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Die Bundesliga-Klubs im Scouting-Check

Die Bundesliga-Klubs im Scouting-Check

Saisonpause heißt Transferphase.

Die Kaderplanung bei den Bundesliga-Klubs läuft momentan auf Hochtouren. Um nun die richtigen Transfers zu tätigen, hätten über die letzten Monate bereits mögliche Kandidaten ausfindig gemacht werden sollen. Da kommt das Thema Scouting ins Spiel.

Die beste Scouting-Abteilung der Welt wird Transferflops nicht verhindern können. Sie kann jedoch helfen, deren Anzahl zu verringern. So spart die intensive Beobachtung von Spielern Vereinen Geld. Gleichzeitig spült Scouting im Optimalfall durch den Weiterverkauf von Talenten auch Millionen zurück in die Klubkassen.

In den heimischen Gefilden wurde dieses Thema jedoch lange Zeit stiefmütterlich behandelt. „Es gibt auch in Österreich Scouting, aber kaum strukturierte Arbeit. In Holland investieren die Vereine einen größeren Prozentsatz ihres Gesamtbudgets als in Österreich. Das ist einfach die Mentalität und ein Teil, Geld zu lukrieren“, zieht Rapid-Chefscout Bernard Schuiteman den Vergleich mit seinem Heimatland.

Wie es um das Scouting der österreichischen Klubs wirklich bestellt ist, soll hier beleuchtet werden. Zu beachten gilt es jedoch, dass aufgrund der unterschiedlichen finanziellen Voraussetzungen ein unmittelbarer Vergleich aller Vereine schwierig ist. Wohl aber machen manche Klubs mehr aus ihren Möglichkeiten, manche weniger.

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SALZBURG: GLOBALE ZUSAMMENARBEIT

Die Bedingungen beim österreichischen Meister sind mit keinem anderen Bundesliga-Klub vergleichbar. Das Scouting ist Teil einer globalen Fußball-Strategie, die weit über Salzburg hinaus geht. Neben der Mozartstadt gibt es mit Leipzig, New York und der Red-Bull-Akademie im brasilianischen Campinas drei weitere Standorte. Alle vier Abteilungen des „Red Bull Global Soccer Project“ arbeiten eng zusammen. „Es geht bald nur noch um die Frage, wie wir die Spieler auf unsere Teams verteilen“, brachte es Ralf Rangnick einst auf den Punkt.

In Salzburg selbst arbeiten inklusive Chefscout Heiko Lässig fünf hauptamtliche Mitarbeiter in der Scouting-Abteilung, die ihren Sitz in der RB-Arena hat und über modernsten Analyse-Techniken verfügt. „Darüber hinaus nutzen wir ein Netz von freien Mitarbeitern“, heißt es von Seiten Red Bulls. Zwischen Nachwuchs- und Erwachsenenscouting wird nicht unterschieden. Dementsprechend umfangreich sei das Reservoir an beobachteten Spielern, das laufend erneuert wird. „Wir versuchen im jüngeren Segment, uns an den Kindern im Raum Salzburg zu orientieren. In die Akademie kommen Spieler aus ganz Österreich. Ab der U18 schauen wir uns im EU-Bereich, so wie es den Richtlinien konform ist, um“, sagt RB-Nachwuchschef Erich Tanner im LAOLA1-Interview.

Mit Leipzig steht die Salzburger Scouting-Abteilung in ständigem Austausch. Aufgrund des ähnlichen Spieleranforderungsprofils sollen die Synergien genutzt werden. Tanner erklärt: „Gemeinsam mit Leipzig haben wir ein sehr gutes Scoutingsystem, da orientieren wir uns auch an der örtlichen Lage. Salzburg kümmert sich mehr um den Süden Europas, Leipzig um den Norden.“ Der FC Liefering nimmt in diesem Konzept eine Schlüsselrolle ein. Im Gegensatz zur dritten Leistungsstufe, wo keine Ausländer aus Nicht-EU-Ländern beschäftigt werden dürfen, können beim Erste-Liga-Klub gescoutete Talente aus der ganzen Welt auf die Herausforderungen in Salzburg und Leipzig vorbereitet werden. 

RAPID: ÖSTERREICH IM FOKUS

Mit Bernard Schuiteman verfügt Rapid seit einem Jahr über einen eigenen Chefscout. „Anton Herzog und Fritz Riedmüller waren schon hier und sind erfahrene, gute Scouts. Ich bin der einzige Hauptberufliche, der von morgens bis abends immer erreichbar und auf Achse ist. Dazu kommen zwei Jungs aus dem Jugend-Scouting, die ich ab und zu einsetzen kann“, erklärt der in Niederösterreich lebende Niederländer im LAOLA1-Interview.

