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"Man sieht, wie wir uns in die Hosen scheißen"

Nach der heftigen 0:2-Niederlage gegen den Wolfsberger AC starrte man bei den Rapid-Spielern in leere Gesichter.

Die katastrophale Leistung hat Spuren hinterlassen, die vergangenen Wochen nagen an den Grün-Weißen. Ein Ausweg ist zurzeit keiner in Sicht.

„Es ist schwer, die heutige Leistung in Worte zu fassen“, war Torhüter Lukas Königshofer im Gespräch mit LAOLA1 noch eine der Ausnahmen, die sich zu einer Wortmeldung bereit erklärte.

Die meisten seiner Kollegen schlichen mit hängenden Köpfen in die Kabine. Die Ereignisse rund um das Spiel gingen ebenfalls nicht spurlos an ihnen vorbei.

Schlinge zieht sich immer enger zu

„Wir haben uns nicht aufgegeben. Wir haben alles probiert, aber – auch wenn es deppert klingt – wir haben uns das Leben selber schwer gemacht. Es ist einfach nichts zustande gekommen, von vorne bis hinten. Es war ein rabenschwarzer Tag“, analysierte Königshofer.

Auch Trainer Peter Schöttel tat sich schwer, Erklärungen für die inferiore Leistung seiner Schützlinge zu finden.

„Wir waren von Start weg gar nicht kreativ, müder als der Gegner und mutlos. Es war eine ganz schlechte Leistung.“

Nicht zum ersten Mal in dieser Saison. Die Schlinge zieht sich immer enger zu, auch wenn Rapid noch in der Europa League und im ÖFB-Cup vertreten ist und in der Liga auch noch Platz drei hält.

„Wenn man sich so einen Kick anschauen muss“

Für den Protest der Fans, die nach rund 60 Minuten die West- und Osttribüne verließen, hatten die Spieler sogar Verständnis.

„Es ist ganz klar, dass das nicht leiwand ist. Aber man kann die Fans teilweise verstehen, wenn man sich so einen Kick anschauen muss, wie von uns heute“, gab Königshofer ehrlich zu.

Auch Markus Katzer war klar, dass nicht nur bei den Spielern sondern auch im Umfeld Unzufriedenheit herrscht.

„Natürlich ist es nicht förderlich, aber sie zeigen halt so ihren Unmut. Es ist momentan eine schwierige Zeit.“

Verunsicherung bei Rapid-Spielern spürbar

Nach fünf Niederlagen aus den letzten sieben Pflichtspielen ist die Verunsicherung innerhalb der Mannschaft riesig und wächst von Rückschlag zu Rückschlag.

Besserung ist vorerst nicht in Sicht. Wichtige Spieler wie Steffen Hofmann oder Christopher Drazan fallen noch längere Zeit aus. Die Youngsters sind dem Druck noch nicht gewachsen.

„Man sieht ja, wie wir uns schon leicht in die Hosen scheißen, wenn wir auf den Platz gehen. Diese Verunsicherung ist nach den letzten Leistungen ganz klar“, sprach Königshofer Klartext.

Zudem verstärkte sich der Eindruck, dass sich Rapid gegen die Kärntner bereits früh aufgab und die Niederlage über sich ergehen ließ.

Schöttel glaubt, Mannschaft noch zu erreichen

„Das würde ich keinem unterstellen. Ich glaube nicht, dass es so ist. Wir müssen kämpfen und bis zum Schluss probieren, die Partie noch umzudrehen. Wir sind Profis. Wenn wir das nicht zusammenbringen, haben wir größere Probleme als wir glauben“, brach der Torhüter eine Lanze für seine Mitspieler.

Schöttel glaubt hingegen, auch weiterhin die Mannschaft zu erreichen. Auch Katzer betonte, dass die Stimmung vor dem WAC-Spiel durchaus okay war.

Nichtsdestotrotz stellt sich auf einmal die Trainerfrage. Jener Mann, mit dem Präsident Rudolf Edlinger noch vor kurzem vorzeitig verlängern wollte, steht nun in der Kritik.

„Wenn es nicht so gut läuft, steht jeder in der Diskussion. Ob es jetzt der Trainer ist oder auch wir Spieler – egal wer“, ging Katzer locker mit diesem Thema um.

Enger zusammenrücken

Verbesserungsvorschläge sind rar. Spielerisch konnte man zuletzt nicht an gezeigte Leistungen anschließen, auch kämpferisch ließ Rapid oft einiges vermissen.

„Jeder muss selbstkritisch genug sein und wissen, dass wir keine gute Leistung gebracht haben. Wir wissen, dass wir es besser können. Jeder muss daran arbeiten, dass er seine Leistung bringt und wir als Kollektiv besser werden“, merkte Katzer an.

In Zeiten, in denen der ganze Verein zerrüttet erscheint und auch im Hintergrund einiges ungeklärt ist, wird mannschaftlich an den Teamgeist appelliert.

„Wir müssen enger zusammenrücken und über die Teamleistung und Kampf wieder reinkommen. Wir müssen wieder eine Einheit werden, wie zum Anfang der Saison“, bestätigte Königshofer und ergänzte:

„Wir müssen aber auch darüber reden, sonst funktioniert das nicht.“


Alexander Karper