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Marcel Hirscher: 6 Gründe für 6 große Kugeln

LAOLA1 hat sich auf Spurensuche begeben und nennt 6 Gründe für Marcel Hirschers Kristall-Serie:

Marcel Hirscher: 6 Gründe für 6 große Kugeln

Das gab es noch nie.

Noch kein Läufer der Ski-Geschichte konnte den Gesamtweltcup sechs Mal gewinnen, in Serie ohnehin nicht. Bis jetzt - denn Marcel Hirscher hat sich seine sechste große Kugel in Folge schon vor dem Weltcup-Finale endgültig gesichert.

"Wie macht der das?", fragen sich zahlreiche Fans immer wieder. LAOLA1 hat sich auf Spurensuche begeben und nennt sechs Gründe für die grandiosen Erfolge und die unheimliche Konstanz des Salzburgers:

1) Gesundheit & harte Arbeit

Abgesehen vom Kahnbeinbruch im linken Fuß, den der Salzburger im Februar 2011 erlitt und so die WM verpasste, sowie ein paar kleineren, unbedeutenderen Blessuren war Hirscher nie verletzt. Keine Bänderverletzung im Knie, kein Knochenbruch, keine Rückenprobleme - auch deswegen trifft der Spitzname "Maschine" perfekt auf den 28-Jährigen zu. Denn im Ski-Weltcup gibt es eigentlich keinen anderen Sportler, der derart lange unverletzt blieb. Und genau das ist nötig, um so eine Serie an Gesamtweltcupsiegen hinzulegen. Selbst eine Ausfalldauer von zwei bis drei Wochen macht bereits den Unterschied zwischen Gewinn der großen Kugel oder Rang zwei in der Gesamtwertung aus. Ist das Zufall? Daran glauben die meisten Sportler nicht. Klar, mit viel Pech kann immer etwas passieren, es gibt aber auch gewisse präventive Maßnahmen: Hirscher ist ein Kraftpaket, dennoch war und ist er ein Bewegungstalent. Selbst aus misslichen Lagen kann er sich auf der Piste spielerisch befreien. Dazu kommt sein akribisches Training - vor allem im Sommer pumpt er sich auf, da im Laufe eines Weltcup-Winters einige Kilo verloren gehen. Dabei geht er auch gerne neue Wege, wie etwa die Cross-Fit-Einheiten. Die für die Verletzungsvorbeugung wichtige Balance stärkt der Ski-Dominator beim Slacklinen, Motocross-Trial oder beim Kajakfahren. All das trägt dazu bei, dass er seit Jahren ohne Beschwerden Skifahren kann.

2) Umfeld

Hirscher betont stets, dass er nicht alleine verantwortlich für seine Erfolge ist. Das alles sei nur dank eines starken Teams möglich. "Ich kann noch so einen guten Tag haben - wenn meine Serviceleute nicht mir keinen schnellen Ski zaubern, gewinne ich nicht", sagt er selbst. Doch das "Team Hirscher" ist mehr als nur die Serviceleute und Techniker. Trainer Mike Pircher, Vater und Betreuer Ferdinand, Pressemann Stefan Illek, Mama Sylvia, Freundin Laura Moisl und und und - viele Hinterleute haben großen Anteil an den Siegen und Weltcupkugeln. Dass er sein "eigenes" Team innerhalb des ÖSV aufbauen darf, war übrigens gar nicht so leicht. Denn auch wenn man im Ski-Verband nun auf mehr individuelle Förderung aus ist - Abspaltungen waren nicht immer gerne gesehen. So auch bei Hirscher, der seinen Willen aber durchsetzte und ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel überzeugte, nur so erfolgreich sein zu können. Der Big-Boss stimmte schließlich zu - der Rest ist Geschichte.

3) Material

Inzwischen geht es im Ski-Weltcup fast zu, wie in der Formel 1. Ski, Schuhe, Bindungsplatte und viele weitere Komponenten müssen zusammenspielen. Hier einen Millimeter an der Schraube drehen, dort etwas abschleifen, da drüben noch etwas Feintuning - das Material spielt eine ebenso große Rolle wie der Sportler selbst. Bei allen Bedingungen muss etwas geändert werden, Temperatur, Schneeverhältnisse, Witterung, Höhenlage, Luftfeuchtigkeit sind nur einige der Faktoren, die mit einberechnet werden müssen. Dass es überhaupt so weit gekommen ist, liegt vor allem an Hirscher. Hermann Maier startete den Trend des Material-Tüftlers, Hirscher setzte ihn fort und sogar noch einen drauf. Deshalb musste die Konkurrenz nachziehen. Das Nonplusultra in Sachen Material, Forschung und Tüfteln sind aber nach wie vor der Salzburger und sein Team. Kurze Anekdote: Ferdinand Hirscher reiste wenige Wochen vor der Ski-WM mit einigen Paar Ski nach St. Moritz, um dort gewisse Bindungsplatten und Einstellungen auf dem Schweizer WM-Schnee zu testen. Alleine, ohne Marcel. Klingt verrückt, doch der Erfolg gibt dem Team recht. Ohne dieses Herzblut wären die zahlreichen Siege und die Konstanz über mehrere Jahre hinweg nicht möglich. Aropos Konstanz: Die ist logischerweise der größte Faktor der Kugel-Serie und kommt in allen angeführten Gründen irgendwie vor. Der letzte Ausfall passierte Hirscher im Slalom von Yuzawa Naeba im Februar 2016 - vor über einem Jahr. Den letzten Ausfall im Riesentorlauf setzte es im Februar 2011 - vor über sechs Jahren! Seither kam der Annaberger in 50 (!) Riesenslaloms in Folge stets ins Ziel und beendete nur einen (Adelboden 2013, schwerer Fehler im zweiten Durchgang) nicht in den Top 6.

