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"Dann hieß es: Foda sei ein Alleinherrscher"

Nach dem Verpassen des Europacups steht Franco Foda im LAOLA1-Talk spürbar unter Strom.

Während der Saison verweist Franco Foda gerne darauf, dass nach 36 Runden abgerechnet werde.

Für Sturm Graz fällt dieser Zahltag überschaubar erfreulich aus.

Zwölf Siege, zwölf Unentschieden, zwölf Niederlagen. Tordifferenz 40:40. Das ergibt 48 Punkte und Platz fünf, womit die Steirer in Bezug auf das Saison-Ziel der Qualifikation für den Europacup durchgefallen sind.

Oder wie es Lukas Spendlhofer auf den Punkt brachte: „Das brauchen wir nicht schön zu reden. Die Saison war einfach Durchschnitt, mit Höhen und Tiefen, und das ist zu wenig, wenn man international spielen will.“

„Vielleicht war der fünfte Platz in dieser Saison das Optimum“, überraschte Foda nach dem Austria-Spiel im LAOLA1-Talk. Ein Gespräch, in dem der 50-Jährige nicht nur spürbar unter Strom stand („Ich bin immer am oberen Limit!“), sondern auch gebetsmühlenartig angesprochene Problemfelder wiederholte und aufzeigte, was seiner Meinung nach besser werden muss.

LAOLA1: Wie enttäuschend ist die komplette Saison?

Franco Foda: Was heißt enttäuschend? Okay, als Fünfter haben wir unser Ziel knapp verfehlt. Aber man muss sehen: Wir haben im Winter Spieler abgegeben, wir hatten sehr, sehr viele Verletzungsprobleme. Was wir uns vorwerfen müssen: Wir waren in gewissen Spielen einfach nicht konstant, hatten innerhalb eines Spiels immer wieder gute und weniger gute Phasen. Wir haben viele Torchancen vorgefunden, die haben wir nicht genutzt. Am Ende fehlen dir dann die Punkte. Aber wir hatten so viele gute Spiele! In denen wir so viele Torchancen hatten! Das Spiel gegen die Austria war symptomatisch für die ganze Saison. Wir hätten gewinnen können, sogar mit einem Mann weniger.

LAOLA1: Diese Kaltschnäuzigkeit fehlte eben in der komplette Saison. Irgendwo war der Wurm drinnen, das kann man doch nicht verleugnen.

Foda: Man darf nicht vergessen, dass wir viele Junge haben. Donis Avdijaj ist 19, Bright Edomwoyi ist 21, Andreas Gruber ist 20, Sascha Horvath ist 19. Das sind junge Spieler, die müssen sich noch weiterentwickeln. Sie werden es lernen, dass sie in gewissen Situationen abgeklärter sind. Das ist einfach so. Den Unterschied hat man gegen die Austria, die erfahren ist, gemerkt. Sie hat mit den ersten beiden großen Chancen Tore erzielt. Aber ich bin trotzdem nach wie vor überzeugt, dass wir, wenn man jetzt personelle Kontinuität schafft, die Mannschaft einigermaßen zusammenhält, sich punktuell mit drei, vier Spielern, die auch Verantwortung übernehmen und in den entscheidenden Situationen im Spiel da sind, verstärkt, im nächsten Jahr auf jeden Fall besser dastehen.


LAOLA1: Auf welchen Positionen wünschen Sie sich besonders Verstärkungen?

Foda: Mit Deni Alar haben wir im Angriff schon eine getätigt. Er wird unseren Sturm besser machen. Dazu in den Mannschaftsbereichen Zentrum und Außenspieler. In der Innenverteidigung wissen wir noch nicht, was mit Anastasios Avlonitis ist. Also gibt es schon noch einige Dinge, die wir machen müssen.

LAOLA1: Wie sieht es mit den Spielern aus, deren Verträge auslaufen beziehungsweise jenen, auf die Sturm eine Option besitzt?

Foda: Es wurden Gespräche geführt. Wie weit diese fortgeschritten sind, müssen Sie Herrn Kreissl fragen.

LAOLA1: Auch für Sie persönlich war es keine leichte Saison. Erleichtert, dass sie zu Ende ist, oder hat das Ende Ihren Kampfgeist geweckt?

Foda: Ich habe bis zur letzten Sekunde alles investiert. Ich habe immer Kampfgeist. Ich bin von Natur aus ein Kämpfer. Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie etwas geschenkt bekommen, musste mir alles erarbeiten – als Spieler und als Trainer. Insofern war das auch bis heute der Fall. Wenn du Trainer bist, gibt es eben immer schwierige Phasen. Aber ich habe die Saison genauso empfunden wie viele davor. Die Arbeit hat trotzdem Spaß gemacht. Klar hatten wir einige Probleme. Aber die gehören einfach dazu. Das muss man als Trainer verarbeiten und wegstecken. Das ist kein Problem.

LAOLA1: Sie haben auch in diesem Gespräch wieder aufgezählt, wo Ihrer Meinung nach Problemfelder lagen: Viele Verletzte, Abgänge im Winter, junge Spieler. Fühlen Sie sich manchmal unverstanden, denn sie müssen das relativ oft sagen?

Foda: Ich sage das eigentlich nicht oft.

LAOLA1: Doch.

 

"Es sind auch keine Ausreden. Es gibt nur einen, der verantwortlich ist, und das ist der Trainer. Und ich übernehme immer die Verantwortung!"

