Einmal mehr gab es im Kitzbühel-Super-G einen norwegischen Partyschreck: Kjetil Jansrud schnappt Matthias Mayer um 16 Hundertstel den Heimsieg weg.
"Es ist etwas, das ich wirklich, wirklich noch einmal erleben wollte. Kitzbühel ist wie eine Droge. Die Aufmerksamkeit, die du bekommst, die Menge, der Jubel, das ist etwas, das du niemals wieder vergessen wirst", so der Sieger von 23 Weltcuprennen. In Kitzbühel konnte er 2015 bereits die Abfahrt gewinnen: "Ich hoffe, dass es nicht wieder fünf Jahre dauert."
Für Jansrud war es ein Befreiungsschlag nach schwierigen Momenten in der bisherigen Saison. Es war sein erster Weltcupsieg nach 14 Monaten.
Markenkollegen verloren
Fürden Abfahrts-Weltmeister hatte sich in Hinblick auf diese Saison einiges verändert, seine Head-Markenkollegen im Team waren ihm abhandengekommen.
Aksel Lund Svindal ging in Pension, mit dem Freund hatte er sich aus einem Ski-Pool bedient, getestet, ausgetauscht, nach dem Gefühl beim Fahren gefragt. Kilde verließ Head und vertraut nun auf Atomic, womit im Training direkte Set-Up-Vergleiche nicht mehr möglich sind.
"Es gibt keinen mehr zu fragen. Das macht es schwieriger", sagte der 34-jährige Jansrud im Gespräch über die Anlaufschwierigkeiten in dieser Saison.
Keine Ausrede: "Es ist zu 95 Prozent ich"
Jetzt müsse er viel mehr auf sein eigenes Gefühl vertrauen. Es sei auch nicht am Material gelegen, sondern an ihm. "Es ist zu 95 Prozent ich. Man kann als Athlet nicht sagen, dass man wegen dem Ski nicht gewonnen hat." Das Vertrauen komme dann mit den Ergebnissen wieder, aber das dauere.
"Aber eine meiner guten Eigenschaften ist, dass ich Geduld habe. Ich lasse das alles auch nicht so an mich ran. Man weiß, manchmal kommt eine Chance aus dem Nichts. Die musst du nehmen."
"Ein paar Millimeter hier, ein paar Millimeter da"
Das Wichtigste sei, hart zu arbeiten. Jetzt laufe es gut, er fühle sich wieder sehr gut, stabil, erklärte der Super-G-Olympiasieger von 2014.
"Skifahren umfasst so viele Parameter, ein paar Millimeter hier, ein paar Millimeter da. Ich habe versucht, die - nennen wir es Harmonie in meinem Skifahren - wieder zu finden."
2019 von der Streif abgeworfen
Auch in der Abfahrt gehe es in eine gute Richtung, da war er diese Saison über Rang acht noch nicht hinausgekommen. "Ich fühle mich viel wohler, schauen wir mal morgen. Aber ich finde, dass ich jetzt eine Plattform habe, dass ich richtig gut und schnell Skifahren kann." Er sei kein Favorit, aber wahrscheinlich einer der ersten Außenseiter.
Im Vorjahr brach sich Jansrud im ersten Abfahrtstraining in Kitzbühel zwei Finger, musste die Rennen auslassen und kehrte zwei Wochen später bei der WM in Aare zurück. Dort gewann er die Goldmedaille in der Abfahrt vor Svindal, der damit die Karriere beendete.
Es sei aber kein Gefühl der Genugtuung, die er jetzt verspüre, nach dem Vorfall im letzten Jahr, es sei einfach Freude, denn das letzte Mal, dass er in Kitzbühel ganz oben stand, war 2015.
Kilde freut sich auf "cooles" Weltcupfinale
Kilde fand es nicht nur "cool", dass er in Kitzbühel mit einem Österreicher den zweiten Platz teilte, auch der Blick auf den Stand im Gesamtweltcup lässt das Lächeln breiter werden.
"Ich bin das ganze Jahr schon stabil, ich nehme Rennen für Rennen. Natürlich, wenn ich auch in Zukunft so abliefere wie heute, dann wird beim Finale cool werden, zu sehen, wer das macht. Es sind starke Leute am Start, es wird interessant, es ist alles weit offen."
Vor Saisonbeginn habe er nicht geglaubt, dass er um den Gesamtweltcup mitfahren wird können, aber sein Ziel sei immer die große Kugel gewesen und werde es immer sein. "Es ist unglaublich, dass ich imstande bin, in vier Disziplinen um Podestplätze mitzukämpfen."