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"Kann gleich gut oder besser sein"

Christoph Schößwendter über erste Ära bei Rapid, Peter Pacult und Vergleich mit Innenverteidigern:

In Teil eins des großen LAOLA1-Interviews blickt Christoph Schößwendter auf seine turbulente Zeit bei der Admira zurück.

>>> Hier geht es zum ersten Teil des Interviews <<<

Im zweiten Teil wagt er den Blick in die Zukunft, spricht über Angebote im Winter und stellt klar, warum er gleich gut oder sogar besser als die aktuellen Innenverteidiger bei Rapid sein kann:

LAOLA1: Im Sommer beginnt für dich bei Rapid Wien ein neues Kapitel. Schon im Winter gab es immer wieder Gerüchte über einen möglichen Transfer – bist du erleichtert, dass nun endlich Klarheit herrscht?

Schößwendter: Ich bin in erster Linie froh, einen Dreijahresvertrag bei so einem genialen Verein unterschrieben zu haben. Das ist eine unglaublich geile Sache, vor einem Jahr hätte ich nicht davon zu träumen gewagt. Da waren in meiner Karriere-Planung ganz andere Dinge vorgesehen. Es ist nicht so, dass es schon seit Wochen so dahingeht. Das mit Rapid hat sich in den letzten sieben bis zehn Tagen schnell entwickelt. Im Winter gab es diverse Gespräche, auch mit Rapid. Das waren aber eher lose Gespräche, nicht konkret über einen Wechsel oder konkrete Sachen. Am Samstag vor einer Woche hatte mein Manager das erste Treffen mit Rapid Wien, innerhalb von vier bis fünf Tagen ging es über die Bühne. Nach dem Gespräch mit Sportdirektor Andreas Müller hatte ich ein irrsinnig gutes Gefühl. Ihre Pläne, ihre Vorstellungen, wie sie mich einsetzen wollen, welchen Stellenwert ich gleich einnehmen soll, das hat mich überzeugt. Dann kam noch das Gespräch mit Zoran Barisic dazu, der mir das noch einmal bestätigt hat. Spätestens da war klar, dass ich nicht pokern oder abwarten will, was vielleicht noch für Angebote kommen, sondern es für mich nur Rapid werden kann.

LAOLA1: Im Winter gab es eine Phase, in der es täglich neue Gerüchte um dich gab. Sturm, Austria, Ausland – war irgendein Angebot dabei, dass dich gereizt hätte?

Schößwendter: Nein, sonst hätte ich es wahrscheinlich gemacht. Zwei Sachen waren sehr konkret, da waren finanzielle Dinge besprochen und eigentlich abgeklärt. Ich habe aber immer wieder betont, dass die Admira mittlerweile einen sehr hohen Stellenwert hatte bzw. hat. Dem Klub habe ich wirklich viel zu verdanken. Es hätte etwas kommen müssen, wo das Bauchgefühl passt und der Kopf sagt, das ist realistisch und nicht übertrieben. Das war einfach nicht dabei. Es waren Vereine, die über der Admira anzusiedeln sind, auch finanziell – aber es war nicht hundertprozentig das, was ich wollte. So leid es mir für die Admira tut, weil so keine Ablöse lukriert werden konnte. Ich habe mir gesagt, wenn ich nicht bei der Admira verlängere, muss es etwas Außergewöhnliches sein. Das ist eben erst jetzt mit Rapid passiert.


LAOLA1: Nun stellt sich die Frage nach dem Konkurrenzkampf bei Rapid. Hast du die Befürchtung, dir an der starken Konkurrenz die Zähne auszubeißen?

Schößwendter: Bei einem großen Verein gibt es ganz selten, dass du hinkommst, unangefochtener Stammspieler bist und so etwas wie ein Fixleiberl hast. Man sieht es heuer mit Sonnleitner, Dibon und Max Hofmann – die haben in dieser Saison alle ungefähr 20 Partien absolviert, weil sie sich abwechseln und rotiert wird. Bei so einem Klub ist es einfach schwer, das war mir bewusst. Vor allem das letzte Jahr gibt mir schon das Selbstvertrauen, dass ich mich sagen traue, mich durchsetzen zu können. Auf meiner Position gibt es bei Rapid Spieler mit brutaler Qualität – aber ich weiß, dass ich gleichgut oder sogar ein bisschen besser sein kann. Die Gespräche mit den Verantwortlichen haben mir gezeigt, dass ich einen hohen Stellenwert haben werde, den ich mir durch diese Saison erarbeitet habe. Natürlich wird mir nichts geschenkt, aber ich habe eine sehr realistische Chance auf Einsätze. Deswegen habe ich keine Angst davor. Im Gegenteil, der Konkurrenzkampf wird mich hoffentlich noch stärker machen. Wenn ich nach der Verletzung wieder so zurückkomme, wie ich es mir vorstelle, mache ich mir keine Sorgen, dass ich nicht spielen werde.

"Ohne es als Ausrede hernehmen zu wollen, mit dem damaligen Trainer Peter Pacult habe ich es nicht so leicht erwischt."

Über seine erste Ära bei Rapid

LAOLA1: Deine erste Ära in Hütteldorf in der Saison 2009/10 verlief nicht nach Wunsch. Für die Kampfmannschaft hast du kein Spiel absolviert, für die Amateure in der Regionalliga 20 Einsätze. Warum hat es damals nicht geklappt?

