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Schwarz: "Ich hinterlasse eigene Fußstapfen"

Hirscher-Nachfolger trotz Comeback nach Verletzung? Neue Rolle für Marco Schwarz:

Schwarz: Foto: © GEPA

Marco Schwarz soll in die Fußstapfen von Marcel Hirscher treten – diesen Anspruch stellen zumindest so manche Fans und Medien.

Der 24-jährige Kärntner wird seit Hirschers Rücktritt gemeinsam mit Manuel Feller immer wieder als künftiger Gesamtweltcup-Sieger tituliert.

"Es ist schon ein Kompliment, wenn man als Nachfolger von Marcel Hirscher genannt wird. Er war der Beste, da brauchen wir nicht reden", fühlt sich Schwarz geschmeichelt. Aber: "Ich mache meinen Weg, hinterlasse eigene Fußstapfen", will er nicht mit Hirscher verglichen werden.

Schwarz in einer neuen Rolle

Dass Schwarz nach Hirschers Karriereende zu den Teamleadern und Leistungsträgern im ÖSV-Technik-Team zählt, ist unbestritten.

Das macht sich bereits vor dem Saisonstart am gesteigerten Medieninteresse am dreifachen WM-Medaillengewinner bemerkbar. "Man merkt schon, dass Marcel nicht mehr da ist, aber das ist ja auch positiv, mir taugt das ganz gut", macht Schwarz der Rummel um seine Person nichts aus.

Daran wird er sich als potenzieller Hirscher-Nachfolger ohnehin gewöhnen müssen. Diese "neue" Rolle hat sich Schwarz in den vergangenen Jahren redlich erarbeitet.

Als Teil des aufstrebenden Slalom-Teams von Trainer Marko Pfeifer entwickelte sich Schwarz vom dreifachen Goldmedaillen-Gewinner bei den Olympischen Jugend-Spielen 2012 zu einem Weltklasse-Fahrer im Weltcup. Am Neujahrstag 2019 gewann er beim City Event in Oslo sein erstes Weltcup-Rennen, bei der Kombination in Wengen folgte der zweite.

Bei der WM in Aare im Februar war der 24-Jährige mit drei Medaillen einer der erfolgreichsten Athleten. Wenige Tage später riss er sich im Kombinations-Super-G in Bansko das Kreuzband und den Innenmeniskus im linken Knie - die erste schwere Verletzung in seiner Karriere.

Die kommende Saison ist für Schwarz also in doppelter Hinsicht eine besondere. Einerseits muss er sich nach dem Kreuzbandriss zurückkämpfen, andererseits ruhen große Hoffnungen vieler österreichischer Ski-Fans auf ihm.

"Natürlich ist der Druck höher geworden, weil sich viele erwarten, dass der nächste Österreicher gleich den Gesamtweltcup gewinnen muss."

Marco Schwarz

"Natürlich ist der Druck höher geworden, weil sich viele erwarten, dass der nächste Österreicher gleich den Gesamtweltcup gewinnen muss", ist sich Schwarz bewusst. Er versucht, sich von der öffentlichen Erwartungshaltung aber nicht beeinflussen zu lassen. "Ich will mir Zeit lassen, ich bin in einer Comeback-Saison. Ich will einmal in Ruhe in den Winter reinstarten und dann sieht man eh, wie es wird."

Einen Gesamtweltcup-Sieg könne man sowieso nicht planen, meint der 24-Jährige, der aber zugibt, dass die große Kristallkugel "ein bisschen im Hinterkopf" ist. Im Vordergrund steht nach wie vor das Comeback. "Das Ziel ist, da anzuschließen, wo ich aufgehört habe. Ich bin überzeugt, dass das wieder so hinhaut", gibt sich Schwarz selbstbewusst.

Schwarz: "Ich bin sicher gereift"

Selbstbewusst und gereift. Der 24-Jährige sagt von sich selbst, durch die Verletzung persönlich reifer geworden zu sein.

"Ich habe eh nichts an der Situation ändern können, daher habe ich es so angenommen, wie es war und das beste daraus gemacht", erzählt er von der bisher schwierigsten Zeit seiner Karriere. Diese habe nicht nur negative Seiten gehabt. "Man kommt ein bisschen runter, stresst sich nicht so. Man muss sich eh die Zeit geben, damit alles wieder so wird. Man lernt immer aus Verletzungen, ich bin sicher gereift."

Nicht nur mental, auch körperlich brachte der Weg zurück Herausforderungen mit sich. "Das Kondi-Training war nicht immer einfach, da habe ich mich schon brutal reingekniet", berichtet Schwarz über die Strapazen der letzten Monate. Er habe dadurch in Punkto Körpergespür einiges dazugelernt. "Das ist ein positiver Aspekt einer Verletzung", sagt Schwarz.

Ende August stand der Kärntner in Saas Fee in der Schweiz erstmals nach seinem Kreuzbandriss wieder auf Skiern, seit rund vier Wochen ist er wieder im Stangen-Training. "Dem Knie geht es sehr gut, ich habe keine Schmerzen. Es fühlt sich sehr gut an", berichtet Schwarz in der Vorwoche bei einem Medientermin seines Ausrüsters Atomic.

Aktuell steht er an zwei Tagen die Woche auf den Skiern, dazu kommt das Krafttraining und die Therapie für das Knie. "Ich fühle mich von Skitag zu Skitag immer besser, es wird wieder alles normaler", blickt Schwarz optimistisch in Richtung Winter.

Sölden-Start? Es wird eine Kopfentscheidung

Ob er beim Weltcup-Auftakt in Sölden am 27. Oktober im Riesentorlauf am Start steht ist allerdings noch nicht sicher.

"Das lasse ich mir noch offen. Wenn ich bis dahin noch sehr gute Trainingstage bekomme spricht glaube ich nichts dagegen. Ich werde das relativ spontan entscheiden", macht sich Schwarz knapp zwei Wochen vor dem Saison-Start keinen Druck.

Die Entscheidung wird in Absprache mit seinen Ärzten, Physios und Trainern getroffen. "Meine Stimme zählt natürlich am meisten", sagt Schwarz, der sich aber nicht nur auf sein Bauchgefühl verlassen will: "Da ist eher eine Kopfentscheidung sinnvoll."

Gründlich durchdacht will auch die Planung für die anstehende Saison sein. Insgesamt stehen bei den Herren 46 Rennen auf dem Programm, Schwarz will wie in der Vorsaison im Slalom und RTL und wenn möglich auch in der Kombination antreten.

"Der volle Fokus liegt auf den technischen Disziplinen. Wenn die 100-prozentig passen, will ich auch wieder Kombis fahren. Wenn ich im Dezember gute Trainingstage im Speed-Bereich bekomme, dann werde ich in Bormio starten. Wenn ich da keinen einzigen Tag herbringe, werde ich sicher nicht starten. Das wird alles spontan entschieden werden."

Obwohl sein Kreuzbandriss eine Folge des straffen Rennkalenders und der hohen körperlichen Belastung war plant Schwarz nicht, im kommenden Winter Technik-Rennen auszulassen.

"Der Jänner wird für uns Techniker brutal", weiß der Kärntner. "Rennen auslassen ist natürlich immer schwierig. Aber wenn mir der Körper sagt, dass das nicht gut ist, dann muss man sich sicher überlegen, vielleicht die Trainings anders einzuteilen."

Marco Schwarz geht eben seinen eigenen Weg. Und dieser führt vielleicht auch einmal zu einem Gesamtweltcup-Sieg...

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