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Stöger über Alaba-Kritik: "Das ist mir zu billig"

Teil 2 des Interviews mit Peter Stöger. Köln-Coach räumt mit Alaba-Kritik auf.

Stöger über Alaba-Kritik:

LAOLA1 trifft Peter Stöger in Bad Tatzmannsdorf beim Trainingslager des 1. FC Köln zum Interview. 

Der ehemalige ÖFB-Internationale äußert sich in diesem zweiten Teil des Gesprächs über jene Experten, die sich nun über die Leistungen des Nationalteams bei der Europameisterschaft echauffieren. Übertriebene Kritik an David Alabas Leistungen hält der Coach der "Geißböcke" für ungerechtfertigt. 

In Teil 1 spricht er über seinen Traumjob in Köln, warum er nicht als Erfinder von Jonas Hector gelten will und interessante Spieler in der österreichsichen Bundesliga.

 

LAOLA1: Sie sind neben Ralph Hasenhüttl einer von zwei österreichischen Trainern in der deutschen Bundesliga. Auch Adi Hütter hat es ins Ausland geschafft. Wem trauen Sie von Ihren Kollegen als nächstes den Sprung zu?

Stöger: Viele Österreicher haben das Zeug dafür. Wenn allerdings in unserer Zehner-Liga fünf ausländische Trainer arbeiten, dann wird die Gruppe jener einheimischen Coaches, die sich durchsetzen können, immer kleiner werden. Natürlich könnte ich nun sagen, dass ich mir mehr Österreicher auf den Betreuerbänken wünschen würde. Andererseits bin ich froh, dass ich als Ausländer in Deutschland die Chance bekomme. Also da widerspreche ich mir ein bisschen.


LAOLA1: Zuletzt waren bei Rapid oder auch vor einem Jahr bei der Austria kaum österreichische Trainernamen im Gespräch. Ist das schade?

Stöger: Darüber könnten wir lange diskutieren. Ich bin froh, dass ich es als Österreicher in Deutschland geschafft habe. Andererseits laufen in Deutschland wahrscheinlich auch hunderte Trainer herum, die die Qualität hätten, eine Bundesliga-Mannschaft zu trainieren. Es ist immer die Frage, wer gerade wohin passt. Natürlich brauchst du auch den Faktor Glück auf deiner Seite. Thorsten Fink und Mike Büskens haben Qualität. Darüber brauchen wir gar nicht zu diskutieren.

LAOLA1: Lassen Sie uns noch über die Europameisterschaft reden. Viele Fans und die Experten hat das Niveau generell enttäuscht. Sind Sie derselben Meinung?

Stöger: Ich gehöre nicht zu denen, die von außen erklären, wie schlecht alles war. Man hat gesehen, dass die vermeintlich Kleineren es den Großen mit einer guten Organisation und Spielidee richtig schwer machen können. Die Isländer, Waliser und Ungarn haben positiv überrascht. Auch Albanien konnte einen Sieg einfahren. Wenn die Qualität wirklich nicht gestimmt hat, dann vielleicht, weil die Top-Nationen nicht an ihr höchstes Leistungsniveau herangekommen sind. Aber ich glaube, man verkennt das ein bisschen. Für viele darf es vom Gefühl her einfach nicht sein, dass Island im Viertelfinale steht oder Portugal den EM-Titel holt.

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LAOLA1: Definitiv enttäuscht hat das österreichische Team. Was war der Grund dafür?

Stöger: Ich weiß es nicht. Aus der Distanz wäre es total unfair, das zu beurteilen. Ich habe schon vor der EURO gesagt, dass die hohe Erwartungshaltung für die Jungs ein Problem werden könnte. Viele von ihnen haben ihr erstes Turnier gespielt. Ich war auch bei einer WM dabei. Das ist kein Qualifikationsspiel, sondern man muss am Tag X seine Bestleistung abrufen können.

LAOLA1: Das ist scheinbar nicht jedem gelungen.

Stöger: Kleinigkeiten haben entschieden. Wenn Alabas Schuss gegen Ungarn reingeht, kommst du weiter. Selbst nachdem es nicht gut gelaufen ist, hatte man in der zweiten Hälfte gegen Island die Chance, weiterzukommen. Wenn das gelingt, kommst du vielleicht in einen Flow und es geht mehr. Auf diesem Level sind Sieg und Niederlage sehr knapp beisammen. Es wird auch in Zukunft bei Turnieren immer mehr kleinere Mannschaften geben, die punktuell überraschen. In der Bundesliga ist das aufgrund der nötigen Konstanz viel schwieriger.