Gemeinsam mit Sportdirektor Andreas Müller hat Schuiteman eine neue Scouting-Strategie ausgearbeitet, die sich in erster Linie auf den österreichischen Markt konzentriert. „Ich weiß schon, was ihr denkt: Wir kennen die Bundesliga und die Erste Liga doch! Trotzdem: Wo waren beispielsweise Cican Stankovic oder Stefan Stangl vor ein paar Jahren? Wir müssen die Talente frühzeitig erkennen, um einen Informationsvorsprung zu haben“, so Schuiteman. Nicht umsonst wurden für die neue Saison mit Nutz, Tomi, Huspek und Auer vier Neuzugänge von heimischen Klubs geholt.

Zwischen Nachwuchs- und Erwachsenen-Scouting soll keine Trennung mehr gemacht werden. Dafür arbeitet Rapid mit einem speziellen Scoutingtool: „Nach einer Filterungsphase bleiben ein paar Namen übrig, die wir dokumentieren und gezielt verfolgen. Meine Scouts wissen Bescheid, welche Spieler auf der Liste stehen und müssen über diese einen Bericht schreiben, der in die Datenbank eingepflegt wird. Man kann nicht sagen: Ich glaube, der war stark und hatte zwei Flanken. Man muss alles dokumentieren. Wenn ich einen Spieler zum dritten Mal sehe, muss ich notieren, wie er sich entwickelt hat und über eine Empfehlung nachdenken.“ Inwiefern sich das neue Scouting-Konzept bezahlt macht, wird sich in den nächsten Jahren zeigen. Mit Schobesberger, Kainz und Beric landete Rapid zumindest im letzten Sommer drei Transfers, die voll einschlugen. Übrigens sind die Hütteldorfer neben Salzburg der einzige österreichische Verein, der auf der offiziellen Spielerbeobachter-Liste der U21-EM in Tschechien steht.

ALTACH: "HABEN UNSERE BEZIEHUNGEN"

Zum Thema Scouting gäbe es nicht viel zu sagen, meint Altach-Sportdirektor Georg Zellhofer. „Wir haben keine eigene Scouting-Abteilung. Das ist finanziell nicht möglich.“ Stattdessen verlasse man sich bei der Spielersuche vor allem auf ein gutes Netzwerk, das Zellhofer selbst gemeinsam mit Trainer Damir Canadi gestrickt hat. „Ehemalige Profis, Spielermanager oder frühere Kollegen. Wir haben unsere Beziehungen, darüber bekommen wir Informationen“, so der ehemalige Rapid- und Austria-Coach.

„Unser Markt ist relativ begrenzt, das sind in erster Linie junge Österreicher. Amateur-Vereine, Akademien und jene Spieler, denen bei den großen Vereinen der Durchbruch verwehrt bleibt. Da haben wir die Chance zuzuschlagen.“ Leistungsträger wie Netzer, Prokopic oder Mahop sind typische Beispiele für diese Transfer-Strategie. Bei der Austria, Rapid und Salzburg nicht mehr gebraucht, trumpfen sie im Altacher Umfeld auf.

Auch im Ausland vertraut Zellhofer auf die geknüpften Kontakte. Ein Beispiel dafür sei der brasilianische Ex-Altach-Profi Alexandre Dorta: „Er kennt viele Spieler und ist selbst auf dem Markt tätig. Zu ihm habe ich ein Vertrauen, er hat das richtige Gespür. Selbst nach Brasilien zu fliegen, das würde keinen Sinn machen.“ Eine Datenbank mit Aufzeichnungen über beobachtete Spieler gäbe es in Altach noch nicht. „Aber das wollen wir in Zukunft machen“, so Zellhofer.

STURM: INTERNATIONALE KOOPERATION

„Richtig strategisch aufgebautes Scouting hat es vorher nicht gegeben“, sagt Gerhard Goldbrich im LAOLA1-Interview. Der Sturm-Manager spricht von der Zeit, bevor er 2012 zum Verein kam. Seit September 2013 leitet Ex-Profi Imre Szabics als Chefscout jedoch ein Team, das drei Personen umfasst: Ex-Amateure-Trainer Stojadin Rajkovic, der zudem für Chefcoach Franco Foda die kommenden Gegner analysiert, kümmert sich um den südosteuropäischen Raum. Für Westeuropa arbeitet Sturm mit einem deutschen Scout zusammen, für Mittel- und Osteuropa gibt es eine Kooperation mit einem Ungar.

