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Hütter: „Ich sehe mich nicht als Ausbildungs-Trainer“

Hütter: „Ich sehe mich nicht als Ausbildungs-Trainer“

In Salzburg drehen sich viele Wörter um Ausbildung.

Der Ausbildungs-Verein, die Ausbildungs-Liga, der Ausbildungs-Trainer. Der erste will man nicht sein, das zweite will man nicht haben und der dritte ist Adi Hütter laut Eigendefinition nicht.

„Ich sehe mich nicht als Ausbildungs-Trainer“, erklärt der 45-Jährige, der in seinem ersten und einzigen Jahr als Coach von Red Bull Salzburg das Double holte.

Es ist besser, wenn man konsequent ist“

Am Montagabend kam es nach mehrmals betont „offenen und intensiven Gesprächen“ zur einvernehmlichen Trennung nach nur einem Jahr. Hütters Vertrag wäre noch ein Jahr gelaufen.

„Wir sind in den letzten Tagen zur Überzeugung gekommen, dass wir nicht zu 100 Prozent übereinstimmen. Wir haben eine Vereinsphilosophie, eine Vereinsstrategie, die wir konsequent weitergehen. So sind wir gemeinsam zur Entscheidung gekommen, dass es besser ist, wenn man konsequent ist, und sich trennt“, erklärte General Manager Jochen Sauer am Dienstag in Salzburg.

Um demonstrativ Einigkeit dieser Entscheidung zu zeigen, war auch Hütter wie der neue sportliche Leiter Christoph Freund bei dieser Pressekonferenz dabei, zu der am späten Montagabend eingeladen wurde.

So ist es für einen Trainer schwierig“

In der Presseaussendung tags zuvor wurde kommuniziert, dass man „anhand der unterschiedlichen zukünftigen Zielsetzungen“ (Sauer) zu dieser Entscheidung kommen sei. Hütter wollte freilich schon wieder die Meisterschaft und den Cup gewinnen sowie versuchen, in die Champions League zu kommen. Doch das „Wie“ war offenbar der Punkt, auf dem man sich nicht einigen konnte.

„Es gibt verschiedene Wege, diese Ziele zu erreichen, da waren wir nicht in allen Bereichen einer Meinung“, so Sauer, der von gleicher sportlicher Zielsetzung sprach („Wäre sonst unglaubwürdig“).

Hütter formulierte es so: „Es geht um eines, um die Philosophie des Vereines. Für einen Trainer ist es aber nicht einfach, wenn man acht Top-Spieler in einem Jahr verliert. Der Weg, den Salzburg geht, ist sehr gut. Aber für mich als Trainer ist es schwierig, jedes Jahr von Neuem zu beginnen.“

Zusatz: „Ich sehe mich in Zukunft nicht als Ausbildungs-Trainer.“

Hütter geht am Höhepunkt

Der erfolgreiche Coach habe sich deswegen entschieden, den Weg nicht mitzugehen, weil er auch seine persönlichen Ziele habe. Der ehrgeizige Vorarlberger schaffte mit Grödig sensationell den Aufstieg, noch sensationeller den Sprung in den Europacup und holte nun das Double.

Hütter habe kein Problem mit Talenten zu arbeiten, es geht um die hohe Fluktuation, die seine Arbeit erschwere. „Wenn man zwei Spieler verliert ist es was anderes, als wenn es acht sind.“

Sauer: „Kein Trainer verliert gerne gute Spieler. Aber die Rahmenbedingungen hier bedingen es, gute Spieler zu ersetzen. Und in Österreich wird es schwierig sein, Spieler, die für zwölf Millionen Euro wechseln, zu ersetzen. Da haben wir auch keine Exklusivität, da geht es der Schweiz ähnlich.“

Der General-Manager stellt in diesem Kontext klar, was Rangnick stets proklamiert hat: „Wir sind in einer Ausbildungsliga, aber Salzburg ist kein Ausbildungsverein.“

Hütter spricht bei den Abgängen von Sadio Mane, Kevin Kampl, Alan, Andre Ramalho, Peter Gulacsi, Stefan Ilsanker sowie Marcel Sabitzer, dessen Zukunft laut Freund weiter offen ist. Als achten könnte Hütter Massimo Bruno (Leipzig) oder Franz Schiemer (Karriereende) gemeint haben.

Apropos Innenverteidiger. Hütter entgegnet da den Gerüchten: „Ich habe nie welche gefordert.“

Keine Diskrepanzen mit Rangnick

Auch Diskrepanzen mit Ex-Sportdirektor Ralf Rangnick hätte es keine gegeben. „Wenn sich zwei Persönlichkeiten reiben, funkt es. Das Wichtigste war immer, die Ziele zu erreichen.“

Der Coach, der wie sein österreichischer Vorgänger Kurt Jara 2006 nach einem Jahr, aber wesentlich erfolgreicher Salzburg verlässt, blickt überhaupt auf ein fast durchwegs gelungenes Jahr zurück.

„Es war eine sehr schöne Saison, in der wir zu Beginn ein großes Ziel hatten, das wir alle gemeinsam verbockt haben. Aber die zwei Titel nehme ich gerne mit, ich habe viel Erfahrung gesammelt, eine Entwicklung gemacht, zwölf Europacup-Spiele absolviert, viele gute Leute kennengelernt. Aber wenn man nicht deckungsgleich ist, sollte man sich besser entscheiden, zu gehen. Ich bin keiner, der mit dem Strom schwimmt, sondern manchmal auch gegen den Strom, um an die Quelle zu kommen.“

In eine gute Position gebracht

Das Medien-Coaching zeigt nicht erst seit Dienstag seine Wirkung. Schon seit Wochen konnte sich Hütter in der Öffentlichkeit positiv ins Szene setzen. Für beide Seiten dürfte klar gewesen sein, dass diese Zusammenarbeit vielleicht nicht über diese Spielzeit hinaus gehen wird.

„Bereits nach Villarreal hat es Gespräche über die Zukunft gegeben. Es ist nicht so, dass man das in zwei Sitzungen abhält. Wir hatten viele Gespräche, ich hatte genug Zeit, darüber nachzudenken und in einer Woche New York auch alles Revue passieren zu lassen. Es war keine Entscheidung von heute auf morgen“, so Hütter, der von einigen Spielern SMS und Anrufe am Montag erhielt.

Und was macht der Coach nun? „Am Samstag werde ich bei einem Benefizspiel aktiv spielen. Ich habe keine Eile, weil ich drei erfolgreiche, intensive Jahre hinter mir habe und auch seit sieben Jahren durcharbeite. Ich fühle mich aber frisch. Ich werde reflektieren und mich mit meinem Berater Christian Sand zusammensetzen. Ich weiß, der Markt ist jetzt vielleicht zu, aber es ist kein Problem, wenn nicht gleich etwas kommen sollte. Ich habe genug Zeit, mich neu zu orientieren.“

Mit einem Lächeln verabschiedete sich Hütter nach gegenseitigen Danksagungen und Umarmungen mit Freund und Sauer von seiner letzten Pressekonferenz in Salzburg. Er geht am Höhepunkt.

 

Bernhard Kastler