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Kriechmayr gewinnt WM-Silber im Super-G

Oberösterreicher jubelt über Super-G-Medaille. Mayer scheitert mit Gold vor Augen:

Kriechmayr gewinnt WM-Silber im Super-G Foto: © getty

Zweiter WM-Bewerb in Aare, erste Medaille für Österreich! Vincent Kriechmayr jubelt über Silber im Super-G.

Der 27-jährige Oberösterreicher muss sich nur Dominik Paris (ITA) um 0,09 Sekunden geschlagen geben. Für Paris ist es der erste WM-Titel seiner Karriere. Kriechmayr teilt sich Rang zwei mit dem 38-jährigen Johan Clarey (FRA).

Super-G-Olympiasieger Matthias Mayer ist bis zur 2. Zwischenzeit auf Goldkurs, springt dann aber mit Bestzeit an einem Tor vorbei. Auch Hannes Reichelt scheidet aus.

Daniel Danklmaier beendet seine WM-Premiere 1,08 Sekunden hinter Weltmeister Paris, aber noch unmittelbar vor Kjetil Jansrud (NOR/+1,18) auf dem 20. Rang.

Der 25-Jährige aus dem steirischen Ennstal wirkt im Ziel verärgert und meint nach Fehlern: "Vielleicht wollte ich zuviel!"

Ergebnis des WM-Super-G>>>

Medaillenspiegel>>>

Kriechmayr oben und unten schnell

Kriechmayr war im oberen Abschnitt bei Temperaturen um -15 Grad Celsius schneller als Paris, im Mittelteil ließ der Führende der Weltcup-Disziplinwertung jedoch Federn.

Unten machte der Mühlviertler noch viel Zeit gut, so fehlten am Ende nur neun Hundertstelsekunden auf Gold. "Ich bin sehr zufrieden mit dem Resultat, aber es war wirklich ein sehr schwieriges Rennen heute", meinte der 27-Jährige.

Es wurmte ihn, "dass ich den Mittelteil nicht gut gefahren bin", sagte Kriechmayr. "Aber heute musste man riskieren, die Sicht war nicht leicht. Es ist wirklich sehr dunkel. Da ist doch viel Gelände drinnen, und wenn man nichts sieht, macht es das nicht leichter."

Aare ein guter Boden für Südtiroler

Paris fehlten ein bisschen die Worte, wie er im Interview meinte. "Ein großartiger Tag", brachte er dann doch heraus. "Ich habe einige Fehler gemacht. Dann habe ich mir gedacht, es geht noch besser. Unglaublich! Man lernt von kleinauf, die Ski müssen talwärts gehen. Ich habe probiert, die Geschwindigkeit so gut wie es geht mitzunehmen."

Aare zeigte sich wieder als ein guter Boden für Südtiroler Speed-Fahrer. 2007 holte Patrick Staudacher Super-G-Gold, zwölf Jahre später folgte ihm Paris.

Für den 29-Jährigen war es der erste WM-Titel, von den Titelkämpfen 2013 in Schladming hat der leidenschaftliche Heavy-Metal-Musiker bereits eine Silberne von der Abfahrt zu Hause. Bei Olympischen Spielen ging er jeweils leer aus.

Für Kriechmayr war es in seiner sportlichen Biografie die erste Medaille bei Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen, für die ÖSV-Herren im Super-G bereits Nummer 14. Die Disziplin gab es bei den Titelkämpfen erstmals 1987 in Crans Montana.

Mayer scheitert auf Goldkurs

Als 20. war Daniel Danklmaier zweitbester Österreicher, Super-G-Olympiasieger Matthias Mayer und Hannes Reichelt schieden beide aus.

Mayer segelte - mit sehr guter Zwischenzeit - nach dem Russi-Sprung an einem blauen Richtungstor vorbei. Das Rennen von Reichelt endete im Mittelteil an der gleichen Stelle wie jenes des Schweizer Mitfavoriten Mauro Caviezel, die beide ein Tor verpassten.

