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Ein Herz für Kitz und eine historisch schlechte ÖSV-Bilanz

Eine Liebeserklärung, ein falscher Heimsieg und zwei (un)zufriedenstellende vierte Plätze. Die Kitzbühel-Bilanz 2024:

Ein Herz für Kitz und eine historisch schlechte ÖSV-Bilanz Foto: © GEPA

Die 84. Hahnenkamm-Rennen in Kitzbühel sind Geschichte – und werden aus mehrerlei Gründen in die Geschichte dieses Sports eingehen.

Fast schon kitschiges Postkartenwetter bei eisigen Temperaturen bildete den Rahmen für außergewöhnliche sportliche Leistungen und große Emotionen.

Die Kitzbühel-Bilanz 2024:

Der ÖSV verlässt Kitzbühel mit leeren Händen, ohne Gams. Das gab es in der Geschichte des Weltcups streng genommen überhaupt noch nie. 1973 gingen die Österreicher in den Einzelrennen ebenfalls leer aus, Reinhard Tritscher belegte aber zumindest in der Kombinations-Wertung den zweiten Platz. 

Zwei vierte Plätze durch Stefan Babinsky in der Abfahrt und Manuel Feller im Slalom waren beim diesjährigen Ski-Highlight mit insgesamt rund 90.000 Zuschauern das höchste der Gefühle für Rot-Weiß-Rot.

"Natürlich sind wir nicht zufrieden. Gestern Vierter, heute Vierter. Wir hätten gerne das eine oder andere Podium mitgenommen. Ich glaube, das hätten wir verdient gehabt. Aber für den Skisport, der ja teilweise in der Kritik ist, war das schon eine super Werbung dieses Wochenende", sagt ÖSV-Cheftrainer Marko Pfeifer nach dem Slalom am Sonntag.

Auch Alpindirektor Herbert Mandl hebt die einzigartige Atmosphäre am Hahnenkamm hervor, muss aber ebenfalls zugeben: "Klar wären wir daheim gerne aufs Podest gefahren. Das will man in Kitzbühel immer erreichen."

Es hat nicht viel gefehlt

In den beiden Abfahrten schauten für den ÖSV mit Platz vier für Babinsky sowie sechs und sieben für Vincent Kriechmayr lediglich drei Top-Ten-Plätze heraus. Damit steht Rot-Weiß-Rot nach sieben Saison-Abfahrten noch immer ohne Stockerlplatz da.

"Von Babinsky war es eine Mega-Leistung, bestes Weltcup-Ergebnis, das muss man schon hervorheben", betont Pfeifer. Dass Kriechmayr "nicht ganz so im Flow ist, haben wir gewusst", erklärt Mandl. "Es hat nicht viel gefehlt, aber das letzte nach ganz vorne."

Was im Vergleich mit den Top-Leuten unter anderem fehlt: "Der Riesentorlauf-Schwung ist auch in der Abfahrt sehr entscheidend, daran werden wir arbeiten", versichert Pfeifer.

Es ist kein Wunschkonzert

Im Slalom endete nach vier Siegen in den ersten vier Rennen ausgerechnet am Ganslernhang die ÖSV-Erfolgsserie. Der dreifache Saisonsieger Feller kassierte bei seinem Heimrennen "einen Schlag ins Gesicht".

"Ich bin nicht unzufrieden, aber es sind alle enttäuscht, dass wir daheim kein Podium eingefahren haben. Es ist kein Wunschkonzert", verweist Pfeifer auf die hohe Dichte im Slalom und gleichzeitig auf die "Mega-Saison" der ÖSV-Mannschaft.

"Auch wenn die Platzierungen vielleicht nicht so zufriedenstellend sind, war es von der ganzen Mannschaft nicht schlecht. Sie fahren einen schnellen Schwung, hin und wieder passieren noch Fehler", so Mandl. "Insgesamt können wir aber zufrieden sein."

Ein deutscher Heimsieg am Ganslern

So etwas wie einen Heimsieg gab es zum Abschluss des Wochenendes dann doch noch. Für diesen sorgte aber der Deutsche Linus Straßer mit seinem Triumph im Slalom.

Straßer kam schon als Kind regelmäßig mit seinen Eltern zum Skifahren nach Kitzbühel, ist in jungen Jahren vom heutigen Hahnenkamm-Rennleiter Mario Mittermayer-Weinhandl trainiert und gefördert worden.

"Ich habe hier Skifahren gelernt, habe hier mein erstes Rennen gehabt. Mein erster Skiclub war der KSC (Kitzbüheler Ski Club/Anm.). Ich fühle mich sehr, sehr verbunden und verspüre auch sehr viel Dankbarkeit an dem Ort. Jetzt hat sich der Kreis der Geschichte geschlossen, es ist sehr emotional", sagt Straßer, der nur 15 Autominuten von Kitzbühel entfernt in Kirchberg lebt.

Erstmals seit Hans Hinterseer 1974 und damit 50 Jahren siegte wieder ein Mitglied des Kitzbüheler Ski Clubs.

"Ohne Österreich und den Fanatismus - positiv gemeint - wäre ich niemals Skifahrer geworden. Es ist sehr viel Dankbarkeit dabei", so ein emotionaler Straßer.

Sarrazins Herz für Kitzbühel

Ein Herz für Kitzbühel hat seit diesem Wochenende auch Cyprien Sarrazin.

Der französische Speed-Shootingstar kürte sich mit seinem Sieg-Double zum König der Streif. Seine Jubelgeste in Richtung der Fans – er formte mit seinen Armen ein Herz – sagt wohl alles über Sarrazins entfachte Liebe zur Streif und Kitzbühel aus.

"Wenn Odermatt von Sarrazin so zerstört wird... die verschieben die Grenzen", zieht ÖSV-Chefcoach Pfeifer den Hut vor den beiden Speed-Gladiatoren.

Sarrazin ist mit insgesamt 200.000 Euro für seine beiden Siege auch der Preisgeld-König dieser Hahnenkamm-Rennen.

Voll abgeräumt hat auch Sarrazins Skifirma Rossignol, die in allen drei Rennen den Sieger stellte.

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