news

Kofler: "Es ist noch nicht vorbei"

In die Versenkung und wieder zurück. Andreas Kofler startet neu durch, Überraschungen inklusive:

Kofler:

Auf den Tag genau vor vier Jahren, am 15. Dezember 2012, feierte Andreas Kofler in Engelberg seinen bisher letzten Weltcup-Sieg.

Seither hat der Tiroler wie in seiner gesamten Skisprung-Karriere viele Höhen und Tiefen durchlebt. "Es geht auf und ab, das ist im Sport nunmal so – zumindest bei mir", sagt Kofler.

Der mittlerweile 32-Jährige, der 2002 sein Weltcup-Debüt gab, feierte mit den "Superadlern" über viele Jahre große Erfolge und ließ sich auch von schweren Stürzen nicht aus der Ruhe bringen. Der mehrfache Weltmeister, Team-Olympiasieger und Vierschanzentournee-Sieger kämpfte sich nach Formtiefs immer wieder zurück an die Weltspitze.

In den beiden vergangenen Wintern erlebte Kofler jedoch wahre Seuchen-Saisonen, in denen er stets hinterher sprang. Im letzten Jahr flog er zwischenzeitlich sogar aus der Weltcup-Mannschaft und legte eine Pause ein, die aber auch nicht den gewünschten Erfolg brachte.

Von der Konkurrenz überholt

Kofler beendete die Saison mit gerade einmal 62 Zählern auf Rang 38. So wenig Punkte hatte er in seiner Karriere am Ende einer Saison noch nie auf dem Konto.

"Andere Nationen haben besser gearbeitet als wir und sind technisch weiter."

Den Grund für das schlechte Abschneiden glaubt der einstige "Superadler" mittlerweile zu kennen. „Ich habe während der Saison gemerkt, dass mir der technische Part abgeht. In dieser Hinsicht hat sich durch die Materialänderungen seitens der FIS einiges weiterentwickelt. Andere Nationen haben besser gearbeitet als wir und sind technisch weiter, da mussten wir nachziehen.“

Bei den komplexen Abläufen im Skispringen keine einfache Aufgabe. „Das ist ein schwieriger Prozess, weil man die Abläufe durch die vielen Sprünge eingeschliffen hat. Das dann aufzubrechen, ist mit viel Arbeit und Geduld verbunden. Eine eingelernte Bewegung lässt sich so schnell nicht ändern“, erklärt Kofler, der als großer Tüftler bekannt ist, gegenüber LAOLA1.

Neustart

In der Vorbereitung auf diese Saison hat der Tiroler deshalb einmal mehr den Reset-Knopf gedrückt und einen Neustart gewagt.

„Wenn man nicht gewinnt, muss man neue Wege gehen“, erklärt der Routinier im „AVIA-Talk“. „Man kann schon sagen, dass ich von vorne angefangen habe.“ Kofler hat versucht, seine Technik neu aufzubauen und neue Reize zu setzen.

„Ich habe mein Training umgestellt und mit der zweiten Trainingsgruppe, also den Nachwuchsspringern, trainiert“, erzählt Kofler, der darin eine Win-win-Situation für sich und seine jungen Kollegen sieht.

„Wir waren sechs Leute in der Trainingsgruppe von Florian Liegl und haben viel gemeinsam gemacht, was ein Riesenunterschied zu den letzten Jahren war. Es ist wieder frischer Wind drin, die Jungen haben einen lässigen Zugang zum Skispringen. Sie sind unbeschwert und hungrig.“

"Innerlich habe ich das Gefühl, dass es noch nicht vorbei ist. Ich habe damit noch nicht abgeschlossen."

Diese Unbeschwertheit scheint sich der 32-Jährige, der es in der Vergangenheit oft mit der berühmten Brechstange versuchte, abgeschaut zu haben. Sein Motto für diesen Winter: „Schauen wir, wie weit ich komme.“ Der Auftakt in die WM-Saison ist mit den Plätzen 8, 6, 8, 19 und 13 jedenfalls schon gelungen. „Hartnäckigkeit zahlt sich eben aus“, weiß Kofler.

„Die Jungen haben mich motiviert“, gibt er zu. Was ihm sonst noch Auftrieb verleiht? „Eigentlich ist es ganz einfach: Ich lebe für den Sport, ich habe mein Herzblut dabei. Das habe ich mein ganzes Leben lang gemacht.“

Das ist auch der Grund, warum der Tiroler nach den vielen Rückschlägen und harten Zeiten seine Sprungski noch nicht in die Ecke gestellt hat. „Innerlich habe ich das Gefühl, dass es noch nicht vorbei ist. Ich habe damit noch nicht abgeschlossen“, stellt Kofler klar. Nachsatz: „Und es macht mir Spaß. Natürlich einmal mehr und einmal weniger, aber das Tun ist das Schöne.“

Das Ziel ist erreicht

Dass er derzeit Freude am Skispringen hat, merkt man dem Polizisten an. Gemeinsam mit Stefan Kraft und Manuel Fettner führt er das ÖSV-Team in der bisherigen Saison an.

„Mein Ziel war, es wieder in die Mannschaft zu schaffen und das habe ich geschafft. Mein Fokus liegt jetzt auf der Vierschanzentournee und der WM in Finnland (Februar 2017, Anm.)“, stellt Kofler klar.

Bei den bevorstehenden Highlights traut er sich und seinen Teamkollegen einiges zu, auch wenn die einstigen "Superadler" im Vergleich zu den anderen Nationen in den letzten Jahren Federn lassen mussten.

Kofler kündigt Überraschung an

„Die anderen Nationen schlafen nicht, die haben in den vergangenen Jahren richtig Gas gegeben. Da haben wir uns in Österreich schwer getan, aber wir sind auf einem guten Weg und können schön langsam mithalten“, sieht Kofler sich und seine ÖSV-Kollegen auf einem gutem Weg.

„Wir sind sehr gut aufgestellt, die Jungen haben gut Anschluss gefunden. Wir werden in dieser Saison auf jeden Fall Überraschungen erleben.“

Womöglich sorgt auch Andreas Kofler für eine. Vielleicht schon in Engelberg, wo er auf den Tag genau vor vier Jahren zuletzt über einen Sieg jubelte.

Kommentare