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"Fantastische Vier" bürgen für Salzburger Erfolg

Fußball ist ein Mannschaftssport.

Ein Sieg gelingt nicht einem alleine, eine Niederlage verschuldet nicht einer alleine. Das ist auch in Salzburg nicht anders. Der Teamgeist wird seit dieser Saison in der Mozartstadt groß geschrieben.

Nach einer Gala wie gegen Sturm sowieso. „Dieser Erfolg gehört der ganzen Mannschaft. Ich hatte Glück, zwei Tore zu erzielen“, blieb Jonathan Soriano im Gespräch mit LAOLA1 bescheiden.

Auch wenn der Spanier beim 3:0 gegen die Grazer mit seinem Doppelpack auf dem Papier Mann des Spiels war, sprach Trainer Roger Schmidt zurecht von einer sehr guten geschlossenen Teamleistung.

Wenn das Offensiv-Quartett wirbelt

Nichtsdestoweniger dürfen wohl vier Mann herausgehoben werden, dabei handelt es sich um das Offensiv-Quartett bestehend aus Kevin Kampl, Valon Berisha, Sadio Mane und Soriano.

Die vier Legionäre wirbelten einmal mehr gemeinsam die gegnerische Defensive durcheinander, wenngleich auch Stefan Hierländer dieser Partie mit seinen Stempel aufdrückte. Am Ende reicht ein Blick auf die Statistik: Die drei Tore wurden ausschließlich von den vier oben Genannten erzielt und vorbereitet.

„Wenn es nicht sogar um ein bis zwei Tore zu wenig waren“, merkte nicht etwa ein Teamkollege an, sondern Sturms Michael Madl nach dem „kleinen Neuanfang“ der Salzburger (Hier zum Nachbericht).

Es macht dem objektiven Zuseher Spaß, dem Quartett an Tagen wie diesen zuzusehen, wenngleich nicht alles perfekt von statten läuft. „Manchmal fehlt vor dem Tor ein wenig die Klarheit, da wollen wir das Tor ein wenig zu schön machen, anstatt einfach mal drauf zu ballern“, erklärt Kevin Kampl.

Doch dieses Quartett bürgt für Erfolg. Wenn jene vier Herren gemeinsam aufliefen, das war in elf Liga-Spielen der Fall, gingen die „Bullen“ acht Mal als Sieger vom Platz.

Nur eine Niederlage, wenn alle auflaufen

Zwei Mal endete die Partie in der Folge unentschieden, nur einmal musste man sich geschlagen geben. Beim 0:2 im Herbst auswärts gegen Rapid hatten die „Fantastischen Vier“ dennoch eine gute Vorstellung abgeliefert, eine schwache Chancenverwertung in Hälfte eins war der Schlüssel zur Niederlage.

Das 0:0 gegen die Austria im Dezember gehört in die Kategorie „verkraftbar“. Nur das 1:1 gegen die Admira und der 3:2-Last-Minute-Sieg in Innsbruck waren weniger bis kaum überzeugende Partien, in denen das Quartett gemeinsam in der Startelf stand. Ein einziges Mal musst einer der vier Akteure in diesen Partien vor der Pause vom Feld, beim 2:0 gegen Wacker war dies Soriano.

In der Regel läuft mit ihnen in der Aufstellung aber das Werk’l.

Gegen Sturm kehrten Mane und Berisha nach Sperre bzw. Erkrankung zurück. „Man sieht, wenn alle fit sind, dass Spieler wie Valon oder Sadio Spiele auch alleine entscheiden können und Schlüsselspieler sind. Obwohl sie noch sehr jung sind, trauen sie sich auf dem Platz sehr viel zu. Sie wollen der Mannschaft immer helfen, das Spiel immer an sich reißen – so etwas brauchen wir“, schildert Kampl.

