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Mayers VCM-Tipps: "An schöne Dinge denken, solange es geht"

Ob es um einen persönlichen Rekord oder um das Durchkommen geht: Österreichs Spitzenläuferin Julia Mayer appelliert an die mentalen Aspekte in jedem Läufer.

Mayers VCM-Tipps: Foto: © GEPA

Über 40.000 Menschen wird der Vienna City Marathon am Sonntag in Bewegung setzen.

Für manche geht es um den Sieg. Für manche um die Olympia-Qualifikation. Für manche um eine persönliche Bestleistung.

Und für ganz, ganz viele darum, eine persönliche Hürde zu überwinden und ins Ziel zu kommen.

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Für Julia Mayer geht es darum, noch näher an die Weltspitze heranzurücken. Alle Augen sind auf sie gerichtet – wie auf kaum eine Österreicherin zuvor.

Und dabei ist die 31-Jährige eine Spätberufene des Laufsports und lief vor gerade einmal einem Jahr an Ort und Stelle selbst ihre erste Marathon-Distanz.

Kaum zu glauben, hielt sie doch nur wenige Monate später schon den österreichischen Rekord – wie über die fünf und zehn Kilometer sowie den Halbmarathon auch – und hat das Olympia-Ticket auch schon auf dem Reisekoffer liegen.

Ein Gefühl, nicht zu beschreiben

Laufen: Das macht einfach Freude. Das gilt für den Hobbysportler genau wie für den Profi.

Nichts anderes war der erste Antrieb, als die Wienerin nach vielen Jahren im Fußball zum Laufsport wechselte.

"Es war ein Gefühl, das man nicht beschreiben kann. Ich habe einfach gemerkt, dass es mir sehr viel Spaß macht. Und ich habe gemerkt, dass ich einfach das Potenzial habe", erinnert sich Mayer für LAOLA1 zurück.

"Und ich habe gesehen, dass ich über fünf und zehn Kilometer mit Zeiten einsteige, von denen andere Hobbyläufer weit weg sind, gar nicht so viel auf die österreichische Spitze fehlt. Und ich gemerkt habe: Okay, wenn ich trainiere, dann würde sich das ausgehen."

Was den Profi vom Hobbyläufer unterscheidet…

"Trainieren": Das bewegt sich als Profi für Mayer mittlerweile in Sphären, die für einen Hobbyläufer unvorstellbar sind. Bis zu 240 Kilometer kommen da zusammen – in der Woche.

"Das schnelle muss schnell sein und das langsame langsam. Denn die schnellen Läufe kannst du nur machen, wenn du fit bist. Und fit bist du nur, wenn die regenerativen Läufe sehr, sehr, sehr langsam sind."

Mayer rät zum "Mut zur Langsamkeit"

Das Ganze natürlich über Parameter aufgezogen, die die Lauf-Uhr eines noch so ambitionierten Amateurs in den Schatten stellen.

Herzfrequenz allein? Watt-Zahl und Laktat sind die Werte, um die es sich dreht. Bis hin zu Details, die in der restlichen Weltspitze noch gar nicht Usus sind.

Nein: Wenn es um die Voraussetzungen geht, enden die Vergleiche mit einem Hobbyläufer schnell.

Aber die mentale Seite, in Training wie Wettkampf – da kann Mayer leichter zum Vorbild werden. Denn die eigene Motivation ist der Schlüssel zu so vielem, sei das Marathon-Ziel ein Sieg, eine persönliche Bestzeit oder das bloße Durchkommen.

…und was gleich ist

"Man sollte das Ganze schon mit einem gewissen Spaß verfolgen, der aber auch ernst ist", braucht es für Mayer in der Vorbereitung einfach beide Aspekte.

Dass das Zeitpensum eines Hobbyläufers geringer ist, muss dabei keine Hürde sein: "An den Tagen, an denen man kann, trainieren – und das Training dann auch ernst nehmen. Immer im Auge behalten, welche Distanz das Ziel ist – und die auch im Training verfolgen", so der Marathon-Profi.

