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"Man muss solche Möglichkeiten nutzen"

"Die österreichischen Spieler sind die Basis und es ist unsere höchste Priorität, diese Spieler weiterzuentwickeln", meinte Keisuke Honda bei seinem Besuch in Horn (Bericht), gab aber gleich zu: "Es kann auch sein, dass irgendwann die halbe Mannschaft aus Japanern besteht."

Die "Flexibilität, was die Einbeziehung von ausländischen Spielern betrifft", sei einer der Gründe gewesen, sich mit seinem Projekt in Österreich anszusiedeln.

So interessant das Engagement des Milan-Stars mit seiner Honda Estilo Gruppe beim SV Horn auch ist, dem einen odere anderen dürfte bei solchen Aussagen mulmig geworden sein. Immerhin arbeitete man in den höchsten beiden Spielklassen seit Jahren daran, möglichst vielen heimischen Spielern zu Einsatzzeiten zu verhelfen, um ein breiteres Angebot für das Nationalteam zu schaffen. Teams, die darauf ausgerichtet sind, Anlaufstelle für Spieler aus anderen Ländern zu sein, würden dieser Strategie entgegenstehen.

Muss man nun fürchten, dass der internationale Star Honda als Beispiel dient und andere Fußball-Unternehmen darauf aufmerksam macht, wie gut sich Österreich für solche Projekte eignet?

"Die Möglichkeit gibt es eigentlich ja schon lange, bis jetzt ist es aber erst einmal passiert und deswegen gehe ich nicht davon aus, dass sich eine Großzahl von Sponsoren oder Investoren finden wird, die dieses Modell in Österreich durchführen wollen. Also Angst hätte ich davor nicht", schlottern Christian Ebenbauer keineswegs die Knie.

"Und selbst wenn, dann wäre es umso besser für die Klubs, die den österreichischen Weg gehen, weil denen umso mehr Fördergeld übrig bleiben würde", spricht der Bundesliga-Vorstand den Österreicher-Topf an und sieht ein solches Szenario sogar positiv: "Das Geld würde mehr und die Konkurrenz, die bekanntlich das Geschäft belebt, würde mehr."

Im Moment fällt der SV Horn als Regionalligist nicht direkt in die Zuständigkeit der Bundesliga, mit dem klaren Ziel, schnellstmöglich ins Oberhaus aufzusteigen, könnte die vermeintlich Problematik in den nächsten Jahren allerdings schlagend werden.

Einer eventuellen zukünftigen Konfrontation mit dem Thema blickt Ebenbauer im Gespräch mit LAOLA1 allerdings gelassen entgegen. Zum einen, weil er mit dem Anreiz-Modell Österreicher-Topf sehr zufrieden ist, zum anderen, weil man ohnehin wenig bis gar nichts dagegen tun könnte, wenn Klubs großteils mit Nicht-Österreichern auflaufen wollen. Zudem erklärt er, warum man Horn gratulieren muss und dass die "50+1-Regel" auch bei uns existiert.

LAOLA1: Herr Ebenbauer, wie stehen Sie dem Honda-Engagement in Horn gegenüber?

Christian Ebenbauer: Aus meiner Sicht ist es immer positiv, wenn man solche Möglichkeiten bekommt. Bei den wirtschaftlichen Voraussetzungen in Österreich und allgemein, ist es schwierig genug, Sponsorengelder aufzutreiben und daher kann man dem SV Horn gratulieren, mit Herrn Honda einen scheinbar potenten Partner gefunden zu haben. Geldquellen zu öffnen ist ja notwendig. Vor zehn, 15 Jahren hat man immer gesagt, die Klubs geben zu viel Geld aus, es gibt zu viele Konkurse. Jetzt dreht sich das schon fast um und viele Leute fragen sich, warum so viel gespart wird. In den letzten zehn Jahren wurde in der Bundesliga gut gewirtschaftet und nun werden Stimmen laut: "Ja, aber wir müssen uns auch verbessern und dafür mehr ausgeben." Doch wenn das Geld nicht da ist, kann man es nicht ausgeben. Deswegen ist es grundsätzlich wichtig, solche Möglichkeiten für Partnerschaften zu nutzen, wenn sie sich auftun.

LAOLA1: Im Moment gibt es keine Beschränkungen für den Einsatz von ausländischen Spielern. Sollten sich solche Projekte häufen, müsste man sich dann nicht Gedanken über derartige Regeln machen bzw. hätte man rechtlich überhaupt Möglichkeiten?