Franco Foda

Foda: Dann müssen Sie das mal verfolgen, ich habe das ganz wenig gesagt. Ich sage es nur, wenn es angebracht ist. Es sind auch keine Ausreden. Es gibt nur einen, der verantwortlich ist, und das ist der Trainer. Und ich übernehme immer die Verantwortung! Ich habe mich noch nie aus der Verantwortung rausgezogen. Ich habe einfach nur die Dinge angesprochen, so wie ich sie empfunden und gesehen habe, und so wie ich es analysiere.

LAOLA1: Günter Kreissl hat nach dem Mattersburg-Spiel die Mannschaft deutlich in die Pflicht genommen. Sie stellen sich öffentlich immer vor die Mannschaft. Machen Sie es ihr manchmal zu leicht?

Foda: Der einzige, der die Mannschaft beurteilen kann, ist der Trainer. Der arbeitet tagtäglich mit der Mannschaft zusammen. Er weiß, was jeder Spieler in der Lage ist zu bringen, und was er nicht kann. Er kennt die Defizite. Er weiß, wie die Spieler ticken, wie sie psychisch drauf sind, welche Mentalität sie haben. Dementsprechend reagiert der Trainer. Also macht es zwischendurch auch keinen Sinn, auf die Mannschaft einzuschlagen, sondern das Gegenteil. Man muss schauen, was das Beste ist. Da muss man ein Gefühl entwickeln. Meine Umgangsweise ist einfach so. Ich denke trotz allem, dass wir bei der Austria gewinnen hätten können. Dann wären wir Vierter und hätten unser Ziel erreicht. Auf der anderen Seite: Vielleicht war der fünfte Platz in dieser Saison das Optimum. Klar wäre mehr drinnen gewesen. Das sagt aber jeder Trainer. Das sage nicht nur ich. Barisic sagt auch, es wäre mehr drinnen gewesen, Rapid hätte Meister werden können. Das sagt auch Thorsten Fink. Ich analysiere einfach: Was war gut, was war weniger gut? Was müssen wir besser machen? Das ist meine Aufgabe.

LAOLA1: Waren bei Sturm die Ansprüche zu hoch?

Foda: Ja, aber da haben wir auch selbst unseren Teil dazu beigetragen! Letzte Saison haben wir 58 Punkte geholt. Wie viele waren es in den beiden Saison davor? Da wurden ebenfalls nur 48 Punkte geholt. Im letzten Jahr haben wir mit Marco Djuricin einen Top-Stürmer abgegeben. Vielleicht wären wir mit ihm Dritter oder Zweiter geworden, es war relativ eng. Im letzten Sommer haben wir die Mannschaft einigermaßen gehalten…

LAOLA1: Und eine gute Transferzeit hingelegt…

Foda: Wir haben junge Spieler dazu geholt, wo wir gesagt haben, die müssen sich entwickeln. Aber ich bin halt auch jemand, der immer versucht das Optimum herauszuholen. Da muss man sich auch höhere Ziele stecken. Das haben wir getan. Aber wenn wir in Zukunft vorne mitspielen wollen, müssen wir einfach schauen, dass wir im Winter nicht immer wieder gute Spieler weggeben. Wenn das im Sommer passiert, ist das kein Problem! Dann hast du Zeit für Neuzugänge. Aber im Winter ist es schwierig, da ist der Markt zu. Da kriegst du nur gute Spieler, für die du Geld investieren musst, so wie uns auch gute Spieler weggekauft werden. Es gibt viele Dinge, die wir in Zukunft besser machen müssen und auch werden.

"Ich glaube einfach, wir müssen transparent sein. Wir müssen sagen, wie unsere Situation innerhalb des Vereins ist. Das müssen wir nach außen transportieren. Klar, offen, ehrlich."

Franco Foda

LAOLA1: Unterm Strich war in dieser Saison bei Sturm viel Unruhe drinnen. Was macht Sie zuversichtlich, dass man für kommende Saison wieder Ruhe reinbringt? Bei Sturm muss wohl unter allen Beteiligten eine Deeskalation her.

Foda: Ich glaube einfach, wir müssen transparent sein. Wir müssen sagen, wie unsere Situation innerhalb des Vereins ist. Das müssen wir nach außen transportieren. Klar, offen, ehrlich.

LAOLA1: Sie können jetzt damit anfangen.

Foda: Das ist ja nicht meine Aufgabe. Ich bin Trainer. Vor Jahren hatte ich die Doppelfunktion, da konnte ich mich dazu äußern und habe das auch getan. Dann hieß es überall: Der Foda sei ein Alleinherrscher! Was aber nicht stimmte! Es war einfach meine Aufgabe, dementsprechend habe ich sie auch ausgefüllt. Jetzt bin ich Trainer und gebe alles. Immer 100 Prozent. Ich bin immer am oberen Limit! Ob das jetzt genug war, müssen andere entscheiden.

LAOLA1: Gehen Sie fix davon aus, dass sie in der 1. Runde der neuen Saison auf der Trainerbank von Sturm sitzen werden?

Foda: Ich habe auf jeden Fall Vertrag bis 2017. Sie wissen doch, wie das Fußball-Geschäft funktioniert.

LAOLA1: Sie könnten auch proaktiv den Verein verlassen.

Foda: Ich habe gerade gesagt, dass ich einen Vertrag bis 2017 habe.

Das Gespräch führte Peter Altmann


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