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Das ÖSV-Dilemma im RTL zieht sich schon über Jahre

Österreichs Technik-Frauen fahren auch im WM-Riesentorlauf deutlich hinterher. Alpin-Chef Herbert Mandl analysiert das Problem.

Das ÖSV-Dilemma im RTL zieht sich schon über Jahre Foto: © GEPA

Nach den unverhofft guten Leistungen der ÖSV-Frauen in der ersten WM-Woche mit drei Medaillen war die Hoffnung groß, dass auch die Technikerinnen überraschen können.

Die positive Überraschung blieb jedoch aus. Franziska Gritsch rettete die ÖSV-Ehre im Riesentorlauf mit Platz zwölf, Katharina Liensberger belegte den 24. Platz. Julia Scheib und Ricarda Haaser schieden aus. Ergebnis des WM-RTL >>>

"Das ist die Situation, die wir im Riesentorlauf momentan haben", zieht ÖSV-Alpinchef Herbert Mandl nach dem Rennen eine ernüchternde, aber realistische Bilanz. 

Die WM – ein Abbild des bisherigen Winters und in Wahrheit auch der vergangenen Jahre, in denen eine in guter Form fahrende Katharina Liensberger aber einiges überdeckte.

"Dieses Dilemma Riesentorlauf zieht sich schon über fünf, sechs Jahre", merkt Mandl an. Den letzten österreichische Riesentorlauf-WM-Titel bei den Frauen gab es 2015 durch Anna Veith. Im Weltcup warten die ÖSV-Frauen bereits seit über drei Jahren auf eine Podestplatzierung. 

Das Problem beginnt schon im Nachwuchs

"Eine Ursache ist das Skifahrerische. Wir ziehen das schon von unten mit rauf. Ich glaube, wir müssen bei den Generationen, die heranwachsen, wieder mehr auf freies Skifahren wert legen und nicht nur Rot und Blau trainieren, das ist sicher zu wenig", sagt der ÖSV-Alpinchef.

Mandl erklärt das Grundproblem so: "Du musst zuerst mal den Schwung hineinfahren und nicht hineinrutschen. Das ist mal das erste Kriterium. Dann musst du den Druck aufbauen lassen und gut dagegenheben. Wenn du am Anfang schon in eine Rutschphase kommst, den Schwung leicht anrutschst, dann kommst du nicht mehr auf die Kante, um den Druck überhaupt aufzubauen. Dann entsteht auch kein Tempo und kein Speed."

Mandl über ÖSV-Frauen: "Weiter sind wir nicht"

Bei den ÖSV-Frauen fehlt dieser Speed aktuell und auch die nötige Attacke. "Sie probieren sehr sicher zu fahren und das ist einfach zu wenig, um da vorne mitzufahren." Teilweise seien gute Schwünge dabei, die Konstanz fehle aber.

So wie etwa bei Gritsch. Die Tirolerin begann in beiden Durchgängen stark, nur um im unteren Teil jeweils Zeit zu verlieren. "Mehr geht immer. 80 Prozent waren richtig gut wieder, ich habe mich richtig wohlgefühlt. Leider bin ich vorm Ziel wieder zu viel Weg gefahren und habe definitiv was liegengelassen", meint Gritsch.

"Sie hat unnötig eine halbe Sekunde liegenlassen. Der zweite Lauf war soweit ok, aber weiter sind wir nicht", muss Mandl zugeben.

Liensberger fehlt das Vertrauen

Weiter wäre wohl auch Liensberger schon gerne. Nach der Trennung von Coach Livio Magoni und der Installation von Mathias Berthold als Mentalcoach sollte bei der WM der Turnaround in einer bisher schwachen Saison gelingen. Nach dem Aus in der Qualifiktion für den Parallel-Riesentorlauf kann die Vorarlbergerin auch mit Rang 24 am Donnerstag keineswegs zufrieden sein.

"Es war natürlich nicht die Leistung, die ich mir gewünscht und vorgestellt habe. Ich habe schon während dem Fahren gespürt, es war nicht so der Speed nach vorne da. Das ist da extrem entscheidend", sagt Liensberger. Sie denke nicht, "dass es am Ski gelegen ist".

Für Mandl setzt die Doppel-Weltmeisterin von 2021 ihre Schwünge zu früh. "Das passiert, wenn das Vertrauen fehlt. Dann rutscht du den ganzen Schwung an anstatt ihn auf Taillierung zu bringen – das ist dann nicht schnell."

Auf die Frage, ob sie das nötige für die Attacke auf der Piste habe, antwortet Liensberger: "Das werden wir sehen, wie schnell ich das hinkriege. Grundsätzlich habe ich ein gutes Vertrauen in den letzten Trainings aufbauen können."

Scheib: "Es war eher Verteidigen als Attacke"

Scheib war als Halbzeit-18. im Finale zu direkt unterwegs und verpasste ein Tor. Die Steirerin hatte sich volle Attacke vorgenommen. "Davon habe ich zehn Prozent umsetzen können", sagte sie schon nach ihrem ersten Lauf.

"Es war eher Verteidigen als Attacke. Ich bin von oben weg nie in den Rhythmus gekommen, dann war alles ein bisschen stressig." Im zweiten Durchgang "wollte ich all-in gehen. Ich wollte Zeit gutmachen und ein paar Plätze aufholen. Ich bin dann einfach zu gerade reingefahren".

Haaser, die Bronze-Gewinnerin in der Kombination, fädelte im ersten Durchgang ein und berichtete von Schmerzen im Knie. Die Tirolerin ist bereits am Heimweg nach Österreich und wird sich dort genauen Untersuchungen unterziehen.

Medaillenspiegel der Ski-WM 2023>>>

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