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Kitzbühel: Tradition verpflichtet!

Kitzbühel kämpft gegen Corona. So laufen Rennen im Schatten der Pandemie:

Kitzbühel: Tradition verpflichtet! Foto: © GEPA

Bis zu 20.000 Fans und ausgelassene Stimmung in Wengen – Maximal 1.000 Fans und höchste "Sicherheitsstufe" in Kitzbühel. Viel größer könnte der Kontrast vom vergangenen zum anstehenden Weltcup-Wochenende nicht sein.

Mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von 3.638 Stand Dienstagfrüh ist Kitzbühel einer der Corona-Hotspots des Landes.

Während etwa Flachau den geplanten Damen-Slalom zuletzt absagte und die Rennen in Zauchensee und Schladming gänzlich ohne Zuschauer vonstatten gingen, war all das bei den legendären Hahnenkamm-Rennen keine Option.

"Tradition verpflichtet!", steht auf der ersten Seite des Renn-Magazins, das man als Journalistin oder Journalist bekommt, wenn man alle für die Akkreditierung notwendigen Voraussetzungen des 9-seitigen Corona-Protokolls erfüllt.

Der "Auftrag zur Durchführung sportlicher Wettkämpfe auf höchstmöglichem Niveau" steht in der Gamsstadt trotz prekärer Corona-Lage auch bei der 82. Auflage der Hahnenkamm-Rennen an erster Stelle.

Da nimmt man es sogar in Kauf, dass nur 1.000 statt wie vor Corona-Zeiten bis zu 50.000 oder der bis Dezember noch erhofften 25.000 Zuschauer die Rennen an der Strecke live mitverfolgen dürfen.

Diejenigen Fans, die eines der noch nicht an diverse Sponsoren, Partner und VIP-Gäste vergebenen Tickets ergattert haben, brauchen neben einem 2G-Nachweis auch ein negatives Testergebnis. Erst dann dürfen sie auf einem der 1.000 zugewiesenen Sitzplätze der eigentlich 2.000 Leute fassenden Tribüne im Zielraum der Streif Platz nehmen.

Eine FFP2-Maskenpflicht auf dem gesamten Gelände versteht sich von selbst.

Auch im direkten Weltcup-Umfeld wurden die Vorkehrungen kurz vor Beginn der Rennwoche nochmals verschärft. Die Gültigkeit von PCR-Tests wurde für Medien und andere Mitarbeiter auf 48 Stunden verkürzt. Wer nicht geimpft ist, muss alle zwei Tage einen negativen Test abliefern.

Bei den Sportlern und Team-Mitgliedern fährt so kurz vor den Olympischen Spielen in Peking die Angst vor einer Ansteckung mit: Die üblichen Medientermine im Vorfeld der Rennen werden ins Internet verlegt oder gleich ganz abgesagt. 

"Aktion scharf" in Kitzbühel

Auch außerhalb des Hahnenkamm-Geländes gelten strenge Regeln, wurde von Polizei und Behörden eine "Aktion scharf" angekündigt.  

"Setzen’s a Maske auf, wenns in der Stadt unterwegs sind",  lautet der gutgemeinte Rat des Rezeptionisten beim Check-in im Hotel. "Und wundern’s a sie net, es haben einige Lokale und Geschäfte g‘schlossen, weil so viele Mitarbeiter infiziert sind."

Bei einem Streifzug durch die Stadt fällt tatsächlich auf: Die Innenstadt ist fast gähnend leer, nur vor dem hiesigen Supermarkt tummeln sich ein paar Leute. Diejenigen unter ihnen, die keine Maske tragen, werden von der Exekutive darauf hingewiesen, dass in der gesamten Innenstadt Maskenpflicht herrscht, wie auch große Schilder aufzeigen. 

Wo sich sonst ausgelassene Ski-Fans tummeln und einen Party-Slalom von einer Apres-Ski-Bar zur nächsten hinlegen, soll es in dieser Woche ruhig bleiben. Ab Mittwoch wird sogar die Außengastronomie für eine Woche geschlossen.

Eine Handvoll Männer nutzt daher den Dienstagabend noch, um sich Bier und Glühwein im Freien zu gönnen, die beleuchtete Streif im Hintergrund. In den Restaurants sitzen kaum Gäste, in vielen Lokalen bleibt es finster. 

VIP-Tempel wurde gar nicht erst aufgebaut

Dennoch wird die Polizei bis Sonntag täglich in der Stadt ausschwärmen, um "mögliche Auswüchse bereits im Keim zu ersticken und den vereinzelt 'schwarzen Schafen' gar keine Möglichkeit zu geben, unerlaubt Partys zu feiern", lässt das Land Tirol wissen. Und zwar werden die Ordnungshüter sowohl in zivil als auch uniformiert auftreten und "dauerpräsent" sein.

Auch die berühmte "Weißwurstparty" und "KitzRaceParty" finden - ebenso wie andere gewohnte Events – nicht statt. Der "VIP-Tempel" von Harti Weirather im Zielgelände wurde heuer nicht aufgebaut.

Von all dem werden die TV-Zuschauer nur wenig mitbekommen. Am Hahnenkamm ist man bemüht, das Spektakel auch ohne Zuschauer-Massen so gut es geht zu inszenieren. 

Denn schließlich gilt in Kitzbühel: "Tradition verpflichtet!"

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