Ebenbauer: Nein, das Ziel ist aber auch fördern statt strafen. Die Intention des Österreichser-Topfes zielt eben darauf ab, dass man belohnt wird, wenn man Österreicher einsetzt und entwickelt. Ob man diese Philosophie umsetzt und damit von diesem Modell profitiert, obliegt aber natürlich jedem Klub selbst. Es hat in der Geschichte des Österreicher-Topfes beispielsweise auch einige Klubs gegeben, die freiwillig darauf verzichtet haben, damit verzichten sie aber auch auf die Förderung. Vom Grundsatzgedanken halte ich die Prämierung – und das ist das Schöne daran – für einen positiven Anreiz, anstatt etwas zu verbieten, ganz abgesehen von der rechtlichen Lage, dass es EU-weit gar nicht möglich wäre, zu beschränken. 

Man könnte natürlich sagen, wir beschränken die Zahl der Spieler aus Nicht-EU-Ländern, aber wir hatten nie ein Problem, wir haben kein Problem. Die Klubs haben sich immer zu einem massiv hohen Teil an diesem Projekt beteiligt und nur wenige haben darauf verzichtet. Daher ist das aus meiner Sicht ein super Modell. Dass die Vereine 50 Prozent der TV-Einnahmen freiwillig in den Fördertopf geben, zeigt ja das Commitment und das Engagement der Klubs. Und jeder Verein kann dann selbst entscheiden und je nachdem, wie sehr er die österreichische Entwicklung vorantreibt, daran partizipieren.

LAOLA1: Nehmen wir ein Szenario an: In einigen Jahren spielen mehrere Klubs in der Bundesliga, die nur noch zur Hälfte oder weniger aus Österreichern bestehen. Der Liga wären diesbezüglich die Hände gebunden?

Ebenbauer: Auf EU-weiter Basis könnte man nichts tun. Man muss ja nur etwa nach England schauen, wo teilweise schon gefordert wird, dass man wieder beschränken muss, weil das Nationalteam in der Krise ist. Es gibt die Homegrown Player Rule, die auch für die UEFA-Bewerbe vorgegeben ist, die ist aber auch nicht an Nationalitäten geknüpft. Die Grundfreiheiten in der EU sind gegeben, da hat man keine Möglichkeit. So schnell kann man gar nicht schauen und man steht vor einem innerstaatlichen Gericht oder dem Europäischen Gerichtshof.

LAOLA1: Honda ist mit 49 Prozent in Horn eingestiegen. Nach der Abschaffung der Third Party Ownership (Erklärung) befürchten manche aber, Investoren würden sich nun gleich ganze Klubs kaufen, um mit den Transfers der Spieler Geld zu verdienen. Wie sieht es grundsätzlich mit Regelungen aus, um Komplettübernahmen zu verhindern?

Ebenbauer: In Deutschland wird das mit dem Begriff 50+1-Regel etwas plastischer dargestellt, aber wir haben das auch. Es gibt einen großen Unterschied zu Deutschland und auch der Schweiz: In Österreich ist es so, dass Kapitalgesellschaften gar keine Lizenznehmer sein dürfen, das ist in Deutschland möglich. Sprich: Bei uns kann nur der gemeinnützige Fußballverein Lizenznehmer sein. Also wäre es beispielsweise nicht möglich, dass Honda Estilo Co. Ltd. Lizenznehmer in der Bundesliga wäre. Der gemeinnützige Verein muss Lizenznehmer sein und er muss auch mehrheitlicher Stimmeninhaber innerhalb des Vereins sein.

Mit dem Wartungserlass, nach dem die Spielbetriebsgesellschaften ab 1.1.2017 ausgegliedert werden müssen, wird der Profibetrieb zwar aus dem jeweiligen Verein ausgegliedert und muss eine Kapitalgesellschaft sein. Aber auch in dieser Kapitalgesellschaft muss der Lizenznehmer, sprich der Verein, wieder eine Stimme mehr als 50 Prozent haben. Aufweichungsregeln, die es in Deutschland mittlerweile gibt, haben wir gar nicht.

Auch wenn man es so ausdrücken kann, gibt es bei einem Verein faktisch allerdings keine Prozent-Anteile, man kann die Stimmrechte in der Hauptversammlung durch die Satzung so oder so gestalten. Aber es muss immer der Verein sein, der an der Macht ist. Das ist auch bei den Spielern so. Es ist in den Lizenzbestimmungen festgeschrieben, dass der Verein die arbeitsrechtliche Verfügungsgewalt über den Spieler haben muss. Es wäre daher auch nicht möglich, dass ein Spieler einen Vertrag mit der Gesellschaft XY hat und keinen Vertrag mit dem Verein, bei dem er spielt. Schon aus Integritätsgründen ist es notwendig, dass der Verein den Zugriff hat. Selbiges gilt im Übrigen für den Trainer.

Die Frage bei alledem ist aber stets, wie die Vertragskonstrukte im Hintergrund aussehen. Deswegen sage ich immer: Die Regeln sind nur so gut, wie sie gelebt werden.