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Black Wings Linz: Wieder ein Schritt nach vorne

Die Stahlstädter waren Salzburg im Playoff zwar unterlegen, doch die Linzer kommen der Spitze von Jahr zu Jahr näher. Bernd Freimüller mit einer Aufarbeitung:

Black Wings Linz: Wieder ein Schritt nach vorne Foto: © GEPA

Seit Montag ist die Saison der Black Wings Linz zu Ende.

Eine 1:5-Niederlage in Viertelfinal-Spiel 5 bei Red Bull Salzburg besiegelte das Schicksal der Stahlstädter, die heuer trotzdem wieder einen Schritt in Richtung Spitze gemacht haben.

LAOLA1-Experte Bernd Freimüller arbeitet das Jahr der Linzer auf und blickt in die Zukunft:

Die Saison

Nach den zwei desaströsten Jahren mit internen Verwerfungen führten Präsident Peter Nader, Philipp Lukas und sein Team die Black Wings wieder in ruhigere Gewässer. Nach dem siebten Platz der Vorsaison reichte diesmal der fünfte Rang für die direkte Playoff-Qualifikation, wo die Serie gegen die Roten Bullen nur fünf Spiele dauerte.

Ein Beweis für den graduellen Aufschwung: Die Zuschauer kamen nach und nach zurück, der Schnitt wurde wieder gesteigert. Ich habe sehr oft in den letzten beiden Jahren gehört: "In Linz ist halt nicht viel Geld da." Das sollte bald vorbei sein, ohne budgetmäßig in die Ligaspitze einzusteigen.

Woran fehlte es in den Playoffs?

Grundsätzlich war der Gegner übermächtig, selbst bessere (Einzel-)Leistungen hätten ein Weiterkommen nur sehr schwer möglich gemacht.

Salzburg trat in den Playoffs in der "Extended Version" an, alle Spieler waren zu Serienbeginn wieder fit, gegenüber der Regular Season standen mit Cam Schilling, Drake Rymsha und Nicolai Meyer auch drei nachverpflichtete Legionäre (Rymsha brauchte eine längere Anlaufzeit) zur Verfügung.

Ohne perfekte Goalieleistungen kommst du gegen die Red Bulls nicht weiter und von einer solchen war Rasmus Tirronen weit entfernt. Er wirkte behäbig, sein Pucktracking war mangelhaft. Grundsätzlich ist er ein besserer Goalie, als er sich hier präsentierte (siehe auch seine Zahlen während der Regular Season), aber er steht sicher in der nächsten Saison unter größerer Beobachtung. Backup Thomas Höneckl ist eben genau das, was er schon seit einem Jahrzehnt ist - ein Backup.

Aber auch am anderen Ende des Eises haperte es: Das Duo Collins-Lebler ließ völlig aus. Graham Knott war für mich noch der beste Stürmer in der Endrunde, seine absoluten Top-Leistungen lieferte er aber in der ersten Saisonhälfte ab. Shawn St-Amant war auch von seiner Topform entfernt.

Emil Romig konnte mit 31 Jahren seine Hände so gut wie noch nie an seinen Speed anpassen, Nico Feldner und Andi Kristler wiesen Teilerfolge auf. Der Rest des Offensiv-Lineups ließ von Haus keine großen Erwartungen zu, wobei Stefan Gaffal nach seiner Verletzung natürlich entschuldigt ist.

Wen man auch im Salzburg-Lineup als Bottom-Six-Player ansieht, war er meist seinem Linzer Konterpart überlegen. Ähnliches gilt natürlich auch für die Defensive, wo nach dem Pärchen der beiden Top-Defender MacKenzie (nach seiner Verletzung auch mit einem kleinen Leistungsabfall)/Roe vor allem im Spiel mit der Scheibe ein großes Loch herrschte.

Die Zukunftsplanungen

Große Änderungen wird es nicht geben, aber braucht es die überhaupt auch?

Am Österreicher-Markt Verstärkungen zu bekommen wird schwer sein, nur wenig Qualität ist im freien Umlauf. Im Ausländerkontingent wird es sicher Änderungen geben - Sean Collins präsentierte sich wie erwartet: alles andere als leichtfüßig, mit durchschnittlichen Händen, aber doch mitunter als Macht vor den beiden Toren.

Selbst in seiner besten Zeit wäre er aber keine große Offensivwaffe (eher ein Platz-Freiräumer für talentierte Spieler) gewesen, mit 35 Jahren sollte er aber kein Thema mehr sein.

Es wird auch interessant sein, ob die Selbstbeschränkung von acht Legionären aufrecht bleibt - Gegner Salzburg hatte alleine sieben im Tor und der Defensive zu bieten.

Das Farmteam

Nur mehr die Roten Bullen und die Black Wings leisten sich den Luxus eines AlpsHL-Teams - vor allem die österreichischen Nachwuchsnationalteams werden unter den Rückzügen von Wien und dem KAC leiden.

Das kann ja die Black Wings kaum tangieren, der Eigennutz ist wichtiger. Der ist bei Farmteams klar: Statt quasi rammdösig im Pyjama aufzutauchen, erfolgt der Umstieg von der AlpsHL in die Erste schon mit Anlauf und erhöhtem Puls, auch wenn der Unterschied zwischen den beiden Ligen ein großer ist.

Patrick Söllinger sammelte Playoff-Erfahrung
Foto: © GEPA

Spieler kommen also mit Spielpraxis gegen Erwachsene ins ICE-Team, ein nicht zu unterschätzender Vorteil. Ob dieser auch mehr als eine halbe Million Euro an Kosten wert ist, müssen die Verantwortlichen über die nächste Saison hinaus entscheiden.

Die Frage, die ich schon im letzten Sommer gestellt habe: Garantieren dir selbst die besten Trainings- und Spielbedingungen mehr als die Rotation von sechsten oder siebten Defendern (Söllinger/Tialler/Lindner) und Viertlinien-Stürmern? Oder gibt man sich damit zufrieden?

Der Sommer 2025 wird deswegen in dieser Beziehung wichtig sein, weil mit Patrick Söllinger (Fixplatz in der zweiten Saisonhälfte nach Matura- und Bundesheer-Beschränkungen) und Goalie Benedikt Oschgan (sollte dann etwa 70 AlpsHL-Spiele am Buckel haben) zwei richtige Eigenbaugewächse parat stünden.

Diese hätten im Gegensatz zu den dazugeholten Lindner, Tialler, Mitsch, Bretschneider oder Rappold dann wirklich den ganzen Linzer Nachwuchs durchlaufen.

Fazit

Es geht in Linz von Saison zu Saison wieder nach oben, zu den Titelanwärtern gehört man aber weiterhin nicht.

Das wird sich wahrscheinlich auch im Sommer nicht ändern, allerdings könnte die eine oder andere gelungene Legionärsrochade schon große Unterschiede machen und die Black Wings weiter nach oben spülen…


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