Richtig eingeweiht wurde der ÖSV in die Pläne von Eliasch allerdings nicht.
"Wir wissen nicht mehr, als wir bisher präsentiert bekommen haben. Es findet kaum Kommunikation statt", erklärt Stadlober. Mehr als Smalltalk habe es mit Eliasch bisher nicht gegeben.
"Seitens des Verbandes fordern wir natürlich Informationen ein, die wir so noch nicht bekommen haben, vor allem was die Kalender-Termine betrifft. Wir müssen schließlich auch mit unseren Partnern planen, da sind aktuell viele Dinge in der Warteschleife", sagt die 58-jährige ehemalige Slalom-Vizeweltmeisterin (1987).
"Der erste Kalender-Entwurf ist auch nicht so zufriedenstellend. Vor allem weil die Reisen, beispielsweise nach Amerika, enorm aufwändig und teuer sind. Dem Gedanken der Kombinationen kann ich überhaupt nichts abgewinnen", stellt die ÖSV-Präsidentin klar und meint: "So wie es jetzt am Tisch liegt, ist es schwer umsetzbar."
So einfach, wie sich Eliasch die Einführung neuer Formate oder Rennen offenbar vorstellt, ist es dann doch nicht.
Ob die Kalender-Meetings am 9. und 10. Mai zu einem Ergebnis geführt haben, wird sich weisen. Spätestens beim 53. FIS-Kongress am 25. Mai in Mailand muss der Kalender aber stehen.
Zentralvermarktung als großes Streitthema
Ein noch viel größerer Streitpunkt als der Kalender ist die von Eliasch geplante zentrale Vermarktung des Ski-Weltcups.
Geredet wird darüber seit Jahren, Geschäftsmann Eliasch will jetzt Nägel mit Köpfen machen und die Vermarktung der Weltcup-Events schon ab kommender Saison nicht mehr den nationalen Skiverbänden des jeweiligen Austragungslandes überlassen.
Grundsätzlich stößt das Vorhaben nicht auf Ablehnung.
Aber die Tatsache, dass die Mitgliedsverbände auch nicht mehr Rechteinhaber sein sollen, statt der FIS lediglich die Zentralvermarktung der Rechte zu überlassen, lässt vor allem große Nationen wie Österreich, Schweiz, Deutschland oder die Skandinavier auf die Barrikaden steigen.
"Wir sind Entwicklungen gegenüber nicht abgeneigt, was die Vermarktung betrifft. Da können wir uns eine befristete gemeinsame Vermarktung durchaus vorstellen, das haben wir immer gesagt. Aber was für uns gar nicht geht ist, dass wir die Rechte abgeben. Die gehören den nationalen Verbänden", stellt ÖSV-Präsidentin Stadlober klar.
Klags-Welle droht
Eliasch stellt den Verbänden durch die Zentralvermarktung finanzielle Vorteile in Aussicht. Zusätzlich zu den bisherigen Einkünften sollen 35 Prozent des Profits, den die FIS aus der Zentralvermarktung generiert, unter ihnen verteilt werden.
Das soll möglich werden, indem der "Zwischenhändler" Infront Sports & Media - Sportmarketing-Unternehmen und TV-Rechtehändler im Wintersport - ausgeschaltet wird.
Genau hier lauert ein weiteres Problem: Infront hat teils langjährige Verträge mit nationalen Verbänden einerseits und TV-Anstalten andererseits.
Diese scheinen Eliasch nicht sonderlich zu interessieren. Die Verbände sollen entsprechende "Entschädigungen" für Vertragsauflösungen, auch mit anderen wichtigen Partnern und Sponsoren, erhalten. Diverse Klagen sind hier wohl vorprogrammiert.
Schröcksnadel stellt sich gegen Eliasch
"Mein Vorschlag ist, dass man sich ein, zwei Jahre Zeit gibt. Mit der Brechstange wird es scheitern."
"So wie der Entwurf jetzt am Tisch liegt, ist er schwer umsetzbar."
Sogar Peter Schröcksnadel, im Vorjahr als damaliger ÖSV-Präsident "Wahlhelfer" von Eliasch und bis Mai noch im FIS-Vorstand, zeigt sich angesichts der Pläne des FIS-Oberhaupts skeptisch.
"Ich erachte seine Absicht, die Vermarktung zu zentralisieren, weiterhin als richtig, um den Weltcup auf das nächste Level zu heben und mehr Geld zu generieren. Aber ich bin natürlich vehement gegen eine Enteignung der nationalen Verbände", erklärt der 81-jährige Tiroler gegenüber der "NZZ".
Schröcksnadel meint: "Mein Vorschlag ist, dass man sich ein, zwei Jahre Zeit gibt. Mit der Brechstange wird es scheitern."
ÖSV-Abspaltung von FIS? "Es ist immer gut, einen Plan B zu haben"
Dass Eliasch seine Pläne auf Biegen und Brechen umsetzen will, sorgt im Ski-Zirkus ebenso für Ärger wie die fehlende Kommunikation.
So kursieren bereits Gerüchte, wonach sich die großen Verbände wie Österreich, die Schweiz oder Deutschland von der FIS abspalten und eine eigene Rennserie gründen könnten.
Ist ein solches Szenario wirklich denkbar?
"Es ist wie überall im Leben: Es ist immer gut, einen Plan B in der Tasche zu haben. Wenn der Plan B gut durchdacht ist, kann man den durchaus einmal rausholen. Es ist vieles möglich", sagt ÖSV-Präsidentin Stadlober gegenüber LAOLA1.
Dass es tatsächlich dazu kommt, ist eher unwahrscheinlich. Dennoch befindet sich der Skisport an einer entscheidenden Wegkreuzung. Etliche Experten sehen die Zukunft des Weltcups gefährdet.
Wohin der Weg führen wird, hängt zu einem entscheidenden Teil von Eliasch ab.
Er wird übrigens beim anstehenden FIS-Kongress Ende Mai in Mailand trotz der aktuellen Zerwürfnisse für weitere vier Jahre zum Präsidenten gewählt. Er ist der einzige Kandidat.