Der "Herminator" war ein Spätstarter. Der gelernte Maurer flog einst aus der Ski-Hauptschule in Schladming, weil er für einen möglichen Rennläufer als körperlich zu schwach eingeschätzt worden war.
Als Vorläufer beim Weltcup-Riesentorlauf in seiner Heimatgemeinde Flachau (6. Jänner 1996) überzeugte Maier dermaßen, dass der ÖSV nicht länger auf ihn verzichten wollte. Ein Monat später folgte in Hinterstoder das Weltcup-Debüt, bei dem sich der 23-Jährige als 26. im ersten Rennen gleich die ersten Punkte sicherte.
Ein Jahr später sollte auf der Kandahar-Piste in Garmisch die große Stunde des Ausnahmekönners schlagen. Am 21. Februar 1997 beim Super-G musste sich Maier noch dem Franzosen Luc Alphand geschlagen geben, freute sich aber über seinen ersten Podestplatz im Weltcup. 48 Stunden später war es soweit. Maier triumphierte im 2. Super-G vor Kristian Ghedina (ITA) und Lasse Kjus (NOR).
In seiner Lieblingsdisziplin sicherte sich der Doppel-Olympiasieger und dreimalige Weltmeister weitere 23 Weltcup-Erfolge, gewann 15 Abfahrten, 14 Mal im Riesentorlauf und einmal in der Kombination.
Im LAOLA1-Interview erinnert sich Hermann Maier zurück, blickt in die Zukunft und nennt für seinen legitimen "Nachfolger" Marcel Hirscher ein wohl utopisches Ziel.
LAOLA1: Wie wach sind die Erinnerungen an deinen ersten Super-G-Erfolg in Garmisch noch?
Hermann Maier: Sie werden immer wieder wachgerufen, jährlich. Gerade wieder bei der ISPO in München, wo Gerd Rubenbauer, der damals für die ARD kommentiert hat, ziemlich ausführlich davon erzählt hat. Aber darum geht es ja eigentlich, weniger um die Trophäen, sondern eben mehr um die Geschichten drumherum.
LAOLA1: Was war abgesehen vom ersten Weltcup-Erfolg rund um das Rennen noch besonders?
Maier: Der erste Auftritt der rosa Rennsau natürlich. Und, dass ich mir selbst bei der Siegerehrung gesagt habe: Ja nicht lachen. Ich habe mir jeden Anflug von Siegerlächeln untersagt – einfach aus Respekt vor Lasse Kjus, der als Dritter neben mir gestanden ist. Das sieht man auf den Fotos recht gut.
LAOLA1: Ist Garmisch dein Weltcup-Lieblingsort geblieben? Ist die Kandahar die beste Piste für Speed-Fahrer? Welche Strecke war dein Favorit?
Maier: Da gibt es eigentlich keinen ausgesprochenen Favoriten. Jede Strecke hat ihre Besonderheiten und ihre Reize. Die Kandahar ist natürlich eine Strecke, auf der man von oben bis unten gefordert ist. Von den technischen Anforderungen her ist sie sicherlich eine der schwierigsten. Und auch bezüglich der Sicht. Das Paradoxe dabei: Je strahlender der Himmel, desto dunkler ist es, weil der ganze Hang im Schatten liegt.
LAOLA1: Wie sehr haben sich für dich als Außenstehender der Super-G, die Abfahrt oder der Riesentorlauf seit deiner aktiven Zeit verändert?
Maier: So lange ist mein Rücktritt jetzt auch nicht her, als dass sich da etwas Entscheidendes ändern hätte können. Was Kursetzung, rote und blaue Tore betrifft, ist eigentlich alles beim Alten. In der Zwischenzeit tüfteln nur alle mehr oder weniger intensiv am Set-Up herum, das oft den Ausschlag über Sieg und Niederlage gibt.