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"Habe es vielleicht verabsäumt, die Chance zu nützen"

Wenn Clemens Walch über Bayern München spricht, funkelt es in den Augen.

„Ich habe damals rechts im Mittelfeld gegen Philipp Lahm und Franck Ribery gespielt“, erinnert sich der 24-Jährige an das Duell am 27. August 2011 zurück. Mit seinem Klub Kaiserslautern verlor er 0:3.

„Da sind wir im Kreis gelaufen“, kann der Tiroler heute darüber lachen. Wohl auch, weil der Neuzugang der SV Ried auch eine äußerst positive Erinnerung an die Bayern aufzubieten hat.

Exakt ein Jahr vor dem 0:3 besiegten die „Roten Teufel“ die Bayern 2:0. „Das war unglaublich, bereits beim Aufwärmen war das Stadion komplett voll und alle sangen ‚Zieht den Bayern die Lederhosen aus‘. Das war Gänsehaut pur“, schwärmt Walch nach dem Training in der Rieder Kaserne bei LAOLA1.

Ein Wechsel mit Ansage

Diese Duelle sind Gras von gestern, die deutsche Bundesliga ist für den elffachen ÖFB-Nachwuchs-Nationalspieler vorerst Geschichte. Es zog ihn nach Österreich zurück, Ried ist seine neue Heimat.

Dies ist keine Überraschung, denn die beiden Parteien standen schon lange in Kontakt. Seit Walch den Sprung von den Red Bull Juniors zum VfB Stuttgart wagte – das war vor mittlerweile vier Jahren.

„Der Kontakt ist nie abgerissen, diesen Sommer ist es nun zustande gekommen“, freut sich der Mittelfeldspieler, der mit keinem anderen Klub über den Wechsel gesprochen hat. Neo-Lautern-Trainer Franco Foda wollte Walch noch sehen, stellte ihm die Entscheidung aber frei. Walch ging.

„Ried wollte mich unbedingt haben und ich wollte zu einem Klub, der mich unbedingt haben will“, war der Spieler Feuer und Flamme. Dafür löste er auch seinen bis 2013 laufenden Vertrag in Kaiserslautern auf, um in Oberösterreich für drei Jahre zu unterschreiben.

„Jeder sagt, es wäre ein Schritt zurück“

Manager Stefan Reiter hatte ihn seit Jahren auf dem Zettel, bezeichnete ihn als Wunschspieler für die rechte Seite. Nun ist Walch da und der schüchtern wirkende Kicker sieht es als Schritt nach vorne.

„Jeder sagt, es wäre ein Schritt zurück, aber wer meine Karriere verfolgt hat, sieht, dass ich in den vergangenen Jahren nicht sehr viele Spiele gemacht habe.“

Genauer gesagt kam Walch in vier Spielzeiten für den VfB Stuttgart (Amateure und Profis), den 1. FC Kaiserslautern und Dynamo Dresden, wo er das letzte halbe Jahr war und mit Patellasehnen-Probleme zu kämpfen hatte, auf 19 Bundesliga-Spiele und fünf Zweitliga-Partien.

Die meiste Spielzeit hatte er 2008 bis 2010 bei Stuttgart II in Liga 3 (49 Spiele).  

Inklusive Selbstkritik

Walch konnte sich nicht im deutschen Profitum halten, zeigt sich selbstkritisch: „Ich habe schon gute Spiele gemacht, aber sie waren in der Summe nicht konstant gut genug. In Deutschland bekommst du nicht viele Chancen, die solltest du aber dann nützen. Das habe ich vielleicht verabsäumt.“

Im vergangenen Winter kam noch einmal die Hoffnung auf, mehr zu spielen. Doch trotz vieler Einsatzminuten in den Testspielen kam dann de facto über Nacht der Wechsel in die zweite Liga nach Dresden. Walch war für den Abstiegskampf am Betzenberg nicht gefragt.

Dennoch blickt er gerne auf sein Auslandsabenteuer zurück: „Ich kann mit diesen Jahren zufrieden sein.“

Jetzt geht es für den Rückkehrer darum, wieder Fuß zu fassen, sich in die Mannschaft zu drängen, Spiele zu machen.

„Dafür ist Ried der richtige Klub für mich“, so Walch, dem das familiäre Klima und die Nähe zur Familie zusagt: „Das tut mir ganz gut. Jetzt kann ich auch ab und zu Mal wieder nach Tirol fahren.“

 

Bernhard Kastler