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Sölden-Sieger Braathen: "Nicht hier für 5. Plätze"

Lucas Braathen mit Überraschungssieg in Sölden. Ursprünglich sollte er Fußballer werden.

Sölden-Sieger Braathen: Foto: © getty

Lucas Pinheiro Braathen - dieser klingende Name gehört seit Sonntag zur Riege jener Läufer, die sich Weltcup-Sieger nennen dürfen.

Der 20-jährige Norweger feiert beim Saison-Auftakt in Sölden einen Überraschungssieg im Riesentorlauf - sein erster Erfolg im Weltcup. 

"Es ist ein ganz guter Tag", grinst Braaten beim Siegerinterview im ORF. "Unglaublich! Ich wusste, dass das Podium in Reichweite ist. Mein technisches Skifahren hat sich im letzten Jahr verbessert. Ich habe hier im vergangenen Jahr in beiden Läufen im unteren Teil Zeit verloren, diesmal war es besser. Der 5. Platz zur Halbzeit war schon gut - aber ich bin hier für Podestplätze, nicht für 5. Plätze", hat Braathen hohe Ambitionen. 

Braathen, ein Österreich-Spezialist?

Einigen Skifans wird Braathen bereits ein Begriff sein. In der vergangenen Saison sorgte er mit seiner Halbzeitführung im Slalom in Kitzbühel erstmals für Aufsehen, am Ende reichte es "nur" zu Rang vier am Ganslernhang.

"Die Jagd nach dem ersten Podium ist noch nicht vorbei", kündigte Braathen damals in Kitzbühel an. Nun stieg er in Sölden erstmals im Weltcup aufs Treppchen und dann gleich aufs oberste. 

Warum es in Österreich immer läuft? "Ich würde ja gerne sagen: Es sind die Zuschauer. Aber es sind keine hier", scherzt Braaten. "Vielleicht ist es die Atmosphäre. Ich trainiere seit meiner Jugend viel in Österreich", erzählt der Norweger.

Der Brasilianer in Braathen

Wie der Name Lucas Pinheiro Braathen schon verrät, ist er der Sohn eines Norwegers und einer Brasilianerin. Geboren im Jahr 2000, feierte er am 14. April seinen 20. Geburtstag.

"Eigentlich hätte ich Fußballer werden sollen" verrät Braathen der "L'Equipe" im Jänner in Kitzbühel. Irgendwie naheliegend, wenn die Mutter aus Brasilien, der Wiege des Fußballs, stammt. 

Mit dem Skifahren hat Braathen im Alter zwischen drei und vier Jahren begonnen. Lange Zeit war es nur ein Hobby, vergleichsweise spät, mit neun Jahren, wurde die Rennfahrer-Karriere in Angriff genommen. 

Braathens Zehn-Jahres-Plan

Braathen besuchte das renommierte Ski-Gymnasium in Oslo. Als 16-Jähriger bestritt er 2016 sein erstes FIS-Rennen, aufgrund der guten Ergebnisse stieg er bereits ein Jahr später in den Europacup auf. Die rasante Entwicklung setzte sich fort: Am 8. Dezember 2018 feierte er im Riesentorlauf in Val d'Isere sein Weltcup-Debüt, bei dem er mit Startnummer 60 als 26. auf Anhieb in die Punkte fuhr. Wenige Tage später folgte sein erster Sieg im Europacup. 

Bei der Junioren-Weltmeisterschaft 2019 in Fassatal holte Braathen die Silbermedaille im Super-G und Bronze in der Kombination. Mit insgesamt drei Siegen und drei weiteren Podestplätzen entschied er in der Saison 2018/19 die Riesenslalom-Wertung des Europacups für sich. Sein Debüt im Weltcup feierte Braathen im Dezember 2018 im RTL von Val d'Isere. 

Ein Zehn-Jahres-Plan, der aufgestellt wurde, als Braathen zehn Jahr alt war, sah vor, dass er im Jahr 2020 an der Weltspitze steht. Dieser näherte er sich in der vergangenen Saison mit den Plätzen 6 (Sölden/RTL), 8 (Alta Badia/RTL), 5 (Alta Badia/PGS), 6 (Zagreb/Slalom) und 4 in Kitzbühel an. Mit dem Sieg in Sölden ist er endgültig an der Spitze angekommen. 

Braathen als zukünftiger Gesamtweltcup-Sieger?

Der 20-Jährige gilt als eines der größten Talente in Norwegen und ist Hoffnungsträger für die Zukunft, auch in Sachen Gesamtweltcup-Sieg. 

"Er hat einen fantastischen Zugang zum Sport. Er denkt nicht über das Ergebnis nach, sondern konzentriert sich nur auf das Skifahren", erklärte Norwegens Alpinchef Claus Ryste.

Cheftrainer Steve Skavik, der Braathen schon im Ski-Gymnasium in Oslo betreute, prophezeit: "Er hat die Möglichkeit, ein richtig guter Läufer zu werden." Laut Skavik hätte der 20-Jährige durchaus das Zeug zu einem Allrounder, weil er "auch gut Speed fahren kann, aber ich glaube, er geht mehr in Richtung RTL und Slalom". 

Eines seiner Ziele für diese Saison - aufs Podium zu fahren - hat Braathen gleich im ersten Rennen erreicht. "Mein Ziel sind konsequente Podiums. Geht das nicht, dann wenigstens Plätze in den Top Fünf", sagt der ehrgeizige Norsker. "Top-Plätze waren mein Ziel für die kommende Saison. Dann aber gleich ein Sieg im ersten Rennen, das ist unglaublich. Aber ich muss geduldig bleiben, auch wenn ich ungeduldig bin."

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