„Zusätzlich zu den Scouts nehmen natürlich der Chef-Trainer sowie die Jugend- und Amateure-Trainer, von Markus Schopp über Günther Neukirchner bis Roland Goriupp, diverse Spielerbeobachtungen vor. Sie sind in Österreich tagtäglich unterwegs und liefern wertvolle Inputs“, so Goldbrich. In wöchentlichen Scouting-Meetings werden mögliche Neuverpflichtungen und Anforderungsprofile diskutiert. Für den Nachwuchsbereich gibt es einen eigenen hauptberuflichen Scout, der Talente schon im jungen Alter in die Grazer Akademie lotsen soll.

„Man sieht an den letzten Transfers, dass sich das Scouting bezahlt macht“, zieht Goldbrich ein positives Fazit über die Arbeit der noch jungen Scouting-Abteilung. Verpflichtungen wie jene von Lukas Spendlhofer, Simon Piesinger oder Donis Avdijaj haben sich auf jeden Fall gelohnt. Auf der anderen Seite leistete sich Sturm in der letzten Saison mit Igor Oshchypko, Tomislav Barbaric, Josip Tadic und dem Japaner Taisuke Akiyoshi jedoch auch einige Transfers, die überhaupt nicht aufgingen. Szabics und Co. haben also noch viel Arbeit vor sich.

WAC: SACHE DES PRÄSIDIUMS

Im Gegensatz zu allen anderen Bundesligisten verzichtet der WAC auf einen Sportdirektor. „Natürlich haben wir schon darüber nachgedacht, aber das ist eine Budgetfrage“, meint Vizepräsident Christian Puff, der bei den Kärntnern für die Abwicklung der Transfers zuständig ist. Statt eines Sportdirektors kümmern sich das Präsidium und der Trainer um die Kaderplanung.

„Wir setzen uns zusammen und schauen, auf welchen Positionen wir Spieler brauchen und welche Spieler innerhalb Österreichs dafür in Frage kommen. Unser Anforderungsprofil geben wir auch an diverse Spielerberater weiter, sie schicken uns Unterlagen und Video-Material“, beschreibt Puff die Vorgehensweise. Bei ausländischen Kandidaten greife man aus Gründen des persönlichen Kontakts gerne auf ein Probetraining zurück.

Ein Blick auf den Kader der Wolfsberger verrät die Handschrift von Didi Kühbauer. Spieler wie Stephan Palla oder Daniel Drescher haben mit dem Coach schon bei der Admira zusammengearbeitet. Ansonsten landen oft Kicker beim WAC, die bereits zuvor bei einem anderen österreichischen Verein den Durchbruch schafften – aktuell zum Beispiel Neustadt-Stürmer Philip Hellquist.

RIED: CLEVERE WIKINGER

Als einziger der kleineren Bundesliga-Klubs setzt Ried auf einen eigenen Chefscout. Gerhard Schweitzer bekleidet diese Position mittlerweile. Der frühere Co-Trainer ist es auch, auf den die vielen spanischen Legionäre der vergangenen Jahre zurückgehen. „Gerhard hat im Rahmen seiner UEFA-Pro-Lizenz-Ausbildung in Valencia hospitiert und dort Spiele aus der dritten spanischen Liga gesehen. Daraufhin haben wir uns näher damit beschäftigt und Nacho als ersten Spieler von dort verpflichtet“, erzählt Stefan Reiter.

Neben den spanischen Neuzugängen (aktuell Stürmer Gavilan) gelang es dem Ried-Manager in den letzten Jahren auch immer wieder, talentierte Spieler aus Deutschlands unteren Ligen (z.B. Kragl, Thomalla) zu holen. „Es ist unmöglich, ganz Europa abzudecken. Wir müssen uns auf gewisse Märkte konzentrieren und dort intensiv schauen“, meint Reiter, der sich gemeinsam mit Schweitzer um das Scouting im Ausland kümmert. „Gerhard und ich haben uns ein Netzwerk aufgebaut, das sich aus verschiedensten Personen zusammensetzt. Wenn man über die Jahre mit vielen Leuten zu tun hat, weiß man, wem man vertrauen kann.“

Innerhalb Österreichs sind neben Reiter und Schweitzer alle sportlichen Angestellten gefragt. „Wir sind laufend unterwegs. Auch unsere Akademie-Trainer sollen über interessante Spieler von anderen Teams Berichte anfertigen“, erklärt Reiter, der pro Wochenende zumindest ein Erste-Liga-Spiel besucht. Diese Berichte werden in einer selbst erstellten Datenbank gesammelt, um später darauf zurückgreifen zu können. Der österreichische Markt sei in den letzten Jahren jedoch schwieriger geworden: „In dem Segment, in dem wir uns bewegt haben, greifen nun schon Rapid und die Austria zu. Einen Stefan Nutz hätten vor ein paar Jahren vielleicht noch wir verpflichtet.“

