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Fall Mayer: Woran wir alle gemeinsam arbeiten müssen

Durch den Eklat ist eine bedauerliche Situation rund um Matthias Mayer entstanden. Ein weiteres Beispiel, das zeigt, dass wir alle noch viel zu tun haben.

Fall Mayer: Woran wir alle gemeinsam arbeiten müssen Foto: © GEPA

Der Eklat um Matthias Mayer und seine Folgen.

Aus einem Tuschel-Thema wurde damit ein öffentlich diskutiertes, wenngleich nicht alle Fakten offiziell am Tisch liegen.

Dazu einige Gedanken:

Mayer ist als dreifacher Olympiasieger eine sehr öffentliche Person. Ein derartiger Vorfall in aller Öffentlichkeit erregt natürlich dementsprechend öffentliches Interesse. Das ist legitim.

Aber: Auch ein dreifacher Olympiasieger verdient – logischerweise – ein Recht auf Privatsphäre.

Sein plötzlicher Rücktritt Ende Dezember 2022 verwunderte die Ski-Welt zurecht. Dass es dafür durchaus konkretere Gründe gab als spontan verlorene Lust am Skisport, konnte man erahnen. Es wird genügend Personen, auch Medienvertreter, gegeben haben, die eine recht konkrete Vorstellung davon hatten, was hinter den "gesundheitlichen Problemen" steckt, von denen der ÖSV nun spricht.

Bedauerlich ist, dass nun eine Situation entstanden ist, in der mit viel gefährlichem Halbwissen die Gerüchteebene befeuert wird und Mayer leider auch diverse "Probleme" zugeschrieben werden, an denen er eigentlich gar nicht leidet.

An dieser Stelle sei der Vollständigkeit darauf hingewiesen, dass wir unter der ursprünglichen Meldung zu diesem Vorfall aus genau diesem Grund die Kommentar-Funktion deaktiviert haben und sie auch unter diesen Zeilen ausgeschaltet bleibt. Wir bitten um Verständnis.

Mag sein, dass nun eine Situation entstanden ist, in der es für Mayer die schlaueste Variante wäre, reinen Tisch zu machen und sich zu erklären.

Aber: Das ist seine Entscheidung.

Woran wir indes alle gemeinsam arbeiten können, und genau das ist das Entscheidende: Ein Klima zu erzeugen, in dem es kein Tabu ist, jedwede gesundheitliche Probleme offen und ehrlich zu thematisieren.

Ein Klima, in dem es vielmehr vielleicht sogar bei der Genesung oder beim Umgang mit der Problematik helfen kann, wenn man kein Versteckspiel spielt.

Man sollte durchaus positiv festhalten, dass auf diesem Gebiet in der jüngeren Vergangenheit einiges weitergegangen ist. Auch im Sport. Es gibt inzwischen genügend Persönlichkeiten, die nicht mehr das Gefühl haben, unbedingt ein Geheimnis daraus machen zu müssen, wenn etwas nicht stimmt.

Ob physische oder psychische Erkrankungen, ob körperliche Gebrechen oder Sucht - kein Mensch ist davor gefeit, in unangenehme gesundheitliche Situationen zu kommen. Das ist keine Schande.

Es wäre jedoch auch sehr naiv zu glauben, dass wir als Gesellschaft das Wort "Tabu" vor dem Begriff Tabu-Thema bereits streichen könnten, wenn es um gesundheitliche Probleme diverser Art geht.

Also gibt es noch viel zu tun.

Und vergessen wir dabei eines nicht: Wir sind alle nur Menschen. Das gilt auch für dreifache Olympiasieger.

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