Danklmaier beklagte nachher einen Linienfehler. "Ich habe mir das schon angeschaut, bin aber trotzdem zu aggressiv gefahren und war dann zu gerade. Aber ich bin stolz, dass ich dabei war. Und du nimmst Erfahrung mit. Es war trotzdem ein geiles Rennen", betonte der Steirer.

"Es zipft mich brutal an", sagte Mayer. "Es war extrem schade, ich habe einen guten Speed gehabt. Ich hab das Tor aber ein bisschen direkt angeschaut bewusst." Reichelt meinte enttäuscht: "Ich Nachhinein würde ich sagen, ein bisschen dumm. Ich habe schon gewusst, dass da die Welle ist, aber ich habe sie nicht wirklich gesehen. Die hat mich brutal aufgenommen."

Pleite für Norwegen

Auf dem von ihrem Trainer Reto Nydegger tückisch gesetzten Kurs erlitten die Norweger, im Weltcup die dominierende Super-G-Nation der vergangenen Jahre, eine Niederlage.

Aksel Lund Svindal stellte schon im Mittelteil einmal quer und belegte in seinem vorletzten Rennen 16., Kjetil Jansrud mit einer fehlerreichen Fahrt und Aleksander Aamodt Kilde landeten auf den Plätzen 22 beziehungsweise 24. Bester wurde Adrian Smiseth Sejersted auf Rang acht.

Svindal: 90 Prozent zu wenig

"Es war schon ein schwieriges Rennen. Es war sehr dunkel, mit den ganzen Wellen war es sehr schwierig", meinte der 36-jährige Svindal.

"Ich habe einen guten Plan gehabt. Aber ich bin ich nicht gut genug gefahren, ich habe auch nicht genug Risiko genommen. Wenn man die Passagen 90 Prozent fährt, fehlt dir viel Zeit. Ich habe zu viel beobachtet, wie viele ausgefallen sind, dann habe ich zu wenig Risiko genommen."

Clarey mit Altersrekord

Mit 38 Jahren und 29 Tagen knackte Clarey den Altersrekord bei WM-Medaillengewinnern. Bisher hielt diesen Patrick Järbyn, der 2007 in Aare im Teambewerb mit Schweden Silber gewann.

"Das ist eine wirklich große Überraschung für mich. Ich kann das noch gar nicht realisieren", sagte der Franzose. "Am Anfang der Saison habe ich mich in der Abfahrt sehr gut gefühlt, jetzt läuft es im Super-G. Ich habe gar nicht gewusst, dass ich der älteste Medaillengewinner bin, aber das ist völlig ok für mich."

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Stimmen:

Vincent Kriechmayr: "Im Mittelteil habe ich mich reingelehnt und die Höhe verloren. Es war schwierig, man hat nix gesehen. Ich hoffe, es bleibt so, dann bin ich zufrieden. Oben gut gefahren, unten gut gefahren - nur im Mittelteil hatte ich Probleme. Ich bin schon zufrieden, wenn es so bleiben wird. Es ist wirklich sehr dunkel - es ist sehr viel Gelände drin, wenn man nichts sieht, macht es das auf keinen Fall leichter. Wie ich gesehen habe, das die Sonne rauskommt, habe ich schon geschwitzt. Aber es ist keine fehlerfrei runtergekommen. Ich freue mich irrsinnig über die Medaille. Aber mich wurmt es auch noch, dass ich im Mittelteil nicht gut gefahren bin. Der Domi hat das sehr gut gemacht und hat verdient gewonnen. Ich weiß, dass ich gut und schnell skifahren kann - da passieren immer wieder Fehler. Heute war die Sicht schwierig, da passueren Fehler. Keiner ist fehlerfrei runtergekommen."

Dominik Paris: "Ich musste warten bis nach 30. Nach 20 hat es ein bisserl Sonne gegeben - da habe ich gesagt: Jetzt ist es vorbei. Eigentlich war die Vorhersage, dass bei den frühen Nummern noch sonnig ist. Es ist dann anders gekommen. Und ich musste warten. Ich hab den Beat gesehen und gesehen, dass er brutale Probleme hatte. Eine Weltmeisterschaft heißt einfach nur Vollgas - das ist mir von oben bis unten gut gelungen. Ich habe schon gemerkt, dass ich unten den Fehler hatte und Geschwindigkeit verloren habe."

