news

Die Problemfelder des grün-weißen Traditionsvereins

Die Problemfelder des grün-weißen Traditionsvereins

Es ist nichts Neues, dass bei Rapid scheinbar seit längerem nicht mehr ein Rad ins andere greift.

Abgehakt ist eine Saison voller sportlichen Enttäuschungen, Fan-Aufstände und der ständigen Suche nach den Schuldigen.

Am Dienstag folgte die nächste Hiobsbotschaft: Kein Risiko, kein Geld, keine neuen Spieler (hier geht’s zum Bericht). Die Hütteldorfer gehen mit dem vorhandenen Kader in die neue Saison.

Einmal mehr stellt sich die Frage, wohin das kenternde Schiff steuert, wohin das Geld fließt, wie es um richtungsweisende Themen bestellt ist.

LAOLA1 nimmt sich diesen Fragen an und beleuchtet im Groben die derzeitigen Problemfelder des Rekordmeisters:


  • Die Mannschaft: Rapid setzte in der Vergangenheit auf Stabilisatoren im Team, die sich ihre Erfahrung fürstlich belohnen ließen. Dieses Problem sind die Hütteldorfer durch die Abschiede von Markus Katzer, Stefan Kulovits, Markus Heikkinen, Gerson und Co. größtenteils los, dafür haben sie Führungsspieler verloren. Zu den Ü30-Spielern zählen lediglich Steffen Hofmann, Branko Boskovic und Jan Novota. Sieben sind zwischen 24 und 30, elf unter 24 Jahren angesiedelt. Vielversprechende Talente, die durchaus vorhanden sind, sind aber von Konstanz noch weit entfernt. Andere wiederum müssen auf nicht angestammten Positionen spielen. Somit geht Rapid ohne gelernten Sechser in die Saison, auch im Sturm steht vorerst lediglich Terrence Boyd als eindeutige Spitze zur Verfügung. Mit Deni Alar, Michael Schimpelsberger und Dominik Starkl fallen drei Spieler noch länger aus, auch Stephan Palla ist verletzt. Darauf wurde lediglich mit der Beförderung von Amateur-Spielern reagiert. Potenzial ist trotz allem vorhanden, allerdings kommt es nicht von ungefähr, dass Sportdirektor Helmut Schulte auf Geduld pocht. Gerade auf Schlüsselpositionen hätte ein gestandener Spieler der Mannschaft mit Sicherheit gut getan.

 

  • Die Präsidentensuche: Schon seit längerem ist klar, dass Rudolf Edlinger keine weitere Amtszeit mehr als Rapid-Präsident zur Verfügung stehen wird. Der Ex-Politiker wird seinen Sessel im November räumen. Doch Interessenten für den Job an der Spitze des Vereins müssen ebenso gesucht werden wie neue geldbringende Sponsoren. Die aktuelle Situation ist vernichtend: Keiner will sich das Präsidentschaftsamt bei den Hütteldorfern antun. Selbst der jahrelang als Edlinger-Nachfolger gehandelte Casinos-Vorstand Dietmar Hoscher zog seine Anwärterschaft zurück. Als jahrelanges Kuratoriumsmitglied hat dieser Einblick in den Verein. Plötzlich nicht genügend Zeit für den Herzensverein aufbringen zu können, erachten viele als Ausrede. Wahrscheinlicher ist die Tatsache, dass sich Hoscher, wie vom „Kurier“ berichtet, dem Ausmaß der misslichen Lage erst nach Einblick in die Bücher bewusst wurde. Sein Abwinken ist kein gutes Zeichen und schreckt weitere Kandidaten ab. Als weiterer Name im Umlauf ist jener von Xerox-General-Manager Erich Kirisits. Fakt ist: Wenn sich keiner für den Posten meldet, steht Rapid im November führungslos da, oder Edlinger erbarmt sich noch einmal.