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4) Talent

Ein großer Teil von Hirschers Fähigkeiten sind das Resultat jahrelanger Arbeit. Aber man darf nicht davon ausgehen, dass dies jeder beim richtigen Aufwand hinbekommen würde. Ein gewisses Talent muss einem in die Wiege gelegt werden. "Das Talent habe ich mitbekommen", bestätigte er selbst vor ein paar Jahren, nur um sofort anzufügen: "Aber Talent alleine hilft dir genau gar nichts." Aber ist es nicht auch ein gewisses Talent, hart arbeiten zu können? Jahr für Jahr das Beste aus sich und seinem Körper herauszuholen? Ich denke schon, denn solche Dinge kann man schwer erlernen. Man kann es statt "Talent" auch "Sieger-Gen" nennen. Über dieses verfügen alle Sport-Größen, und es ist nicht antrainiert. Oftmals macht genau das (neben einer gehörigen Portion Glück) den Unterschied zwischen einem gescheitertem Nachwuchs-Star und einem großen Champion aus.

5) Ehrgeiz

Oftmals ist dieser Ausdruck negativ belastet. Man denkt sofort an überehrgeizige Menschen, die dadurch unsympathisch oder überheblich wirken. In einem gewissen Ausmaß ist Ehrgeiz aber wichtig, für Sportler sogar ein essentieller Antrieb. Auch bei Hirscher. Wie sonst könnte er sich Jahr für Jahr überwinden, das harte Sommertraining abzuspulen? Auch wenn er es selbst niemals zugeben würde, der Annaberger hat nach wie vor Ziele. Obwohl er sich bereits locker zurücklehnen könnte, gibt er nach wie vor genauso viel Gas wie in seinen Anfangsjahren. Im nächsten Jahr stehen die Olympischen Spiele an, eine Goldmedaille bei diesem Großereignis fehlt ihm noch in seiner Sammlung. "Wenn es passiert, passiert es. Wenn nicht, dann soll es eben nicht sein. Dann wäre das der fehlende i-Punkt", spielt der Absolvent der Skihotelfachschule Bad Hofgastein diese Tatsache bereits jetzt herunter. Solche Sätze wird man in den nächsten 340 Tagen bis Pyeongchang noch oft hören, innerlich brennt Hirscher aber bestimmt auf Olympia-Gold. Genau dieser innere Antrieb, nie zufrieden zu sein, dieser Ehrgeiz, ließ ihn auch Jahr für Jahr um die große Kugel kämpfen und gewinnen.

6) Bodenständigkeit

Trotz all der Erfolge ist der 28-Jährige immer Marcel Hirscher geblieben. "Das tolle an ihm ist, dass er sich nicht verändert hat. Er bringt zum Beispiel immer noch den Müll hinunter", bestätigte Freundin Laura Moisl einmal diese These. Auch das ganze Umfeld bleibt stets auf dem Boden. Vater Ferdinand setzt nach dem historischen sechsten Gesamtweltcupsieg in Serie etwa nicht zu Jubelstürmen an. Viel mehr sagt er ganz ruhig: "Ich versuche, trotz der Erfolge bescheiden zu bleiben. Sicher freue ich mich, es ist eine super Sache. Aber man muss demütig sein." Und genau dies zeichnet auch seinen Sohn aus. Übertriebene Jubelstürme? Fehlanzeige. Großkotzige Ansage? Mitnichten! Zahlreiche andere Sportler würden bei derart sensationellen Erfolgen abheben - Hirscher nicht. Das ist Lob und auch Erfolgsgeheimnis. Denn nur deswegen kann er sich immer wieder motivieren, im nächsten Winter erneut anzugreifen. Überheblichkeit, auch nur in der kleinsten Form, würde zu Stillstand führen. Beispielsweise im Training, wenn man der Meinung ist, ohnehin nicht mehr so hart arbeiten zu müssen, weil man schon alles erreicht hat. Und Stillstand bedeutet bekannterweise Rückschritt. Diese Sorgen müssen sich die rot-weiß-roten Ski-Fans bei Marcel Hirscher aber nicht machen.

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