Denn: "Dann hat man schon alles richtig gemacht. Und in der Rennwoche einfach gelassen sein. Sich darauf freuen, weil man dafür gearbeitet hat."

So einfach kann es sein.

Langsam ist langsam, schnell ist schnell

Also – relativ einfach halt. Denn mit ein wenig Arbeit ist das Training immer verbunden. Für jeden, der ein Ziel erreichen will. Arbeit vor allem an den Schwächen.

"Das ist immer ein bisschen schwieriger und erfordert vor allem Mut, weil es nicht so viel Spaß macht. Aber du weißt ganz genau, dass die dich auch weiterbringen", ist die richtige Mentalität der Schlüssel für Mayer.

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Aber keine Sorge: Das heißt keineswegs, sich Trainingstag für Trainingstag treten zu müssen. "Mut zur Langsamkeit" lautet da ihr Motto.

"Das schnelle muss schnell sein und das langsame langsam. Denn die schnellen Läufe kannst du nur machen, wenn du fit bist. Und fit bist du nur, wenn die regenerativen Läufe sehr, sehr, sehr langsam sind", geht es im Training keineswegs immer um die Grenzgänge.

Mit einem Trainingspartner reden oder bei der Musik im Ohr mitsingen können – Läufe in diesem Bereich sind genauso wertvoll für die Fortschritte. Und da kommt es absolut nicht darauf an, ob der Kilometer-Schnitt vielleicht doch 15 Sekunden schneller als üblich sein könnte, nur weil man sich gut fühlt.

Wenn es dafür zur Sache geht, bei den Intervalltrainings – dann richtig.

Dann soll es halt wehtun

Und dann am Start: Gelassen bleiben.

"Das ist ganz, ganz wichtig, den Kopf so lange wie möglich freizuhalten, an die Schmerzen und all das gar nicht zu denken", sieht Mayer auch die mentale Herangehensweise als Schlüssel zum Durchhalten.

"Was ist das Ziel? Und bringt es mich weiter, wenn ich jetzt nicht laufen gehe? Wahrscheinlich eher nicht."

Über den Kampf gegen Wetter und sich selbst

"Erst, wenn es dann wirklich hart ist, die Schmerzen zuzulassen, sonst dauert es einfach viel zu lang. Einfach an die schönen Dinge denken, solange es geht."

Und über den berühmten Einbruch, der bei einem Marathon häufig irgendwann kommt? "Manchmal kommt er, manchmal nicht. Aber wenn er kommen sollte, dann einfach drüber gehen. Sich einfach denken, dass das in diesem Moment einfach das ist, was man meistern muss."

Nur die Harten kommen in den Ga... ins Ziel.

Schmerz ist eine Belohnung

Die gute Nachricht: Irgendwann ist es geschafft. Und danach darf kommen, was will. Schmerzen. Erschöpfung. Alles irgendwo eine Belohnung für eine geschaffte Leistung.

"Da gilt es dann, das Ganze einfach zuzulassen. Denn man hat etwas geschafft und das ist etwas Großartiges. Egal, wie schnell oder langsam man war", bleibt die Attitüde der Schlüssel.

Gönnen ist dann auch erlaubt: "Ein wenig Ruhe genießen und halt die eine oder andere Pizza oder Portion Spaghetti mehr essen."

Keine Wahl!

Und wer für diesen Vienna City Marathon zu spät dran war: Der nächste kommt. Die Vorbereitung kann schon heute beginnen.

Und muss dann auch konsequent bleiben. Im Sommer. Im Winter. Bei Hitze wie Kälte. Da kennt auch Mayer nichts.

"Ich kann es mir nicht aussuchen, wann ich laufe. Sicher ist es als Hobbyläufer vielleicht ein bisschen schwieriger, sich das einzureden. Aber es gibt eben keine Ausreden, man muss es trotzdem machen. Was ist das Ziel? Und bringt es mich weiter, wenn ich jetzt nicht laufen gehe? Wahrscheinlich eher nicht."

In diesem Sinne: Es ist ein guter Tag, um laufen zu gehen. Jeder Tag ist ein guter Tag, um laufen zu gehen.

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