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"Vorschlaghammer" zerstört ÖSV-Hoffnungen

Speed-Damen bleiben ohne WM-Medaille. Chef-Coach Mitter vermisst Lust auf Sieg:

Foto: © GEPA

Ernüchternde Bilanz für Österreichs Ski-Damen nach den Speed-Bewerben bei der WM in Cortina d'Ampezzo. Trotz berechtigter Hoffnungen steht das ÖSV-Team nach Super-G und Abfahrt ohne Edelmetall da. 

Ramona Siebenhofer als Fünfte und Tamara Tippler als Siebente fehlten in der Abfahrt 13 bzw. 17 Hundertstel auf das Podest. Die Erwartungen nach den guten Trainingsleistungen im ÖSV-Lager konnten nicht erfüllt werden.

"Es ist schon enttäuschend. Nach den Trainings ist die Hoffnung gestiegen. Wir hatten schon den Speed, aber nicht so regelmäßig und durchgehend, wie wir uns das erhofft haben. Ein paar Sektionen waren gut, aber es hat wieder einmal gefehlt, dass wir ganz nach vorne fahren", sagt ÖSV-Damen-Cheftrainer Christian Mitter im ORF-Interview.  

Die hohen Erwartungen im Vorfeld haben sich seiner Meinung nach nicht auf die Leistungen der ÖSV-Damen ausgewirkt.

"Es ist eigentlich immer gut, wenn man vorne dabei ist, das sollte die Freude auf das Rennen schüren. Wir haben nach den Trainings gewusst, wir sind vorne dabei. Ich glaube, die Damen haben die Chance auch angenommen, ich hoffe, das hat man in Fernsehen auch gesehen. Da kann man ihnen nichts vorwerfen", meint Mitter, der aber sehr wohl auch sagt: "Die Lust zu gewinnen muss größer sein als die Angst zu verlieren. Da müssen wir dran arbeiten, dass wir wirklich eine Lust auf den Sieg entwickeln."

Mitter hadert mit den kleinen "Haklern" bei seinen Athletinnen. "Jede Hoffnung, die aufkeimt, wird gleich mit dem Vorschlaghammer zunichte gemacht. Es war ein gutes Rennen allgemein. Wir haben Gas gegeben, waren wenigstens dabei", analysiert der Steirer. "Summa summarum geht es einfach zach. Wir bräuchten vielleicht einmal ein bisschen den Schub. Das war heute nicht der Fall, dann wirst du halt Fünfte und Siebente."

Siebenhofer: "Es will nicht sein"

Das ÖSV-Speed-Team, das mit Nicole Schmidhofer und Nina Ortlieb zwei ihrer Stärksten verletzt vorgeben mussten, hat in dieser Abfahrts-Saison erst einen Podestplatz zu Buche stehen - Tamara Tippler wurde in St. Anton Zweite. 

Statt wie vermutet Tippler scheint bei der WM nun ausgerechnet Ramona Siebenhofer als beste Österreicherin in Klassement auf. Die Steirerin hat eine mehr als durchwachsene Abfahrts-Saison hinter sich, schaffte es abgesehen von einem sechsten Platz nie in die Top 15. 

Es ist eine vertrackte Beziehung, die Siebenhofer zu Weltmeisterschaften hat. Bis jetzt ist es ihr bei ihren fünf Einsätzen nie ganz aufgegangen, am besten noch 2019 in Aare in der Kombination. Damals schaffte sie als Vierte eine kleine Überraschung, weinte aber bittere Tränen wegen des geringen Rückstands zu Platz drei. "Irgendwann kommt es zurück. Wenn ich mir jetzt sage, ich mag die Weltmeisterschaften nicht, dann brauch ich an keiner mehr teilnehmen", sagt sie im Zielraum.

"Es will nicht sein. Ich hätte mich heute echt bereit gefühlt und habe ein richtig gutes Gefühl auch schon beim Einfahren und beim Start gehabt", erzählt sie. Auszusetzen hatte sie an ihrer Fahrt nichts - bis auf die Curva Grande. "Ich habe den Super-G-Teil echt gut erwischt und bin vielleicht mit ein bisschen mehr Speed hingekommen, als ich gedacht habe. Ich wollte da rein attackieren, habe dann nachdrücken müssen und Speed verloren."

Davor habe sie gemerkt, "mein Ski ist gegangen wie die Feuerwehr. Ich habe echt ein gutes Gefühl gehabt, und mir hat es wieder richtig getaugt. So ein gutes Gefühl habe ich gestern auch schon gehabt, bisher ist mir das in der Saison ein bisschen abgegangen." Am Montag hat sie in der Kombination eine neue Chance in Cortina, die neue Startregel könnte ihr entgegenkommen.

Tippler: "Habe eine gescheite Panier bekommen"

Tippler war als Siebente nur minimal hinter Siebenhofer, die ex aequo mit Michelle Gisin Fünfte war. "Prinzipiell bin ich schon enttäuscht, weil es wieder so eine knappe Geschichte ist, aber auch nicht zu Tode betrübt. Ich habe es probiert, ich habe angegriffen. Unten sind mir zwei, drei kleine Fehler passiert wie der Ramona", erklärt die 29-Jährige.

Oben habe sie auch ein bisschen Wind verspürt. "Ich habe oben schon eine gescheite Panier bekommen, da war doch ein bissl Wind drinnen. Das soll keine Ausrede sein, das ist Fakt. Ich bin mit dem Ziel reingegangen, schnell zu fahren, der Wille ist da, auch das Können", sagt Tippler im ORF-Interview. "Es war nicht perfekt. Mit dem Mittelteil bin ich sehr glücklich, weil da bin ich echt gut gefahren. Ich habe meine Leistung abgerufen."

Die ÖSV-Damen hätten sich im Vergleich zum Training nicht verschlechtert. "Wir müssen weiterarbeiten, hilft eh nichts."

Scheyer: "Bin aus dem Start rausgeflogen wie eine Anfängerin"

Mirjam Puchner als Elfte und Christine Scheyer, die 19. wurde, komplettierten das Abschneiden des rot-weiß-roten Quartetts. "Ich habe oben bis zum Tofana-Schuss gemerkt, ich habe extremen Gegenwind. Es ist einfach nicht das weitergegangen, was ich mir vorgenommen habe. Ich will das aber nicht als Ausrede benutzten", sagt Puchner nach ihrem ersten WM-Rennen. "Unten sind mir auch 5 km/h abgegangen. Das muss ich mir anschauen".

Scheyer zeigte sich schwer enttäuscht: "Es war verhunzt. Ich bin aus dem Start rausgeflogen wie eine Anfängerin. Danach war es nur ein Schas. Gestern hatte ich gleich den Rhythmus, heute habe ich ihn nie gefunden", analysiert sie im ORF. 

 

 

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