Schmidt sagt über Mane: „Wenn er so spielt wie gegen Sturm, ist er fast gar nicht zu verteidigen.“

Weniger Gegentore, wenn alle auflaufen

Interessant ist auch ein Blick auf die Defensivleistung in diesen elf Liga-Spielen: Sechs Mal wurde zu Null gespielt. Acht Treffer kassierte man. Ein Schnitt von 0,73. In den anderen 17 betrug dieser 1,35. Gegen Sturm wurde nicht nur der Kasten sauber gehalten, man ließ auch keinen Torschuss zu.

Da gab es Lob von Goalie Alex Walke: „Wir haben vorne super verteidigt, bis hinten durch, darauf kommt es an.“ Trainer Schmidt hob das ebenso hervor: „Sie haben alle sicherlich vorne ein tolles Spiel gemacht – aber vor allem auch was die Defensivarbeit betrifft.“

Kampl würdigt in diesem Kontext Solo-Spitze Soriano: „Wenn man sieht, wie der nach hinten sprintet, dann muss man den Hut davor ziehen, das macht nicht jeder Mittelstürmer.“

Für den Spanier ist das eine Selbstverständlichkeit. „Das ist klar, es geht bei mir mit der Defensive los. Ich muss Druck machen, damit wir den Ball gewinnen. Das ist wichtig, dass wir vorne mitmachen.“

„Soriano einer der wertvollsten Spieler“

Entscheidender sind aber natürlich die Treffer des Kanoniers, der mit seinem Doppelpack nun bei 21 Treffern hält. „Er hat eine unglaubliche Ballbeherrschung, macht auf ein, zwei Metern mit dem Gegner, was er will. Alles gekonnt, alles überlegt. Da ist nicht Glück dabei, der kann das einfach. Er ist sehr wertvoll, überhaupt einer der wertvollsten Spieler, den wir in der Mannschaft haben.“

Soriano verkürzte den Abstand auf Hosiner auf sechs Treffer

Kampl ist freilich nicht der einzige Befürworter des 27-Jährigen, der in seiner zweiten Saison nach seinem Wechsel von der zweiten Mannschaft des FC Barcelona sein wahres Potenzial präsentiert.

Wer mehr als 20 Treffer in einer Saison in einem europäischen Oberhaus erzielt, könnte auch Begehrlichkeiten anderenorts wecken. „Was in der Zukunft ist, überlasse ich dem Schicksal“, bleibt dieser, dem heuer die Ehre eines Einsatzes in der Katalanen-Auswahl zuteilwurde, aber diplomatisch.

So-So-Soriano fordert Ho-Ho-Hosiner

Die nahe Zukunft wird auf jeden Fall zeigen, ob Soriano doch noch Philipp Hosiner hinsichtlich der Torjäger-Krone gefährlich werden kann. Sechs Treffer fehlen ihm „nur“ noch auf den Austrianer.

„Ich hoffe, wir können ihm noch ein paar Tore auflegen, dann kann es noch einmal eng werden. Dafür dürfte aber Philipp wohl nicht mehr treffen“, ortet Kampl eine schwierige Aufgabe.

Soriano selbst bleibt diplomatisch: „Ich schieße Tore für meine Mannschaft, Hosiner schießt sie für seine. Es ist für mich kein persönlicher Zweikampf, auch wenn es sicherlich ein schöner ist. Ich werde versuchen, Torschützenkönig zu werden, aber eben mit dem Ziel, meiner Mannschaft zu helfen.“

Beim Gipfeltreffen der zwei Torjäger am Ostersonntag, beim 1:1 blieben beide ohne Treffer, krallte sich der Salzburg-Profi das Dress vom Austrianer. „Ich wollte sein Trikot, weil er ein großartiger Spieler ist und ich habe gerne Trikots von großartigen Spielern. Wir sind zwar in einem Zweikampf, aber das heißt nicht, dass ich ihn nicht als besonderen Spieler beachten kann.“

Besondere Spieler hat Soriano auch in seiner Mannschaft. Vor allem wenn die „Fantastischen Vier“ gemeinsam auflaufen – dann heißt es in der Regel: Vier gewinnt.

 

Bernhard Kastler