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Strolz: "Dagegen ist meine Ausfall-Serie Kindergeburtstag"

6 Ausfälle in 8 Rennen kosten ihn das WM-Ticket im Slalom, doch Johannes Strolz schmeißt trotz Pleiten-Saison die Nerven nicht weg. Er spricht sogar von Luxus.

Strolz: Foto: © GEPA

Es ist noch gar nicht so lange her, da stand Johannes Strolz kurz davor, alles hinzuschmeißen und seine Karriere zu beenden.

Im Sommer 2021 wurde der Vorarlberger aus dem ÖSV-Kader geschmissen, gut ein halbes Jahr später war er Doppel-Olympiasieger.

Strolz schrieb im vergangenen Winter DAS Ski-Märchen schlechthin. In dieser Saison nahm seine Geschichte wieder eine drastische Wendung.

In seiner Spezial-Disziplin, dem Slalom, hat der 30-Jährige eine Serie an Ausfällen hingelegt. In acht Slaloms trat er diesen Winter an, in sechs davon schied er aus. Noch nicht einmal ein Top-Ten-Platz war ihm bisher vergönnt.

So schnell wie momentan die Einfädler passieren, so schnell dreht sich auch das Gedanken-Karussell im Kopf. Der Druck steigt mit jedem Ausfall.

Genau in dieser Situation helfen Strolz die Erfahrungen von vor eineinhalb Jahren, als seine Ski-Karriere auf der Kippe stand.

"Damals habe ich in diesem Sport wirklich ums Überleben gekämpft. Das ist nochmal eine ganze andere Kategorie an Druck gewesen. Da hätte es sein können, dass jedes Rennen mein letztes ist", denkt Strolz zurück und sagt demütig: "Jetzt kann ich den Luxus genießen und die ganzen Herausforderungen als Olympiasieger bestreiten."

"Wenn das der Höhepunkt meiner Karriere bleibt mit dem Sieg in Adelboden und den Olympiamedaillen, dann bin ich dafür genauso dankbar."

Bei den Spielen in Peking holte Strolz 2022 Gold in der Kombination und im Teambewerb, dazu Silber im Slalom. Wenige Wochen davor feierte er im Slalom in Adelboden völlig überraschend seinen ersten und bisher einzigen Weltcup-Sieg.

Strolz: "Natürlich würde ich die Geschichte gerne weiterschreiben"

"Natürlich würde ich die Geschichte gerne noch weiterschreiben und im besten Fall so erfolgreich wie möglich", sagt Strolz, "aber wenn das der Höhepunkt meiner Karriere bleibt mit dem Sieg in Adelboden und den Olympiamedaillen, dann bin ich dafür genauso dankbar."

Johannes Strolz hat bei all dem Erfolg nicht vergessen, wo er hergekommen ist und wie hart er sich diesen erarbeitet hat. Und das Siege im Sport nicht alles sind.

"Wenn ich an die vielen Verletzten im ÖSV-Team denke, dann muss ich eh gleich wieder mal zufrieden sein. Was die durchmachen müssen und wie viele Rückschläge die erlitten haben – dagegen ist meine Ausfall-Serie ein Kindergeburtstag", sagt Strolz. Er selbst ist von gröberen Verletzungen in seiner Karriere verschont geblieben.

Dennoch will sich Strolz mit der aktuellen Situation nicht so leicht abfinden und den Fluch der Ausfälle so schnell wie möglich abschütteln. 

"In so einer Situation besteht natürlich die Gefahr, dass man an Schrauben dreht, die eigentlich eh sitzen. Die Kunst ist, da jetzt ruhig zu bleiben. Es ist für mich schon ein bisschen mühselig, wenn ich immer wieder in Interviews sagen muss, dass alles oder vieles passt. Aber im Endeffekt ist es so: Ich fahre gut Ski, das andere muss ich mir zurückerarbeiten."

Ein einziges Aha-Erlebnis könnte schon reichen, um der Geschichte wieder ein positives Kapitel hinzuzufügen.

Strolz muss beim WM-Slalom wohl zuschauen

Die nächste Chance dazu bietet sich Strolz bei der WM in Courchevel/Meribel, voraussichtlich aber nur in der Kombination am Dienstag (ab 11 Uhr im LIVE-Ticker).

"Es wird wahrscheinlich sein einziger Auftritt sein", sagt ÖSV-Cheftrainer Marko Pfeifer am Sonntag in Meribel über den Olympiasieger. "Im Prinzip ist er momentan im Slalom nicht das Thema. So klar muss man es sagen."

Die vier ÖSV-Startplätze im Slalom, dem finalen Bewerb bei der WM am 19. Februar, werden wohl an Manuel Feller, Marco Schwarz, Fabio Gstrein und Adrian Pertl gehen. Für den Team-Bewerb wäre Strolz eventuell noch eine Option. "Aber da müssen wir schauen, was vorher passiert", sagt Pfeifer.

Und im Ski-Sport kann ja schnell einmal was passieren, das weiß kaum einer so gut wie Johannes Strolz.

"Ich glaube, dass es sehr schnell gehen kann. Ich war letzte Saison im Niemandsland und habe dann Adelboden gewonnen. Den Rest der Saison ist es dann einfach leicht von der Hand gegangen. Beim Skifahren braucht es diese gewisse Leichtigkeit. Wichtig ist nur, dass man es nicht versucht zu erzwingen, denn das hat noch nie funktioniert..."


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