AUSTRIA: DAS BUDGET WIRD VERVIERFACHT

Bei der Austria beschäftigte sich eine eigens eingerichtete Arbeitsgruppe in den vergangenen Monaten mit dem Thema Scouting. „Wir hatten in diesem Bereich sicherlich Nachholbedarf. Deswegen haben wir beschlossen, das diesbezügliche Budget für die Saison 2015/16 zu vervierfachen“, erklärt FAK-Sportdirektor Franz Wohlfahrt. Im Rahmen einer neuen Scouting-Strategie (LAOLA1-Infos) wurde der ehemalige ÖFB-Trainerausbildner Gerhard Hitzel als neuer Chefscout engagiert.

Neben dem ehemaligen Akademie-Leiter von Lok Moskau verfügt die Austria über vier Scouts für Österreich, die sowohl gegnerische Teams als auch mögliche Neuverpflichtungen unter die Lupe nehmen. International will Wohlfahrt ein großflächiges Netzwerk etablieren, mit je mindestens einem Informanten in den interessanten Ländern.

„Wir erstellen ein Profil für die betreffende Position und versenden dieses an unsere Scouts in Österreich sowie im Ausland. Dann sammeln wir mögliche Kandidaten ein, die unser Chefscout gemeinsam mit meinem Assistenten Christian Peischl genauer unter die Lupe nimmt. Sie filtern interessante Spieler heraus und beobachten diese. Am Schluss liegt die Verantwortung beim Trainer und bei mir“, erklärt Wohlfahrt den zukünftigen Arbeitsablauf. Inwiefern dieser zu Transfererfolgen führt, kann erst in den nächsten Jahren beurteilt werden.

GRÖDIG: EIN GUTER RIECHER

Nutz, Huspek und Tomi zu Rapid. Leitgeb und Salomon zur Austria. Stankovic zu Salzburg. Martschinko zu Hoffenheim. Christian Haas hat in den letzten Jahren einen guten Transfer-Riecher bewiesen. „Als kleiner Verein müssen wir schauen, dass wir junge, hungrige Spieler bekommen, die sich bei uns weiterentwickeln wollen. Deswegen sind für uns die zweite und dritte Leistungsstufe als Spielermärkte sehr wichtig“, sagt der SVG-Manager, der als bestens vernetzt gilt.

Weil Liefering die Heimspiele im Grödiger Stadion austrägt, sieht Haas viele Erste-Liga-Partien quasi im eigenen Haus. Dazu kommen viele Besuche bei Spielen der Regionalliga Mitte. Auch das Trainerteam schaut sich um mögliche Neuzugänge um. „Zudem habe ich ein, zwei Leute, die in ganz Österreich für mich nach Spielern Ausschau halten“, so Haas. Über die beobachteten Kicker würde man genaue Aufzeichnungen führen. „Gleichzeitig bedienen wir uns auch bei diversen Internet-Datenbanken, um beispielsweise an Statistiken zu kommen.“

Neuverpflichtungen aus dem Ausland kämen für Grödig aus finanziellen Gründen kaum in Frage. Spielervermittler würden bei der Suche nach Neuzugängen natürlich eine Rolle spielen, aber „auf sie kann man sich nicht verlassen, man muss die Spieler auch selbst scouten“, so Haas. Die örtliche Nähe zu RB Salzburg und dem FC Liefering, der in den vergangenen Jahren einige Spieler an Grödig abgab, sieht Haas nicht als Vorteil: „Es ist ja nicht so, dass ein Liefering-Spieler automatisch zu Grödig kommt, da sind andere Vereine auch dran.“

ADMIRA: ALLES FÜR DIE AKADEMIE

„Scouting ist bei uns eher Thema im Nachwuchs“, bringt es Alexander Friedl auf den Punkt. Als traditioneller Ausbildungsverein rekrutiert die Admira ihre meisten Spieler aus der hauseigenen Akademie. Wichtig sei deswegen, die besten Talente bereits frühzeitig in die Südstadt zu holen.

„Für die U14 haben wir einen hauptberuflichen Scout angestellt, der Jugendliche in die Akademie holen soll. Das Nachwuchs-Scouting erstreckt sich über ganz Österreich. Teilweise pflegen wir auch Kooperationen, wie beispielsweise aktuell mit dem GAK, weswegen viele Spieler aus Graz bei uns sind.“ Die Talente schätzen an der Admira, dass sie dort auch wirklich die Chancen auf Bundesliga-Einsätze bekommen würden, meint Friedl.