Schößwendter: Es hatte mehrere Gründe. Ich war damals gerade einmal eineinhalb Jahre in der Erste Liga bei Vöcklabruck, das war meine erste Profistation. Im Nachhinein gesehen war es ein besserer Regionalliga-Klub, von der Organisation, dem Rundherum und dem Training her. Rapid war dann also meine erste richtige Station als Profi, das war ein riesiger Sprung. Ich war damals 20 Jahre alt, zuvor nie in einer Akademie. Bis ich 17 war, habe ich bei meinem Heimatverein Saalfelden in der Landesliga gespielt. Solche Schemen und Intensitäten im Training kannte ich nicht. Das war in den ersten Monaten eine massive Umstellung, körperlich musste ich einiges aufholen. Dann haben zwei oder drei Faktoren zusammengespielt. Ohne es als Ausrede hernehmen zu wollen, mit dem damaligen Trainer Peter Pacult habe ich es nicht so leicht erwischt. In der Saison davor wurde Rapid Meister, hatte eine gute Truppe mit gestandenen Spielern, die schon viele Spiele für den Verein absolviert hatten. Natürlich hat der Trainer auf sie gebaut, weil er Erfolge mit ihnen gefeiert hatte. Im Nachhinein gesehen hätte es schon den einen oder anderen Zeitpunkt gegeben, wo es perfekt gewesen wäre, mir die Chance zu geben. Diese Möglichkeit habe ich nicht bekommen, in gewissen Situationen aber auch nicht verdient. Deswegen will ich das nicht als Ausrede gelten lassen. Die Umstellung war am Anfang ein riesiges Thema, auf dem Sprung zu den ersten Einsätzen hat mich eine kleine Verletzung zurückgeworfen und dann habe ich vergeblich auf meine Chance gewartet. Ich denke auch nicht, dass es zu früh war. Wenn ich zurückdenke war es ein sehr wichtiges Jahr, es hat mich menschlich stark verändert, seither betrachte ich viele Sachen anders.

LAOLA1: Spielt es bei deinem Wechsel insgeheim auch eine Rolle, dass du – allen voran dir selbst – beweisen willst, es bei einem großen Klub wie Rapid zu schaffen?

Schößwendter: Ganz ehrlich gesagt war das kein Thema. Seit ich denken kann, habe ich gewisse Sympathien für Rapid. Vielleicht auch, weil mein Vater in Österreich immer zu Rapid gehalten hat, dadurch war es bei mir ähnlich. Ich behaupte nicht, dass ich ein riesiger Fan war, Rapid war in Österreich aber schon damals das Größte – seien es die Fans oder die Erfolge. Deswegen hege ich Sympathien für den Verein. Dazu passiert viel, das neue Stadion wird eröffnet. Uns werden im Schnitt 25.000 Zuseher erwarten, das ist in Österreich einmalig. Es ist großartig, dabei sein zu können. Du spielst höchstwahrscheinlich um den Meistertitel, bist international vertreten – was kann es für mich mit 27 Jahren Besseres geben, als diesen Schritt zu machen?

"Junge Spieler werden relativ schnell größenwahnsinnig was das betrifft. Es reichen oft zwei bis drei Tore oder ein paar gute Spieler – glauben sie selbst oder deren Manager – um sofort dorthin oder dahin zu wechseln."

Über zu frühe Transfers

LAOLA1: Das Alter spielt heutzutage eine wichtige Rolle, Spieler wechseln immer früher den Verein. Du hast zwar behauptet, bei dir war es damals mit 20 Jahren nicht zu früh – denkst du dennoch, dass einige junge Spieler zu früh verheizt werden?

Schößwendter: Ich bekomme das oft mit, auch jetzt bei der Admira. Junge Spieler werden relativ schnell größenwahnsinnig, was das betrifft. Es reichen oft zwei bis drei Tore oder ein paar gute Spiele – glauben sie selbst oder deren Manager – , um sofort dorthin oder dahin zu wechseln. Seit einigen Jahren geht der Trend extrem in Richtung Ausland. Das ist gefährlich. Es gibt Beispiele, wo es aufgeht, aber noch viel mehr, wo es schiefgeht. Ich bin der Meinung, dass es vielleicht ab und zu besser ist, sich zwei bis drei Jahre irgendwo durchzusetzen, sich einen gewissen Stellenwert zu erarbeiten und dann den Sprung zu wagen. Dann ist man viel gefestigter. Ein Wechsel bringt viele Probleme mit sich: Neues Umfeld, neue Spieler, neuer Trainer, vielleicht eine neue Stadt oder sogar ein neues Land. Das ist alles nicht einfach. Oftmals wird das unterschätzt.

>>> Hier geht es zum ersten Teil des Interviews <<<

LAOLA1: Wenn du noch einmal die Chance hättest, würdest du irgendetwas anders machen?

Schößwendter: Darüber habe ich mir schon oft Gedanken gemacht, auch mit meinen Eltern gesprochen. Was wäre gewesen, wenn ich damals nicht zu Rapid gegangen wäre? Ich habe aber nichts von solchen Gedanken. Eigentlich bin ich froh, dass alles so passiert ist, sonst wäre ich an diesem Punkt nicht hier. Ich kann jetzt sagen, dass ich ein gestandener und vielleicht sogar auf meiner Position überdurchschnittlicher Bundesliga-Spieler bin. Das habe ich aufgrund der Erfahrungen in der Vergangenheit erreicht. Da gehört das Jahr bei Rapid, die Leihe in die Erste Liga zu Lustenau oder Altach und die Zeit bei der Admira dazu. Ich glaube, dass alles seine Gründe hat und alles für etwas gut ist. Ich bereue gar nichts und würde nichts anders machen.

 

Das Gespräch führte Matthias Nemetz

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