenn Menschen schnell und im Dialekt sprechen, ist es nicht so leicht, aber ich bin dahinter.“

Soriano denkt in Schritten

Dahinter sind die Salzburger auch, Titel zu holen. Nach einer schwierigen Woche mit dem Fast-Cup-Aus in Lankowitz, überrannten die „Bullen“ Tage später wieder im ersten Anzug Neustadt mit 8:1.