"Wenn ich dann höre, er muss links hinten spielen, fällt es mir schwer, manche Leute für voll zu nehmen. Das ist mir zu billig."

Stöger über David Alaba

LAOLA1: Viele Fans haben sich von David Alaba mehr erwartet. Woran liegt es, dass er sein Leistungsvermögen nicht abrufen konnte?

Stöger: Die ganzen Experten haben das ja eh schon gesagt, oder nicht? Man hat sich daran gewöhnt, dass Alaba in der Nationalmannschaft überragend spielt. Das hat er diesmal leider nicht geschafft. Aber er war bei Gott nicht grottenschlecht, so wie das jetzt manchmal rüberkommt. Für österreichische Verhältnisse hat er durchschnittlich gespielt. Er machte Fehler, die er nie macht, andere aber andauernd. Natürlich leidet da die Mannschaft darunter, aber ihm den Schuh für den verpassten Aufstieg anzuziehen, ist wahnwitzig. Gegen Ungarn war er an drei guten Möglichkeiten beteiligt, auch im Portugal-Spiel war sein Freistoß unsere gefährlichste Chance. Er hat immer noch auf einem Level gespielt, der absolut okay war.

LAOLA1: Ist Alaba falsch eingesetzt worden?

Stöger: Darüber kann man diskutieren. Aber er hat Positionen gespielt, die er in der Nationalmannschaft teilweise schon ausgefüllt hat. Als linker Außenverteidiger hat er wahrscheinlich drei Länderspiele absolviert. Er spielt immer im Zentrum. Wenn ich dann höre, er muss links hinten spielen, fällt es mir schwer, manche Leute für voll zu nehmen. Das ist mir zu billig.

LAOLA1: Alaba hat gegen Island aber im Angriff gespielt. Dort wurde er davor nie eingesetzt.

Stöger: Ja, aber mit Junuzovic und Baumgartlinger rotiert er ja permanent im Zentrum. Natürlich kann man alles diskutierten, aber man sollte in der Bewertung auch nicht vergessen, dass zwei, drei Spieler zu einem ungünstigen Zeitpunkt verletzt waren. Auf so einem Level muss man topfit sein, das hat sich gezeigt. Die Jungs haben eine tolle Qualifikation gespielt. Nur weil die EURO schlecht gelaufen ist, braucht man nicht alles schlechtzureden. Dagegen wehre ich mich. In meiner Generation gibt es viele Spieler, die kein richtig gutes Turnier gespielt haben. Das sind zum Teil aber genau die, die jetzt kritisieren.

"In meiner Generation gibt es viele Spieler, die kein richtig gutes Turnier gespielt haben. Das sind zum Teil aber genau die, die jetzt kritisieren."

Stögers Kritik an den Alt-Internationalen

LAOLA1: Ist die Kritik also zum Teil unfair?

Stöger: Die Österreicher stehen zu ihrer Nationalmannschaft, sie sind extrem begeisterungsfähig, aber auch extrem kritisch. Deswegen polarisiert das Team auch so. Aber die Leute, die wirklich im Fußballgeschäft dabei sind, sollten schon besser beurteilen können, dass es nicht immer ganz so leicht ist. Manchmal muss auch das Momentum auf deiner Seite sein.

LAOLA1: Kommen wir zum Abschluss zu etwas komplett anderem. Einige TV-Journalisten in Deutschland meinten zuletzt, Sie hätten mit ihrem Auftritt bei Reinhold Beckmann dessen Show gerettet. Welche Sendung haben Sie eigentlich als angenehmer empfunden – Beckmann oder „Willkommen Österreich“ bei Stermann und Grissemann?

Stöger: (lacht) Ich habe beide Sendungen genossen. Stermann und Grisemman sind österreichischer Kult. Ich war richtig stolz über meine Einladung. Auch bei Beckmann hatten wir eine Gaudi. Ich bin richtig froh, dass ich diese Sendungen machen kann. Irgendwann möchte ich auch meine Audienz beim Kaiser antreten. Leider ist es sich zeitlich bisher nie ausgegangen.

LAOLA1: Das ist also das große Ziel Ihrer Karriere.

Stöger: Wenn ich dort bin und den Kaiserthron übernehme, dann kann ich aufhören (lacht).

Das Gespräch führte Jakob Faber

Hier geht's zum ersten Teil über seinen Traumjob in Köln und warum er nicht als Hector-Erfinder gelten will

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