Im Bereich der Kampfmannschaft sei vor allem die Erste Liga ein interessanter Spielermarkt. Aktuelle und ehemalige Leistungsträger wie Kerschbaumer, Schwab oder Schick konnte man dort finden. „Einen eigenen Scout haben wir dafür aber nicht“, meint Friedl, der angibt, eine Datenbank über mögliche Neuzugänge zu führen.  

MATTERSBURG: MIT HAUS- UND SACHVERSTAND

Mit Karim Onisiwo gelang Mattersburg im vergangenen Sommer ein richtiger Goldgriff. „Wir haben gegen Austria Salzburg im Cup gespielt, da war Karim aber gar nicht am Feld. Wegen Michi Perlak, den wir später ebenfalls verpflichteten, haben wir Austria Salzburg noch einige Male beobachtet. Da ist uns auch Karim aufgefallen“, erzählt Franz Lederer. Generell gäbe es in Sachen Scouting bei Mattersburg aber keine großen Geheimnisse, sagt der Sportdirektor.

„Natürlich gibt es Aufzeichnungen. Wir lassen das aber nicht über den Namen Scouting-Abteilung laufen, sondern das ist eine von Haus- und Sachverstand geprägte Geschichte.“ Vier, fünf Personen würden immer wieder als Informanten dienen. Grundsätzliche versuche man aber sowieso auf den eigenen Nachwuchs zu setzen. Leistungsträger wie Torwart Kuster, Verteidiger Rath oder Kapitän Farkas, die alle drei aus der Akademie Burgenland kommen, verdeutlichen dies.

Dazu schlagen die Mattersburger auch immer wieder bei Amateur-Klubs im Umfeld zu. Außenverteidiger Höller kam beispielsweise aus Stegersbach. Lederer erinnert an Ronald Spuller, der in der Saison 2009/10 mit acht Toren glänzte. „Ihn haben wir aus Forchtenstein geholt. Mit 27 Jahren hat er sich in der Bundesliga durchgesetzt.“

WR. NEUSTADT: HEIMLICHER SCOUTING-MEISTER

„Für uns hat Scouting eine eminent wichtige Bedeutung“, betont Günter Kreissl. „In den letzten zweieinhalb Jahren haben wir ungefähr 200 Spiele vor Ort besucht, uns die 90 Minuten angeschaut, nachbearbeitet und schriftlich festgehalten. Mittlerweile ist dieses persönliche Scouting das wichtigste Element unserer Kaderzusammenstellung.“ Der sportliche Leiter (und nunmehr auch Trainer) und sein Team sind vor allem in der Ersten Liga und den Regionalligen Ost und Mitte unterwegs. Gescoutet wird aber auch in den Landesligen und im Nachwuchs-Fußball. „Wir haben keinen hauptberuflichen Chefscout, sondern ein paar Leute, die mit viel Herzblut dabei sind. Innerhalb unseres Teams arbeiten zwei bis drei Personen wirklich viel. Dazu kommen zwei bis drei weitere Helfer. “

Zu Beginn jeder Halbsaison wird ein Plan erstellt, welche Spiele besetzt werden. Die gesammelten Daten werden von Kreissls Assistent Thomas Raser in einer selbst erstellten Datenbank laufend aktualisiert. „Neben dem Scouting ist auch ein Netz von Informanten wichtig. Ich telefoniere regelmäßig mit Personen aus anderen Regionen, die wir nicht abdecken können“, so Kreissl. Sieht der Neo-Trainer in Österreich keinen geeigneten Kandidaten, gibt er ein Anforderungsprofil an diverse ausländische Spieleragenturen weiter. Wichtig sei ihm dabei, nicht allzu sehr von Beratern abhängig zu sein, sondern selbst das Angebot an Kandidaten vergleichen zu können.

„Andere Vereine betreiben das Scouting vielleicht nicht in diesem Umfang, aber ich glaube, dass wir uns dadurch in den letzten Jahren einen Wettbewerbsvorteil erarbeitet haben“, erklärt Kreissl. „Es geht nicht immer nur um das Finden eines Talents, sondern auch um die Professionalität und die Wertschätzung, die du dem Spieler vermitteln kannst, wenn du ihn öfters beobachtet hast. Auch sein Potenzial kann man dann besser einschätzen.“ Wr. Neustadt gelang es in den vergangenen Transferphasen stets, die geringen finanziellen Möglichkeiten des Klubs effizient auszuschöpfen. Den Abstieg konnte nun jedoch auch das professionelle Scouting nicht verhindern.

 

Jakob Faber