Johan Clarey: "Ganz ehrlich, das ist eine große Überraschung für mich. Ich war wirklich überrascht, als ich den Zweier gesehen habe. Anfang der Saison habe ich mich in der Abfahrt besser gefühlt, aber jetzt bin ich im Super-G besser in Schwung gekommen. Jetzt war dann schon etwas Druck da, alle haben auf mich gewartet. Dass ich der älteste Medaillengewinner bin, habe ich nicht gewusst. Aber das ist okay für mich."

Matthias Mayer: "Ich bin ein bisserl zu direkt reingefahren. Ich habe im Fernsehen gesehen, dass die alle zu rund waren. Ich wollte es direkter fahren, aber dann war ich am Tor vorbei. Es war schwierig von der Sicht, aber es war fair, es hatten alle die gleiche Sicht. Von daher war es okay. Ich kenne das leider schon, dass ich im Super-G mit einer schnellen Zeit am Tor vorbei bin. Das ist immer lästig. Es zipft mich brutal an. Der Speed war da, das Material hat gepasst - aber leider ausgeschieden."

Hannes Reichelt: "In der Traverse bin ich zu tief geworden, habe dann in der Welle zu viel Druck. Danach wollte ich alles riskieren. Wenn es aufgeht, geht es auf - wenn nicht, dann nicht. Der Ausfall war die Folgeerscheinung von oben. Die Wellen habe ich bei der Sicht nicht gesehen. Aber es war für die Top-Fahrer sehr gleich. Paris ist das wirklich stark gefahren - auch der Vinc und der Johann. Die haben sich das verdient."

Daniel Danklmaier: "Es war mehr Freude und Spaß. Aber im Ziel war schon Ärger über die zwei Sch...-Fehler. Es zipft mich an - vielleicht wollte ich zu viel. Das Skifahren passt, der Speed war da - aber die zwei Fehler waren einfach deppat. Ich habe mir das eh angeschaut und gedacht, zieh ihn später an. Aber dann habe ich doch zu früh angezogen und war einfach zu gerade - ein Scheiß!"

ÖSV-Sportdirekor Hans Pum: "Wir sind alle sehr froh und glücklich. Es ist immer das Ziel: Einer am Stockerl. Das ist gar nicht leicht bei dieser Dichte. Es wird am Limit gefahren. Wenn man da mit dabei ist, dann muss man sagen: Gottseindank und gute Leistung. Vincent war nicht zufrieden, als er den knappen Zeitrückstand gesehen hat. Er hatte zwei, drei Fehler - wenn man so knapp hinten ist, dann ärgert man sich. Aber man muss zufrieden sein, denn es hat sich ja die Sicht deutlich geändert. Es wäre beinahe ein neues Rennen geworden. Zwei sind leider ausgeschieden. Matthias (Mayer) war bei der zweiten Zwischenzeit vorne - und unten war Dominik nicht so stark. Wenn Matthias das normal runterfährt, dann wäre viel möglich gewesen."

Die bisherigen ÖSV-Medaillen in WM-Super-G:

Medaille WM Läufer
GOLD 1991 Saalbach: Stephan Eberharter
1999 Vail: Hermann Maier
2003 St. Moritz: Stephan Eberharter
2015 Beaver Creek: Hannes Reichelt
SILBER 2001 St. Anton Stephan Eberharter
2003 St. Moritz: Hermann Maier
2005 Bormio: Michael Walchhofer
2007 Aare: Fritz Strobl
2011 Garmisch: Hannes Reichelt
2019 Aare: Vincent Kriechmayr
BRONZE 1997 Sestriere: Günther Mader
1999 Vail: Hans Knauß
2001 St. Anton: Hermann Maier
2005 Bormio: Benjamin Raich

Statistik - alle Weltmeister und die Rekord-Nationen>>>

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