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Aksel Lund Svindal: "Marcel Hirscher ist mutig"

Norweger über "besoffene" Szenen in seinem Film, die neue Ski-Saison und Hirscher.

Aksel Lund Svindal: Foto: © GEPA

"Mein Deutsch ist eigentlich noch ganz gut", schmunzelt Aksel Lund Svindal.

Der sympathische Norweger lebt seit seinem Rücktritt vom aktiven Skisport zwar wieder in seiner Heimat, kommt aber immer gerne nach Österreich zurück, wo er viele Jahre während der Wintermonate in Innsbruck ein zweites Zuhause hatte.

In der vergangenen Woche stattete Svindal Wien einen Besuch ab, wo er im Rahmen der Sporthilfe-Gala auf der "Straße der Sieger" verewigt wurde. "Vor mir haben das viele große Sportler gemacht, einige davon sind meine Idole. Es ist eine große Ehre", sagt Svindal, dessen Hand- und Füßabdrücke nun in einer Reihe mit jenen von Franz Klammer, Niki Lauda, Marcel Hirscher oder Arnold Schwarzenegger liegen. 

Svindal hat sich seinen Platz auf der "Straße der Sieger" wahrlich verdient. Der mittlerweile 38-Jährige war einer der erfolgreichsten Skirennläufer aller Zeiten. Der Speed-Spezialist holte zwei Mal Olympia-Gold (Super-G 2010, Abfahrt 2018) und wurde fünf Mal Weltmeister. Im Weltcup gewann Svindal in vier von fünf Disziplinen Weltcuprennen, insgesamt stand der 36 Mal ganz oben auf dem Podest, den Gesamtweltcup entschied er zwei Mal für sich.

2019 beendete der immer wieder von schweren Verletzungen geplagte Norweger bei der WM in Aare seine herausragende Karriere. Statt seine "Ski-Pension" zu genießen, hat Svindal gleich mehrere Projekte parallel am Laufen.

Nach seinem Karriereende investierte er in verschiedene Start-ups, die wirtschaftlich nachhaltig ausgerichtet sind und hat unter anderem die Skibekleidungslinie "Sweet Protection" entworfen. Im November 2020 erschien seine Autobiografie mit dem Titel "Größer als ich." und vor kurzem feierte der Kino-Film "Aksel" Premiere, in Österreich ist er ab 12. November zu sehen. Außerdem wird Svindal die TV-Sendung "der Meister der Meister" moderieren, die er selbst bereits gewonnen hat.

Im LAOLA1-Interview spricht Svindal über die "besoffenen" Szenen in seinem Film, den schmalen Grat zwischen Freundschaft und Rivalität, seine Gesamtweltcup-Favoriten und Marcel Hirschers Ski-Projekt.

LAOLA1: Die neue Ski-Saison steht vor der Tür, bist du schon bereit für den Winter?

Aksel Lund Svindal: Ich bin noch nicht richtig in Winter-Stimmung, war auch noch nicht Skifahren, aber das kommt bestimmt noch. Spätestens, wenn ich in Sölden sein werde, wo ich meinen Film "Aksel" vorstelle.

LAOLA1: Worum geht es in dem Film?

Svindal: Es ist eine Doku, aber auch ein bisschen wie ein Actionfilm, weil man viel von den Rennen sieht. Es sind Aufnahmen der letzten drei, vier Jahre meiner Karriere, ein Blick hinter die Kulissen bei den Rennen, Trainings aber auch im Krankenhaus nach meinen Verletzungen. Es gibt tiefe Einblicke, man kommt als Zuseher sehr nah ran. Zum Beispiel hört man, worüber wir vor dem Start reden und diskutieren. Man sieht die Rennen aus einer anderen Perspektive. Ich finde, der Film ist gut geworden, die Rückmeldungen bis jetzt sind sehr gut. Ich bin schon ein bisschen stolz.

LAOLA1: Hast du eine Lieblings-Szene im Film?

Svindal: Es gibt ein paar lustige Szenen. Zum Beispiel, als ich nach einer Operation im Krankenhaus liege und nach der Narkose rede, als wäre ich besoffen. Auch mit Kjetil Jansrud gibt es ein paar gute Szenen zum Schmunzeln. Highlights sind aber auch die Ausschnitte von Olympia 2018 und der WM 2019, wo Jansrud und ich Doppelsiege gefeiert haben. Oder die Szenen mit meinem Vater und Bruder, wo man sieht, wie engagiert sie sind und wie sie bei Rennen mitzittern.

LAOLA1: Kommen da auch Geheimnisse deines Erfolgs ans Licht?

"Es ist brutal, wie ehrlich wir im Team waren. Ich stehe als Führender im Ziel und mein Teamkollege Jansrud ist mein größter Gegner. Dann soll ich ihm aber in jedem Detail sagen, wie er wo fahren soll. Das ist natürlich ein Wahnsinn, aber es hat immer gut funktioniert."

Svindal: Auf so einem hohem Level, an der Spitze des Weltcup, entscheiden oft Kleinigkeiten. Es ist brutal, wie ehrlich wir im Team waren. Wenn man zum Beispiel an die Olympia-Abfahrt 2018 denkt: Ich stehe als Führender im Ziel und mein Teamkollege Jansrud ist mein größter Gegner. Dann soll ich ihm aber in jedem Detail sagen, wie er wo fahren soll. Das ist natürlich ein Wahnsinn, aber es hat immer gut funktioniert.

LAOLA1: Hast du noch viel Kontakt zu deinen ehemaligen Teamkollegen wie Jansrud? Wie ist die Saison-Vorbereitung bei den Norwegern gelaufen?

Svindal: Ja, ich habe noch sehr viel Kontakt mit ihnen. Was ich mitbekommen habe, sind sie sehr gut drauf. Für Jansrud ist es seine letzte Saison. Alexander Aamodt Kilde war letztes Jahr verletzt, aber er ist wieder fit – und verliebt – also schaut es gut aus.

LAOLA1: In dieser Saison gibt es erstmals gleich viele Speed- und Technik-Rennen. Wer sind deine Favoriten für den Gesamtweltcup?

Svindal: Ich halt es für wichtig, dass es eine ausgeglichene Aufteilung der Rennen gibt. Alexis Pinturault war letzte Saison schon stark und kann in drei Disziplinen viele Punkte machen. Wenn Kilde gut zurückkommt und auch im Riesentorlauf wieder punkten kann, dann ist er sicher ein starker Gegner. Vincent Kriechmayr war richtig stark letztes Jahr, aber er braucht viele Punkte in Abfahrt und Super-G, um mithalten zu können. Wenn Marco Odermatt wieder einen Schritt nach vorne macht, könnte es auch ganz spannend werden. Wir werden sehen.

LAOLA1: Der Österreichische Skiverband hat mit Roswitha Stadlober nun eine Frau als Präsidentin. Was sagst du dazu?

Svindal: Ich glaube, es ist eine gute Sache. Grundsätzlich gibt es bis jetzt viel zu wenig Frauen an der Spitze von großen Sportorganisationen. Das ist ein gutes Zeichen, dass es in die richtige Richtung geht.

LAOLA1: Marcel Hirscher hat vor Kurzem seine eigene Ski-Marke vorgestellt und will damit Weltcup-Rennen gewinnen. Glaubst du, wird das gelingen?

Svindal: Ich glaube schon, dass das funktionieren kann. Aber es wird ein bisschen Zeit brauchen, weil die großen Skifirmen viel Arbeit reinstecken, das ist nicht ohne. Aber es ist mutig von Marcel. Wer es nicht probiert, schafft es auch nicht.

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