 

  • Die Stadionfrage: Viele fühlen sich in puncto Stadion an der Nase herumgeführt. Kommt es, kommt es nicht? Neubau oder Sanierung? Fragen über Fragen, denen die Rapid-Führung seit Wochen und Monaten ausweicht. Immer wieder sei von informativen Gesprächen die Rede gewesen, die Planungen würden voranschreiten. Doch auf eine definitive Ansage wartet man weiterhin vergeblich. Sowohl Präsident Rudolf Edlinger als auch Manager Werner Kuhn reagierten auf die Unruhe im Umfeld und versprachen Taten. Von einer Entscheidung, die für Mitte Juli angedacht war, scheint man aber weiterhin weit entfernt zu sein. Neben finanziellen Fragezeichen kommen jene der Umsetzung und des Standorts hinzu, ob aus technischer und wirtschaftlicher Sicht ein Neubau überhaupt möglich ist. Immer wieder schwärmten die Verantwortlichen von neu errichteten Stadien in Deutschland, die aber eher dem Wunsch als der Wirklichkeit entsprechen. Mittlerweile ist es an der Zeit, Tacheles zu reden.

  • Der Sportdirektor: Helmut Schulte macht nach außen hin einen seriösen Eindruck, für positive Schlagzeilen konnte er bisher aber nur vereinzelt sorgen. Es waren sich alle einig, dass nach mehrjähriger Pause wieder ein Sportdirektor installiert werden müsse, seit Dezember hält der Deutsche das Zepter in der Hand. Doch die Ausbeute fällt bescheiden aus. Zwar wird der Geldhahn von oben zugedreht, mit seinen Aussagen machte sich der ehemalige St. Pauli-Sportdirektor aber nur wenige Freunde. Noch vor zwei Wochen kündigte er drei Neuverpflichtungen an, gekommen ist eine, allerdings nur auf Leihbasis. Insgesamt stellt sich Schultes Ausbeute wie folgt dar: Vier Amateur-Spieler wurden zu Profis befördert, mit Stephan Palla und Brian Behrendt kamen zwei logische Alternativen nach ausgelaufenen Leihverträgen zurück. Der einzige wahre Verdienst, der auf Schultes Kappe geht, ist der Transfer von Christopher Dibon. Allerdings wirft selbst der Fragen auf, wie ein auf dem Abstellgleis befindlicher Verteidiger vom direkten Konkurrenten Salzburg nur auf Leihbasis für ein Jahr verpflichtet werden konnte – ohne Kaufoption. Weitere Möglichkeiten, um Schultes Fähigkeiten unter Beweis zu stellen, bieten sich zumindest in diesem Transferfenster nicht mehr. Denn der Kader für die kommende Saison steht.

 

  • Das liebe Geld: Rapid fährt einen Sparkurs, der es nicht mehr ermöglicht, den Kader nachzubessern. Seit mehreren Jahren stellt sich die Frage: Wo ist das ganze Geld? Das Stadion ist seit Jahren gut gefüllt, drei Mal wurde die Gruppenphase der Europa League erreicht, dutzende Spieler wurden gewinnbringend an den Mann gebracht. Alleine in den letzten fünf Jahren flossen für Erwin Hoffer (5 Millionen Euro), Nikica Jelavic (4,9 Mio./Drittel ging an Zulte Waregem), Ümit Korkmaz (2,3 Mio.), Stefan Maierhofer (2 Mio.), Tanju Kayhan (1,05 Mio.), Yasin Pehlivan (1 Mio.) und Veli Kavlak (750.000) hohe Ablösesummen, auch wenn nicht alles in die Kasse des SK Rapid floss. Geschaffen wurde in den letzten Jahren lediglich das Trainingszentrum im Wiener Prater. Trotz dieser Einnahmen beendeten die Hütteldorfer die Saison 2011/12, in der die Qualifikation für einen internationalen Bewerb ausblieb, mit einem Minus von 3,3 Millionen Euro. In dieser Saison setzte man Großverdiener vor die Türe, doch für große Ausgaben war weiterhin kein Geld vorhanden. Zudem steht auch noch der entlassene Ex-Trainer Peter Schöttel auf dem Lohnzettel. Probleme über Probleme, die sich mit Sicherheit nicht von einem auf den anderen Tag klären lassen.

 

Alexander Karper